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Immer nur lächeln. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher führte am Freitag über die Baustelle der Staatsoper Unter den Linden. Dort wird nun ein Jahr länger gewerkelt als geplant – erst 2015 soll Fertigstellung sein.

© dpa

Staatsoper eröffnet erst 2015: Berlin verschiebt die nächste Premiere

Nach dem Flughafen Berlin-Schönefeld verzögern sich auch bei der Staatsoper Unter den Linden die Arbeiten – um ein Jahr. Das Budget werde die Verzögerung aber angeblich nicht sprengen.

Der Senat bekommt seine Großbaustellen nicht in den Griff. Die Eröffnung der Staatsoper Unter den Linden muss, wie zuvor die des Flughafens, verschoben werden – um ein Jahr. Dies teilte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Freitag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz mit. Der ebenfalls angekündigte Kulturstaatssekretär André Schmitz erschien nicht. Dabei bringt die auf den April des Jahres 2015 verschobene Eröffnung der sanierten und erweiterten Staatsoper den Spielplan und die Finanzen des Hauses gehörig durcheinander.

„Die Verschiebung ist sehr schmerzlich, insbesondere für die Staatsoper“, sagte Lüscher. Doch die Alternativen dazu, eine Bespielung des Hauses in „halbfertigem Zustand“, seien nach gemeinsamen Beratungen mit einer eigens eingesetzten „Task-force“ verworfen worden. Lüscher sagte, sie sei Anfang März über den drohenden Gau informiert worden und habe binnen zwei Tagen Senatskanzlei und Staatsoper informiert. Trotz der Fehlplanung wolle man das 242 Millionen Euro große Budget für die Arbeiten einhalten.

Grund für die Misere sind im Falle der Staatsoper Holzpfeiler, die in einer Tiefe von 17 Metern unter dem Pflaster entdeckt wurden, während Arbeiten zur Verankerung des Gebäudes liefen. Landesarchäologe Matthias Wemhoff vermutet, dass die Kiefernpfähle zur Verstärkung der im 17. Jahrhundert dort errichteten Festungsmauer Berlins in das Erdreich eingerammt wurden. Er zeigte sich überrascht von den „ungewöhnlichen“ Fund. Lüscher sprach gar von „unerklärlichen“ Funden, weil die Technik seinerzeit solche Gründungen wohl kaum zuließen.

Die Baustelle "Staatsoper" in Bildern

Die Holzpfähle verhindern, dass die Staatsoper auf festem Boden gründet. Denn den Sockel des Gebäudes wollen die Bauleute aus einem Beton-Sand-Gemisch gießen, das in das Erdreich mit gewaltigen Pumpen und großem Druck eingespritzt wird. Die historischen Holzpfähle gefährden die Tragfähigkeit dieses Fundaments. Deshalb muss nun tiefer und mehr Beton in den Boden gespritzt werden. Bei der Verankerung der Staatsoper im Erdreich ist große Sorgfalt geboten, denn das Untergeschoss des Gebäudes ist von Grundwasser umspült, das gewaltige Kräfte ausübt.

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Außerdem ist das Kellergeschoss, das achteinhalb Meter hohe Decken haben wird, wichtig für den Betrieb des Gebäudes. Dort bauen Techniker an den Bühnen, außerdem wird dort wichtige Infrastruktur zur Versorgung des Gebäudes mit Strom, Wärme und Kälte liegen. Auch bei einem benachbarten Großprojekt in Mitte, der Rekonstruktion des Schlosses, stehen Grundierungsarbeiten kurz bevor. Droht nun auch dort ein Fiasko? „Wir haben den Untergrund mit Sondierungsbohrungen wie einen Schweizer Käse durchlöchert“, sagte Manfred Rettig, Chef der „Stiftung Berliner Schloss– Humboldtforum“, auf Anfrage. Man habe den geringsten Zweifel ausschließen wollen, dass überraschende Funde den Bauablauf gefährden könnten. Dies sei bei Großprojekten im historischen Zentrum sehr wichtig. Ein Restrisiko bleibe indes immer.

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Der Intendant der Staatsoper Jürgen Flimm erfuhr erst am Donnerstag von der neuen Entwicklung. Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz zeigte er sich empört über den Ablauf. Zusammen mit Generalmusikdirektor Daniel Barenboim habe er noch am 26. April mit dem Regierenden Bürgermeister folgendes Szenario besprochen: Ein erste Inszenierung am 3. Oktober 2014 aufzuführen und nach ein paar Wochen Spielzeit das Haus wieder zu verlassen, damit es bis Ostern 2015 vollendet werden kann.

Barenboim sagte: „Wir können das in Form und Inhalt nicht akzeptieren“. Er wolle am besagten Termin „unbedingt festhalten“. Die Einnahme-Ausfälle im kleineren Schiller-Theater belaufen sich laut Flimm auf vier Millionen Euro jährlich. Die Rücklagen seien nun aufgebraucht. Die Kosten der weiteren Verzögerung müsse der Senat zusätzlich bereitstellen. Die zusätzlichen Baukosten will Lüscher aus dem „Polster im Budget“, das für solche Notfälle vorgesehen sei, in Höhe von 18 Millionen Euro abdecken.

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