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Comeback eines berühmten Kinos. Rund drei Jahre nach der Schließung öffnet am 27. November der modernisierte Zoo-Palast.

© Thilo Rückeis

Stadtentwicklung in der Berliner City West: Rund ums Europa-Center bewegt sich viel

Im Europa-Center mögen sich die Neuerungen in Grenzen halten – dafür geschieht in der Umgebung umso mehr. Die Ideen und Projekte im Überblick.

ZOO-PALAST UND BIKINI-HAUS

Knapp drei Jahre nach seiner Schließung öffnet das berühmte Kino Zoo-Palast am 27. November wieder – als erster Teil des Projekts „Bikini Berlin“, zu dem auch die Modernisierung des angrenzenden Bikini-Hauses aus den 1950er Jahren gehört. Ursprünglich wollte der Investor Bayerische Hausbau das Kino abreißen, das Bezirksamt konnte das Baudenkmal in Verhandlungen retten. Ab 2014 wird das 56 Jahre alte Filmtheater auch wieder zur Spielstätte der Berlinale. Der neue Betreiber Hans-Joachim Flebbe hat den Zoo-Palast ähnlich komfortabel eingerichtet wie seine Astor Film Lounge am Kurfürstendamm.

Das Bikini-Haus verdankt seinen Spitznamen einem früheren Luftgeschoss in der zweiten Etage, das die Fassade optisch teilte. Anfang 2014 soll eine Einkaufspassage mit rund 60 Läden und 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche öffnen. Es werde nur wenige allseits bekannte Filialisten geben, versichern die Bauherren. Als Besonderheit siedele man viele Geschäfte an, die in Berlin und Deutschland sonst kaum zu finden seien. In einem weiteren Gebäude neben dem Elefantentor des Zoos entsteht ein Design-Hotel der Marke „25hours“.

BEATE UHSE

Vor dem Abriss. Die als Schmuddelecke verrufene Passage mit dem Erotikmuseum und einigen Geschäften soll einem Neubau weichen.
Vor dem Abriss. Die als Schmuddelecke verrufene Passage mit dem Erotikmuseum und einigen Geschäften soll einem Neubau weichen.

© Cay Dobberke

Der triste Block entlang der Joachimstaler Straße gilt als Schmuddelecke. Jetzt hat der US-Investor Hines das Haus des 1995 eröffneten Beate-Uhse-Erotikmuseums an der Ecke Kantstraße gekauft. Es soll einem sechsstöckigen Neubau mit Büros und Läden weichen – ebenso wie die angrenzende Passage mit einem Sexshop, einem Spielcasino, Imbissbuden und anderen Geschäften sowie der kleine Flachbau in der Kantstraße 6 mit dem Second-Hand-Laden Humana. Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) ermuntert Hines, höher zu bauen. Dies würde allerdings länger dauern, das Planungsrecht müsste geändert werden.

Das Erotikmuseum, dessen Mietvertrag bis Ende 2015 läuft, zieht eventuell früher aus; ein Ersatzstandort wird schon gesucht.

HARDENBERGPLATZ

Ungemütlich. Künftig soll der Hardenbergplatz vor dem Bahnhof Zoo mehr zum Verweilen einladen.
Ungemütlich. Künftig soll der Hardenbergplatz vor dem Bahnhof Zoo mehr zum Verweilen einladen.

© Cay Dobberke

Schön ist es nicht auf dem Platz vor dem Bahnhof Zoo: Parkplätze, Bushaltestellen und Taxis prägen das Bild. Doch eine Neugestaltung ist geplant: Autos sollen in einer Tiefgarage parken, Taxis in der nahen Jebensstraße warten und BVG-Busse so verkehren, dass sie weniger Raum beanspruchen. Auf den frei werdenden Fläche könnten unter anderem Großveranstaltungen stattfinden.

Noch diskutieren Bezirksvertreter, Anrainer und Experten verschiedene Modelle am Runden Tisch – darunter auch Alternativen zur Tiefgarage. Ein Stadtplanungsbüro hält temporäre oberirdische Parkplätze für denkbar, die bei Bedarf anders genutzt werden. Ebenso wäre ein Parkhaus auf dem BVG-Betriebshof an der Hertzallee möglich, falls dieser auf das Nachbargelände des gescheiterten Riesenrad-Projekts zieht.

Den privaten Bauherren und Betreiber der Tiefgarage will der Bezirk nach der für 2014 geplanten Ausschreibung auswählen.

Nördlich des Bahnhofs schlagen der Architekt Jan Kleihues und Ex-Bundesbaumanager Florian Mausbach neue Hochhäuser vor, eine Verwirklichung ihrer Vision ist aber nicht absehbar. Die Bahn lässt seit 2006 außer ein paar Zügen nach Osteuropa keine Fernzüge mehr am Zoo halten – trotz vieler Proteste.

HOCHHAUS IM BAU

Zeichen setzen. Zwischen Gedächtniskirche (links) und „Zoofenster“ (rechts) entstehen ein Hotel und Büros im 118-Meter-Turm „Upper West“.
Zeichen setzen. Zwischen Gedächtniskirche (links) und „Zoofenster“ (rechts) entstehen ein Hotel und Büros im 118-Meter-Turm „Upper West“.

© Simulation: promo

„Upper West“ heißt das zweite 118-Meter-Hochhaus am Rande des Breitscheidplatzes, für das die Bagger zwischen Ku'damm und Kantstraße rollen. Das Unternehmen „Strabag Real Estate“ will den Zwillingsturm 2016 eröffnen und 250 Millionen Euro investieren.

Auch in dieses Hochhaus zieht ein Hotel, anders als im „Zoofenster“ mit dem im Januar 2013 eröffneten Waldorf-Astoria geht es aber nicht um Luxus. Die Budget-Kette „Motel One“ plant ihren größten Berliner Standort mit 582 Zimmern in 18 der 34 Etagen. Außerdem entstehen Büros, Geschäfte und eventuell Mietwohnungen in drei bis vier Geschossen. Ein vorgelagertes, 37 Meter hohes Riegelgebäude am Ku’damm ist für weitere Läden und Büros gedacht.

Noch wird an den Fundamenten gearbeitet; nach oben wachsen soll der Neubau ab dem Frühjahr. Die Entwürfe stammen vom Architekten Christoph Langhof, er hatte schon 1995 ein Hochhaus vorgeschlagen. Dem Neubau mussten die letzten Reste des denkmalgeschützten Schimmelpfeng-Hauses aus den 50er Jahren weichen. Die markante Überbauung der Kantstraße war bereits 2009 für das Zoofenster abgerissen worden.

NEUES KRANZLER-ECK

Glaspalast. Ein Archivbild des Neuen Kranzler-Ecks. Das namensgebende Café gibt es nur noch in der alten Rotunde.
Glaspalast. Ein Archivbild des Neuen Kranzler-Ecks. Das namensgebende Café gibt es nur noch in der alten Rotunde.

© Thilo Rückeis

Das „Neue Kranzler-Eck" ist nun auch schon 13 Jahre alt. Der 54 Meter hohe Glaspalast mit einer Einkaufspassage, Büros und einem Fitnesscenter war nach der deutschen Einheit das erste große Neubauprojekt in der Gegend. Es wurde vom Architekten Helmut Jahn mit einer ungewöhnlichen Glasspitze gestaltet, die wie ein Schiffsbug wirkt. Es gilt als wegweisend für die späteren Hochhausprojekte. Die moderne Architektur blieb allerdings umstritten, die zugige Shoppingpassage etablierte sich ebenfalls nur langsam.

Vor allem ältere Berliner und Touristen trauern dem historischen Café Kranzler nach. Es besteht nur noch in der denkmalgeschützten kleinen Rotunde fort. Zum Quartier gehört auch das „Lindner Hotel“ im einstigen Gebäude der Victoria-Versicherung.

HOTEL ZOO UND APPLE-STORE

Neuanfang. Das „Hotel am Zoo“ kehrt im Sommer 2014 als „Hotel Zoo“ zurück.
Neuanfang. Das „Hotel am Zoo“ kehrt im Sommer 2014 als „Hotel Zoo“ zurück.

© Cay Dobberke

Die Baugerüste vor dem denkmalgeschützten „Hotel am Zoo“ sind schon verschwunden. Im Sommer 2014 soll es als „Hotel Zoo“ neu eröffnen. Früher hatten dort Stars aus aller Welt gastiert, in den 1950er Jahren war das Haus das offizielle Hotel der Berliner Filmfestspiele.

Nebenan kam es im vorigen Mai zu langen Warteschlangen, als im ebenfalls denkmalgeschützten Haus Wien nach viel Geheimniskrämerei der größte deutsche „Apple-Store“ aufmachte. Zuvor war das 100 Jahre alte Gebäude vor allem als „Filmbühne Wien“ bekannt, ursprünglich beherbergte es auch das „Café des Westens“.

BREITSCHEIDPLATZ

Gedankenspiele. Über den Breitscheidplatz wird derzeit viel diskutiert. Sogar der als „Wasserklops“ bekannte Weltkugelbrunnen wurde in Frage gestellt.
Gedankenspiele. Über den Breitscheidplatz wird derzeit viel diskutiert. Sogar der als „Wasserklops“ bekannte Weltkugelbrunnen wurde in Frage gestellt.

© Cay Dobberke

Seit der Vorschlag von Geschäftsleuten bekannt wurde, den als „Wasserklops“ bekannten Weltkugelbrunnen auf dem Breitscheidplatz abzureißen, ist die Empörung groß. Nur Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) nannte die Idee, die einem Runden Tisch zur Zukunft des Platzes entstammt, zumindest bedenkenswert. Die CDU will den Brunnen retten, auch Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) ist für die Erhaltung. Die Gedankenspiele scheinen vom Tisch.

Aber es wird Veränderungen auf dem Platz geben, der den Namen des NS-Widerstandskämpfers Rudolf Breitscheid trägt. Im Januar muss die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ihren kleinen Markt schließen. Der Bezirk will die Imbiss- und Souvenirbuden nur bis zum Abschluss der Sanierung des alten Kirchturms dulden. Im Gespräch ist dafür ein kircheneigenes Café.

Reduziert werden soll die Zahl von Veranstaltungen. Nicht nur Stadtrat Schulte kritisiert zum Beispiel das Event „City West Celebrates Ifa“ zur Funkausstellung als „Werbepräsentation von Samsung“. Am 21. November diskutiert die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über den Platz. Bereits 2006 wurde nebenan der Autotunnel in der Budapester Straße zugeschüttet.

UNIQLO, EHEMALS NIKETOWN

Im Modell. Der geplante Uniqlo-Laden im früheren Niketown-Haus.
Im Modell. Der geplante Uniqlo-Laden im früheren Niketown-Haus.

© Simulation: promo

Im Frühjahr will die größte japanische Textilkette „Uniqlo“ im ehemaligen Sportkaufhaus „Niketown“ auf drei Etagen mit 2700 Quadratmetern Verkaufsfläche eröffnen.

Nike zieht derweil ins Europa-Center, im Frühjahr soll dort der „Nike Inline Store“ öffnen. Auch im künftigen größten Berliner Shopping-Center am Leipziger Platz plant der US-Konzern ein Geschäft.

Niketown hatte im Juni nach 16 Jahren geschlossen, als Grund wurde ein „dezentraleres Verkaufskonzept“ genannt.

Das Haus an der Ecke Tauentzien- und Nürnberger Straße hat eine wechselvolle Geschichte. Der Vorgängerbau war als Bettenhaus Rutz bekannt. Doch Mitte der 90er Jahre wurde es nach einer Zwangsversteigerung abgerissen –eine Folge der betrügerischen Immobilienspekulationen des Bauunternehmers Jürgen Schneider. Bettenhaus-Chef Friedrich Boyens schreibt gerade ein Buch darüber, wie er schuldlos an den Rand der Pleite getrieben wurde. Vorwürfe macht er vor allem der Bank NordLB, die Schneiders Partner war. Von seinen stadtweit zehn Filialen existiert heute nur noch eine in Schmargendorf. Er will sie bald verkaufen.

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