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Berlin: Stadtbad Oderberger Straße vor der Sanierung

Wie schön, wenn man zum 100. Geburtstag den Schlüssel für ein zweites Leben geschenkt bekommt.

Wie schön, wenn man zum 100. Geburtstag den Schlüssel für ein zweites Leben geschenkt bekommt. Dem historischen Bad in der Oderberger Straße ist dies Glück vergönnt: Am Freitagabend überreichte der Geschäftsführer des Berliner Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, den Schlüssel an Bernd Holtfreter von der "Genossenschaft Stadtbad Oderberger Straße e.G.Ü. Auf den Tag genau ein Jahrhundert nach der Eröffnung gehört das denkmalgeschützte Gebäude nun der Initiative, die sich seit elf Jahren um seine Rettung bemüht.

Gemeinsam mit dem Schweizer Bäderbetreiber Harald Kannewischer haben die Mitglieder - rund 750 sollen es sein - ein Sanierungskonzept entwickelt, nach dem im Jahr 2005 wieder Wasser ins Schwimmbecken einlaufen soll. Seit 1986 ist das prächtige Bad, dessen Inneres mit seinen reich verzierten Säulen, Wandelgängen und der Kreuzgratdecke wie eine Kirche anmutet, wegen Baumängeln geschlossen. Wellen schlug seitdem allenfalls der Zoff um die Sanierung. Der Putz bröckelt, die Farbe blättert. Nur die Graffiti-Schmierereien an Fassade und Fenstern sehen relativ frisch aus.

Während bei der Eröffnung 1902 noch der Kaiser Wilhelm II. persönlich anwesend war, erschienen zur jetzigen Schlüsselübergabe nur Kultursenator Thomas Flierl und dessen Kollegin Heidi Knake-Werner aus dem Gesundheitsressort. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse ließ sich von seinem Büroleiter entschuldigen; auch Bezirksbürgermeister Burkhard Kleinert hatte kurzfristig abgesagt. Dafür waren die auf dem zugigen Gehweg vor der düsteren Renaissance-Fassade gehaltenen Schlüsselübergabefestreden erfreulich kurz. Alle Ehrengäste lobten das zähe Engagement der Genossenschaft und wünschten baldiges Anbaden. Doch vor dem Badewasser wird viel Schweiß und noch mehr Geld in das Stadtbad fließen müssen.

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