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Berlin: Staatsoper zwischen Hoffen und Bangen

Finanzsenator sagt Geld für Sanierung zu – Gutachter rechnen mit Gesamtkosten von 230 Millionen Euro

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat am Dienstag bei der Bekanntgabe der jüngsten Steuerschätzung überraschend erklärt, Berlin werde von 2010/2011 an 50 Millionen Euro für die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden in den Haushalt einstellen. Damit gab erstmals ein Mitglied des Senats eine konkrete Finanzzusage in der Diskussion um die Zukunft des maroden Theatergebäudes. Der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) hatte sich bislang über sein generelles Bekenntnis zu den drei Opernhäusern der Stadt hinaus nie auf belastbare Zahlen festlegen lassen.

Unterdessen wurde allerdings bekannt, dass die Sanierung der Staatsoper vermutlich 100 Millionen Euro teurer wird als ursprünglich angenommen. Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus, Alice Ströver (Grüne), überraschte die Parlamentarier aller Fraktionen mit der Information, ein Gutachter habe den Finanzbedarf auf 230 Millionen Euro beziffert. Klaus Wowereit wollte die von der Grünen-Politikerin genannte Summe weder bestätigen noch dementieren. Derzeit würden die Zahlen noch in der Kulturverwaltung sowie bei der Senatorin für Stadtentwicklung geprüft.

Die ursprünglich geschätzten Sanierungskosten von 130 Millionen Euro hatte Staatsopernintendant Peter Mussbach stets als „fiktiv“ bezeichnet und betont, erst nach einer Substanzanalyse könne man wirklich verlässlich kalkulieren. Unklar war bislang beispielsweise, ob die Betonwanne, auf der das gesamte Theater steht, vollständig oder nur teilweise erneuert werden muss. Bezahlt hat die bauvorbereitende Maßnahme übrigens nicht das Land Berlin, sondern der „Verein der Freunde und Förderer der Staatsoper“: Bis 2008 will der Unterstützerkreis 1,7 Millionen Euro für die Evaluierung vorstrecken. Der Vereinsvorsitzende Peter Dussmann hat sich zum Ziel gesetzt, 30 Millionen Euro von Privatleuten einzuwerben. Staatskulturminister Bernd Neumann hat zugesagt, sich mit 50 Millionen Euro an der Sanierung zu beteiligen, wenn auch Berlin 50 Millionen bereitstellt.

Die nun errechneten Kosten in Höhe von 230 Millionen Euro lassen sich indes nur finanzieren, wenn der Kulturstaatsminister seinen Zuschuss erhöht, idealerweise auf 150 Millionen Euro. Hartnäckig halten sich auch Gerüchte, dass Angela Merkel hinter den Kulissen eine Übernahme der Staatsoper durch den Bund vorbereitet: Schließlich hatte sie verkündet, als Bundeskanzlerin das Haus zur nationalen Oper machen zu wollen.

Was aber macht die Staatsopernsanierung so teuer? Geht es nach dem Willen von Daniel Barenboim und seinem Intendanten Peter Mussbach, wird das Haus bis auf die Außenmauern entkernt. Für die Ausgestaltung des Innenlebens gibt es drei Varianten: Die günstigste Lösung sieht ansteigende Reihen im Parkett vor, um eine bessere Sicht auch von den hinteren Plätzen zu gewähren. Bei der anspruchsvollsten Variante würde das Dach angehoben werden, um Platz für einen vierten Rang zu schaffen. Dadurch könnte, so hofft man, die legendäre Akustik des Hauses wiederhergestellt werden. Außerdem ließe sich dann noch ein Dachterrassencafé mit spektakulärer Aussicht auf den Prachtboulevard Unter den Linden unterbringen.

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