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Berlin: Staatssekretär will in KrankenhäusernLeistungszulagen nach Schulnoten vergeben

Lohnsprünge nach Arbeitsqualität statt nach Alter und DienstjahrenVON BERNHARD KOCH Berlin.Die rund 60 000 Mitarbeiter in Berlins Krankenhäusern sollen sich Lohnerhöhungen künftig nicht mehr "ersitzen".

Lohnsprünge nach Arbeitsqualität statt nach Alter und DienstjahrenVON BERNHARD KOCH Berlin.Die rund 60 000 Mitarbeiter in Berlins Krankenhäusern sollen sich Lohnerhöhungen künftig nicht mehr "ersitzen".Statt Lebensalter oder Dienstjahren, wie im öffentlichen Dienst üblich, will Gesundheits-Staatssekretär Detlef Orwat (CDU) individuelle Leistung zum Kriterium für mehr oder weniger Gehalt machen.Sein Ziel strebt Orwat durch einen Modell-Haustarifvertrag im neuen Unfall-Krankenhaus Marzahn an, der nach und nach in sämtlichen Heilstätten gelten soll.Mit Zulagen und Prämien können nach Schätzung Orwats 70 Prozent des Klinikpersonals rechnen: "Ich will ein gerechteres Tarifsystem, das sage ich den Gewerkschaften schon seit anderhalb Jahren." Ein Muster-Bewertungsbogen nach Leistungsmerkmalen wird derzeit erarbeitet, im Gespräch sind Zulagen von 900 Mark bei "sehr guter" Leistung, 600 Mark bei "gut" und 300 Mark für "befriedigend".Für "ausreichende" Arbeitsleistung ist keine Prämie vorgesehen.Die Gewerkschaft ÖTV sieht in der geplanten Abkehr vom Bundes-Angestellten-Tarifvertrag (BAT) das Risiko eines Dammbruches und will nach Kräften Nachteile für die Beschäftigten verhindern Ein konsequentes Nein der Gewerkschaften zum Haustarif hätte zur Folge, daß "automatisch" der Bundestarif auch in Marzahn gilt. Die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund betont Vorteile einer Tarifreform: "Wenn eine 25jährige Krankenschwester nur wegen ihres Alters 1000 Mark weniger verdient als ihre 45jährige Kollegin, obwohl die junge Schwester mehr kann und engagierter arbeitet, ist dies absurd und hemmt jede Motivation", sagt Günther Jonitz, Landeschef der Ärztegewerkschaft und zugleich Vizepräsident der Berliner Ärztekammer.Leistungsprämien und ein neues Besoldungssystem gibt es seit gestern auch für Deutschlands Beamte.Der bisherige automatische Aufstieg alle zwei Jahre in höhere Dienstaltersstufen ist entfallen. Der BAT ist derzeit Tarifgrundlage auch in nichtstädtischen und privaten Krankenhäusern der Stadt, überall gibt es schematische Lohnsprünge nach Dienstalter (alle zwei Jahre) und den sogenannten Bewährungsaufstieg.Auch Kliniken mit Haustarifen wie das Weddinger Herzzentrum orientieren sich am Bundes-Tarifvertrag, gewähren aber zusätzliche Leistungen. Für Staatssekretär Orwat bietet sich im Unfall-Krankenhaus die Chance, "grundsätzlich innovative Ideen" im Tarifrecht sowie im Arbeitsablauf zu verwirklichen.So sollen in der Klinik, die am 1.September eröffnet und vom Land Berlin (Trägeranteil 60,5 Prozent) und den Berufsgenossenschaften (40 Prozent) betrieben wird, OP-Säle im Mehrschichten-Betrieb sechs Tage in der Woche genutzt werden.Dies setzt flexible Arbeitszeitmodelle voraus. Für Leistung statt Alter als Kriterium für Gehaltssprünge spricht sich auch der Ärztliche Leiter in Marzahn, Axel Ekkernkamp aus.Der 39jährige Chirurg, der von der Bochumer Unfallklinik Bergmannsheil nach Berlin wechselt, ist selbst gewerkschaftlich aktiv.Er freue sich darauf, in Kooperation mit den Kollegen antiquierte Strukturen aufzubrechen und patientenbezogene Medizin hoher Qualität anzubieten.

BERNHARD KOCH

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