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© Sony Pictures

2012-Filmpremiere: Die ultimative Katastrophe

Ganz große Lust am Untergang: Die Europapremiere des Krachbummschepper-Films „2012“ stieg am Sonntagabend mit Regisseur Roland Emmerich und Hauptdarsteller John Cusack in Berlin am Potsdamer Platz.

Glück gehabt! Merkel blieb Kanzlerin. Wäre es nicht so gekommen, hätte man dann die deutsche Regierungschefin in „2012“ umbesetzen, sie gegen einen Mann austauschen müssen? Roland Emmerich, nach „Independence Day“ und „The Day After Tomorrow“ erneut der „Master of Desaster“, lacht über die Frage, das kann man deuten wie man will. Ohnehin nur „Anleihen, aber nicht zu sehr“, habe er bei Angela Merkel und anderen Politikern gemacht, am deutlichsten bei der Queen und ihren Corgi-Hunden, die sie vor der alles verschlingenden Sintflut auf die rettende Arche mitnimmt.

Gleichwohl, der Premierenbesuch der Kanzlerin stand gestern nicht auf dem Plan, sie hatte andere Pläne. Aber auch sonst gab es auf dem roten Teppich vor dem Cinestar am Potsdamer Platz für die Schaulustigen am frühen Sonntagabend einiges zu sehen. Zunächst einmal die Kulissen, kantige, felsähnliche Gebilde, vage Reminiszenzen an die zusammensackenden Wolkenkratzer im Film, dazu Wasserspiele, vor denen die auf sauberen Ton bedachten Fernseh- und Radioleute gewarnt worden waren: „Aufgrund der Installation am Roten Teppich kommt es zu einer erhöhten Geräuschentwicklung.“ Regisseur Emmerich ist solch ein Rauschen von den Dreharbeiten ja gewohnt, auch seine Darsteller John Cusack, Amanda Peet und Chiwetel Ejiofor kann man mit Wasser nach „2012“ kaum mehr schrecken, ebenso nicht die Riege der Produzenten, darunter Ute Emmerich, Schwester des Regisseurs.

Einen langen Arbeitstag voller Interviews hatten sie da schon hinter sich, absolviert im Hotel de Rome in der Behrenstraße, Fragen und Antworten am Fließband, Überraschungen nicht ausgeschlossen. Zum Beispiel durch Chiwetel Ejiofor, britischer Schauspieler mit nigerianischen Wurzeln, der im Theater anfing und daher gar keine große Mühe hat, sich in der Welt der computergenerierten Bilder zurechtzufinden: „Auf der Bühne musste die Fantasie genügen, um sich aus dem Nichts einen Wald vorzustellen.“ Sich vor einem Bluescreen den Weltuntergang zu imaginieren, empfindet er daher als gar nicht so schwierig.

Zunächst wollte Emmerich bei der neuesten Kino-Apokalypse nicht wieder dabei sein, mit dem Genre hat er ja hinreichend Erfahrung. Aber dann ließ er sich doch überzeugen – und beschloss für sich zugleich, die ultimative, durch ihn nicht mehr zu steigernde Katastrophe abzuliefern, was sogar nur 200 Millionen Dollar kostete, rund 50 Millionen weniger als bei solchen Projekten üblich, wie er sagt.

Den Weltuntergang hält er für gar nicht so unwahrscheinlich, aber bedroht werden wir nach seiner Meinung weniger durch Mega-Sonneneruptionen. „Wir zerstören uns wohl eher selber, durch Kriege, die Atombombe oder die Umweltzerstörung. Manchmal denke ich, es ist alles schon zu spät.“

Auch wenn er den Katastrophenfilm für sich jetzt abgeschlossen hat – hochspannend findet er das Genre schon, schon deswegen, weil „2012“ ein typischer Ensemblefilm mit vielen unterschiedlichen Schicksalen ist und man nie vorher sagen könne, wer als nächster stirbt. Viele berühmte Bauten, darunter die Jesusfigur in Rio de Janeiro auf dem Zuckerhut und den Petersdom in Rom, hat er diesmal wieder atomisiert, die kurz im Bild gezeigte Kaaba in Mekka, das wichtigste Heiligtum des Islam, aber nicht. Eine Szene vor einer zerborstenen Moschee mit betenden Moslems, die dann die Flut überrolle, habe man erwogen, darauf aber doch verzichtet. Es sei zu riskant gewesen und die zu erwartende Aufregung nicht wert. Aber das sage natürlich auch etwas über den Zustand der Welt aus, dass man wegen einiger fanatischer Moslems auf solch eine Szene verzichten müsse.

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