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Adlon

© dpa

Adlon: Erste Adresse für Luxus und Tradition

Vor 100 Jahren wurde das Adlon am Pariser Platz erstmals eröffnet, vor zehn Jahren ein zweites Mal. Am Montag wird gefeiert

Es ist eine ganz eigene Atmosphäre, die jeden umgibt, der das Haus betritt: dicke Teppiche dämpfen den Schritt, riesige Blumenarrangements erblühen täglich neu in der Halle mit den einladenden Sesseln; irgendwo spielt ein Klavier, dazwischen: babylonisches Sprachgewirr, lächelnder Service, Cocktails, anregende Teatime. Und hinter den Gardinen der 385 Zimmer dezenter Luxus und klassische Eleganz, in einigen der 80 Suiten der schönste Blick Berlins aufs Brandenburger Tor. So war das von Anfang an.

Am 23. Oktober 1907 kam der Kaiser höchstselbst zur Eröffnung jenes Hotels, das sich Lorenz Adlon 20 Millionen Goldmark kosten ließ und das Wilhelm II. zeitweilig seinen Gemächern auf dem Schlossplatz vorzog. Eine Legende nimmt ihren Lauf: Das Adlon (manche Berliner sagen: Adlong) wird nicht nur zum inoffziellen Gästehaus des Auswärtigen Amtes, sondern bald auch Treffpunkt der Elite aus Politik, Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Auf der Gästeliste stehen alle, die irgendwie wichtig waren im alten Europa. 1945, als alles in Scherben fällt, steht das Hotel fast unbeschädigt in der Berliner Trümmerwüste. Es wird zum Lazarett, aber in der Nacht zum 3. Mai 1945 bricht ein Feuer aus – nun ist auch das Adlon eine Ruine. Nur ein Wirtschaftsflügel bleibt unversehrt, in ihm etabliert sich notdürftig ein HO-Hotel, später ein Lehrlingswohnheim, bis auch das abgerissen wird – der Bau stört, er steht im Grenzgebiet.

Hedda, die Witwe von Louis Adlon, dem Sohn von Lorenz, beschließt ihre Erinnerungen mit der Bemerkung, dass ihr viele Angebote gemacht werden, das Haus mit dem klangvollen Namen im Westen Berlins oder in der Bundesrepublik wieder auferstehen zu lassen. Sie lehnt ab. „Ich möchte das Adlon wieder aufbauen – aber nur dann, wenn man nicht mehr von einem West- oder Ostsektor spricht, und nur dort, wo es gestanden hat: Im Herzen Berlins. Unter den Linden Nr. 1“.

Die Mauer fällt. Kempinski erwirbt die Rechte für den Wiederaufbau, der am 29. November 1994 mit dem ersten Spatenstich beginnt. Knapp drei Jahre später zerschneidet Bundespräsident Roman Herzog am 23. August 1997 das rote Band. Die Stimmen gegen eine Kopie der Architektur des alten Luxushotels verstummen bald – das Traditionshotel ist wieder am alten Platz, mit neuer Adresse Unter den Linden 77, aber mit dem alten Motto „Adlon oblige“. Wieder Luxus, Regierungshotel, Tradition. Ein gutes Stück Berlin und ein hochkarätiges „Kind“ der Einheit. Heute wird gefeiert: 100 Jahre Hotel und zehn Jahre Adlon aus der Asche. Lothar Heinke

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