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Schmuckes Haus. Die Front der Staatsoper ist wieder unverstellt zu bewundern. Das helle Rosa entspricht der Farbgebung aus den 1950er Jahren. Wiedereröffnung ist am 3. Oktober.

© Thilo Rückeis

Staatsoper wieder unverhüllt: Preußisch Pink

Die Staatsoper zeigt sich in Zartrosa. Auf der Baustelle beginnt der Endspurt.

Nun sind die Gerüste weg, und manche reiben sich die Augen: Rosa? War das schon immer so? Das Farbkonzept geht laut „Deutsche Bauzeitschrift“ auf den Wiederaufbau der Staatsoper durch Richard Paulick in den 1950er Jahren zurück. „Die historische Farbe konnte anhand von Befunduntersuchungen und alten Aufnahmen ermittelt werden.“

Paulick orientierte sich mit Rückendeckung der DDR-Führung an der 1741 von Knobelsdorff gebauten Original-Oper, die 1843 abbrannte. Rosa wurde in den 1990er Jahren auch das Zeughaus gestrichen. Das neue Stadtschloss strahlt dagegen in hellem Gelb. Dezente Farbgebungen allemal, die von Staub und Ruß bald ihren einheitlichen Grauschleier erhalten. Kein Grund, sich aufzuregen.

Die Restauratoren haben noch bis Dezember Zeit für letzte Arbeiten.
Die Restauratoren haben noch bis Dezember Zeit für letzte Arbeiten.

© Jörg Carstensen/dpa

Bei der jüngsten Baustellenführung zeigten sich Senatsvertreter und Opernintendanz zuversichtlich, dass nach den Skandalen um Kostenexplosion und Terminverschiebungen keine weiteren Überraschungen zu erwarten sind. Ab 1. August dürfen die Mitarbeiter ihr Stammhaus wieder betreten, obwohl es sich offiziell noch um eine Baustelle handelt. Mitte September ist die Bauabnahme geplant. Mit vierjähriger Verspätung soll das Haus am 3. Oktober wiedereröffnet werden, mit den „Faust-Szenen“ von Robert Schumann, um es anschießend bis zum Dezember erneut zu schließen, für letzte Bauarbeiten und Vorbereitungen auf den regulären Spielbetrieb.

Die Denkmalschützer haben sich entschlossen, im Wesentlichen den Paulick-Nachbau beizubehalten. Realsozialistisches Rokoko, ärgern sich bis heute die Kritiker des Bauprojekts. Die Staatsoper passt damit zum Betonschloss mit Barockhülle und gerasterter Ostfassade. Und zum ebenfalls neu errichteten Kommandantenhaus dazwischen. Es wird einige Jahrzehnte dauern, bis das Ensemble aus preußischen Originalgebäuden und modernen Rekonstruktionen so viel Patina angesetzt hat, dass der Laie darüber hinwegsehen kann.

Das Dach des Zuschauersaals wurde um vier Meter angehoben, darunter befindet sich jetzt ein leerer Raum, die "Nachhallgalerie"
Das Dach des Zuschauersaals wurde um vier Meter angehoben, darunter befindet sich jetzt ein leerer Raum, die "Nachhallgalerie"

© Jörg Carstensen/dpa

Der Dirigent Christian Thielemann warb 2008 im Tagesspiegel für das Paulick’sche Schmuckkästchen: „Wichtig ist der Plüsch, sind Blattgold und Stuckaturen. Insofern schlägt die sinnliche Erfahrung, das kollektive Empfinden jede höhere ’Wahrheit’. Die Staatsoper Unter den Linden, wie sie sich heute präsentiert, ist eine liebenswerte Promenadenmischung. Ein vergleichbares Gebäude findet sich in ganz Deutschland nicht.“

Hinter Plüsch und Stuck steckt modernste Bühnentechnik. Die Bühnenbilder können komplett aufgebaut auf die Hauptbühne geschoben werden. Mensch und Material erreicht das Opernhaus durch einen 115 Meter langen Tunnel, der die Kosten deutlich in die Höhe trieb. Rund 400 Millionen Euro werden inzwischen angepeilt, mehr als doppelt so viel wie einst geplant. Dafür sollen es die Zuschauer auf den 1368 Sitzen künftig komfortabler haben als zuvor. Auch der Klang werde besser, versprechen die Musiker. Die Decke über dem Zuschauersaal wurde vier Meter angehoben, damit verlängert sich der Nachhall um entscheidende 0,5 Sekunden.

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