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Ja, ich will. 2011 heirateten auch Georg Friedrich Prinz von Preußen und Prinzessin Sophie in Potsdam, in den Neuen Kammern im Park Sanssouci. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Stadt der Ja-Sager

Heiraten in Potsdam ist auch bei Berlinern und Abgewanderten populär: Fast die Hälfte der dort getrauten Paare kommt von auswärts.

Potsdam - Der älteste Bräutigam war 86 Jahre alt, die jüngste Braut kam nur einen Tag nach ihrem 18. Geburtstag ins Standesamt: 870 Paare haben sich 2012 in Potsdam das Ja-Wort gegeben, weitere 23 gleichgeschlechtliche Paare eine Lebenspartnerschaft geschlossen. So berichtete es jetzt Ulrike Wildner, Leiterin des Standesamtes, in ihrer Jahresbilanz. Heiraten in Potsdam sei unverändert nachgefragt: Die Zahl der Hochzeiten lag in den letzten Jahren stets zwischen 850 und 950.

Auch bei Nicht-Potsdamern ist die Havelstadt für den großen Tag beliebt: Rund 40 Prozent der im Standesamt getrauten Paare wohnen gar nicht dort. Sie kommen aus dem Umland, aus Berlin, dem Bundesgebiet und sogar dem Ausland. So seien schon Paare aus London oder der Schweiz gekommen – meist ausgewanderte Potsdamer, gab Wildner zu.

Wer den Partner fürs Leben gefunden hat, kann bei der Trauungszeremonie noch einmal wählen: Denn die zehn Standesamts-Mitarbeiterinnen – ein in Potsdam seit Jahren weiblicher Beruf – trauen nicht nur im Stadthaus, wo das frühere Gartenzimmer des Regierungspräsidenten das dekorative Ambiente bietet. Im Angebot sind auch Trauungen im Schloss Kartzow, im Herrenhaus des Kronguts Bornstedt, in der Kirche auf dem Neuendorfer Anger sowie im Maurischen Kabinett des Belvederes auf dem Pfingstberg – dafür wird ein Aufpreis zwischen 120 Euro (Krongut) und 400 Euro (Belvedere) fällig. Das Zimmer mit Ausblick auf dem Pfingstberg sei vor allem bei Berlinern beliebt, sagt die Standesamtschefin. Mehr Raum bietet allerdings die Kirche am Neuendorfer Anger, die nach der Sanierung nicht mehr als Gotteshaus genutzt wird: Bis zu 110 Gäste haben Platz.

Bei der Gestaltung der Zeremonie sind die angehenden Eheleute oder Lebenspartner in Potsdam zunehmend erfinderisch: Die Braut ganz in Weiß und mit Schleier ist eher die Ausnahme. Am beliebtesten sind laut Wildern cremefarbene Hochzeitskleider, auch Jeans kommen vor. 2012 hat ein Paar sogar ganz in Schwarz geheiratet – und eines in Fahrrad-Montur. Dabei sei die komplette Hochzeitsgesellschaft per Rad angereist. In der Kirche im Neuendorfer Anger hatte sich ein Paar die Ringe von einem Falken einfliegen lassen. Doch nicht immer gibt es Ringe: Dann werden etwa Amulette oder Armbänder getauscht.

Auch bei der Musik zum Ja-Wort ist der Hochzeitsmarsch längst nicht mehr der Renner: „Die Wünsche bewegen sich von Mozart bis Rammstein“, erzählt Ulrike Wildner, die in zehn Jahren als Standesamtsmitarbeiterin beinahe 900 Paare getraut hat. Selbst Walgesänge oder Nationalhymnen seien schon gespielt worden.

Für den Wunschtermin sollten sich Heiratswillige sechs Monate vorher melden. Am beliebtesten sind Freitage und Sonnabende in den Sommermonaten. „Unsere Saison geht von Mai bis September“, sagt Ulrike Wildner. An Gebühren werden für eine Hochzeit samt Eheurkunde mindestens 80 Euro fällig.

Zwischen 30 und 40 Hochzeiten pro Jahr werden in Potsdam im Vorfeld wieder abgesagt – auch wegen Trauerfällen in der Familie. Unvergesslich ist Wildner eine Trauung, bei der sie anderthalb Stunden auf die wegen Kleiderkomplikationen verspätete Braut wartete. Doch eine Braut, die sich dann nicht traut, hat sie noch nicht erlebt. Doch vereinzelt gebe es Bräute, die beim „Ja“ zögerten: „Da kommen einem Sekunden vor wie Stunden.“ Jana Haase

Weitere Informationen unter www.potsdam.de/heiraten

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