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Berlin: Stadtbär Tilo ist tot

Braunbär wurde überraschend eingeschläfert Das Tier war an Lymphknotenkrebs erkrankt

Was für viele nach dekadentem Luxus klingt, ist im Bärenzwinger am Köllnischen Park in Mitte aus medizinischer Sicht notwendig: Mit einer Fußbodenheizung sollen die Bewohner des Geheges vor schlimmen Rheumaerkrankungen geschützt werden. Gegen einige andere Leiden sind sie jedoch kaum gefeit. Der seit 1990 amtierende Stadtbär Tilo musste am Donnerstagabend eingeschläfert werden. Das 17-jährige Tier war unheilbar an Lymphknotenkrebs erkrankt.

„Das kam für alle sehr überraschend“, sagt Karin Rietz, Pressesprecherin des Bezirksamts Mitte. Seit knapp vier Wochen habe der Bär gekränkelt, sei schlapp und apathisch gewesen, verweigerte jegliche Nahrung. Nachdem verschiedene Untersuchungen, unter anderem eine Darmspiegelung, keinen Hinweis auf eine Ursache für dieses Verhalten gaben, sollte ein operativer Eingriff Aufschluss bringen. „Dabei wurde festgestellt, dass Magen und Leber von Metastasen befallen waren“, sagt Reitz. Diese hatten sich schon so weit ausgebreitet, dass Tilo nicht mehr zu retten war und noch auf der Stelle eingeschläfert wurde.

Während Eisbärbaby Knut derzeit die ganze Welt verzückt, ist Tilos Tod für Bärenfans der zweite traurige Vorfall innerhalb kurzer Zeit. Ende März starb im Zoo die 22-jährige Pandabärin Yan Yan an einer Darmverstopfung. Auch bei ihr gab es keine Anzeichen auf eine Erkrankung. Die Bärin wurde tot auf der Außenanlage ihres Geheges aufgefunden.

In welcher Form künftig an Tilo erinnert werden soll, darüber wird sich das Bezirksamt erst noch Gedanken machen, sagt Sprecherin Karin Rietz. Ausgestopft wird der Braunbär aber wohl nicht. Für die Operation wurde ihm das Fell auf dem Bauch abrasiert, das gäbe keinen schönen Anblick. Denkbar ist aber eine Gedenktafel am Zwinger.

Tilos Artgenossinnen Maxi und Schnute, mit denen er bis zuletzt im Bärenzwinger lebte und mit denen er fünf Nachkommen zeugte, geht es unterdessen gut – einigermaßen. „Sie vermissen ihn natürlich, schließlich haben sie 16 Jahre zusammengelebt“, sagt Christa Junge vom Verein Berliner Bärenfreunde, der sich um den Zwinger kümmert. Die zuletzt geäußerte Kritik von Tierschützern, die Bären würden auf dem 480 Quadratmeter großen Gelände nicht artgerecht gehalten, weist sie zurück. „Die Größe ist sicher nicht optimal, aber sie entspricht den gesetzlichen Vorschriften.“

Der Bärenzwinger wurde 1939 eröffnet, im August zogen die ersten vier Braunbären ein. Ein Berliner Bürger hatte in einem Brief an den damaligen Oberbürgermeister Julius Lippert angeregt, dem Wappentier der Stadt eine Unterkunft einzurichten. Dafür wurde ein Gebäude der Straßenreinigung umgebaut. Seit Jahren kommen nach Auskunft von Christa Junge täglich etwa 200 Besucher zum Bärenzwinger. Wie Tilos Nachfolge im Stadtbären-Amt geregelt werden soll, ist vorerst offen. Junge plädiert für eine der Bärinnen: „Wir haben eine Bundeskanzlerin. Warum also nicht eine Stadtbärin?“

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