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Berlin: Staatsoper kommt nicht durch den TÜV Bühnentechnik ist lebensgefährlich für die Mitarbeiter Kultursenator verspricht, den Spielbetrieb sicherzustellen

Von Carsten Niemann Die Staatsoper Unter den Linden kann künftig nur noch eingeschränkt ihr Repertoire spielen. Nach einem neuen TÜV-Gutachten, das dem Haus seit dem Wochenende vorliegt, müsse „jederzeit“ damit gerechnet werden, dass Züge der hydraulischen Obermaschinerie „ungewollte und gefährliche Bewegungen“ ausführen.

Von Carsten Niemann

Die Staatsoper Unter den Linden kann künftig nur noch eingeschränkt ihr Repertoire spielen. Nach einem neuen TÜV-Gutachten, das dem Haus seit dem Wochenende vorliegt, müsse „jederzeit“ damit gerechnet werden, dass Züge der hydraulischen Obermaschinerie „ungewollte und gefährliche Bewegungen“ ausführen. Deswegen ordnete der TÜV die Stilllegung der Maschine an. Wegen ihrer veralteten Technik droht der Oper möglicherweise gar die Schließung. Werde die Bühnentechnik nicht in den kommenden Monaten erneuert, müsse das Haus den Betrieb einstellen, sagte Intendant Peter Mussbach am Dienstag. Die Landesregierung kündigte an, die Oper spielfähig erhalten zu wollen und schon bald mit Reparaturen zu beginnen.

Bereits vor Monaten war nach einer Panne während einer Aufführung der hydraulischen Untermaschinerie gestoppt worden. Nun steht auch die Obermaschinerie „wegen Gefahr für Leib und Leben der Mitarbeiter“ nicht mehr zur Verfügung. Solange keine weiteren Mängel an der völlig veralteten Bühnentechnik auftreten, muss das Haus Mussbach zufolge zwar nicht sofort geschlossen werden, doch die Auswirkungen für die Aufführungen kann jeder aufmerksame Zuschauer fühlen. 22 von 42 Produktionen im Repertoire sind betroffen. Derzeit prüfe man, wie die Inszenierungen so an die neuen Bedingungen angepasst werden könnten, dass das Ergebnis „ästhetisch-inhaltlich tragbar“ sei. Zugleich versicherte der Intendant, dass man keinen „Scheinaktionismus“ veranstalten werde, auch auf die Gefahr hin, dass ein Stück vom Spielplan verschwinden müsse. Derzeit suche man nach Lösungen, um die Inszenierungen an die erschwerten neuen Bedingungen anzupassen: „Die Zauberflöte“ mit ihren fließenden Bilderwechseln steht dabei genauso auf dem Prüfstand wie „Fidelio“, „Figaros Hochzeit“, „Lohengrin“ oder die anstehende Wiederaufnahme von Bellinis „Norma“.

Bis zum Sommer 2003 wird man sich mit einem einzigen manuell kontrollierten hydraulischen Zug und weiteren elektrischen oder gar von Hand bewegten Zügen über Wasser halten. Erst dann, in der Spielzeitpause, wäre eine grundlegende Renovierung der maroden Anlage möglich. Dies wäre nach Mussbachs Ansicht nur ein „Notbehelf“ und würde seinen Schätzungen zufolge zwei bis drei Millionen Euro kosten.

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) verkündete in einer ersten Reaktion, Bausenator Peter Strieder (SPD) habe zugesichert „dass die Spielfähigkeit des Hauses gesichert“ werde. Die notwendigen Reparaturen würden bald angepackt. Eine Erneuerung der Bühnentechnik werde Teil eines Opernkonzepts sein, dass er bis Jahresende vorlegen wolle, sagte Flierl. Intendant Mussbach ließ keinen Zweifel daran, dass auch diese Mittel für ihn letztlich nur „rausgeschmissenes Geld“ bedeuteten. Man investiere damit nämlich lediglich in die Reparatur eines Teils der veralteten Bühnenmaschinerie, statt endlich die weitaus wichtigere Aufgabe anzugehen: die Komplettsanierung der Staatsoper.

Nur die könne verhindern dass das Haus nach dem nächsten technischen Ausfall „zur Bauruine“ werde. Ginge es nach Mussbach, würde man mit der Komplettsanierung bereits im kommenden Sommer beginnen können; das Modell eines Public-Private-Partnership – einer Sanierung mit Hilfe privater Partner – und einen Finanzierungsplan, der vorsichtig geschätzt Ausgaben von etwa 120 Millionen Euro vorsehe, habe man in der Tasche. Wohin man während einer Sanierung allerdings mit dem Spielbetrieb ausweichen könne, wollte Mussbach nicht sagen. Das Theater des Westens steht nach dem Verkauf an den neuen Betreiber Stage Holding nicht mehr als Ausweichquartier zur Verfügung. Dass die längst nicht abgeschlossenen Diskussionen um die Finanzierung und die überfällige inhaltliche Profilierung der drei Opernhäuser die Entscheidung für sein Sanierungsmodell nicht gerade befördern, weiß auch Mussbach. Doch der Handlungsdruck liegt für ihn eindeutig bei der Politik. Sein Fazit: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“

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