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Muetter im Alltag

© Beater Nelken

Alltag von Müttern: Euphorie und Erschöpfung

Die Berliner Fotografin Beate Nelken hat sich ein Bild vom Alltag berufstätiger Mütter gemacht.

Was für ein Tag! Zur Kita huschen, den Steuerberater empfangen, zum Kinderarzt, Umzug und Einkauf regeln – manchmal kommt die Artistin Frida Krahl kaum zum Durchatmen. Und abends steht die Abschiedsvorstellung des Programms im Varieté Chamäleon an. In der Garderobe sieht die junge Frau müde aus, dennoch hat sie Kraft genug, einer Kollegin in einer Lebenskrise Trost zu spenden. Schließlich schwebt Frida Krahl in ein Tuch gehüllt im Scheinwerferlicht über dem Publikum. Ohne Sicherung, losgelöst, als wäre nichts gewesen.

Einen derart vollen Tag von Frida Krahl hat die Berliner Fotografin Beate Nelken in Bildern festgehalten. Insgesamt zehn berufstätige Mütter hat sie jeweils einen Tag lang begleitet und Stunden zwischen Euphorie und Erschöpfung dokumentiert. Die Porträts sind unter dem Titel „Geht nich gibt’s nich – 48 Stunden sind ein Tag“ bis zum 6. Januar im Museum für Kommunikation zu sehen. „Eigentlich bin ich mit der Kamera losgegangen, um meiner Freundin Anne eine Foto-Hommage zu widmen“, sagt Nelken, die unter anderem für Vogue, Cosmopolitan und Elle fotografiert. Da war die Friedrichshainerin selbst noch nicht zweifache Mutter und bewunderte die unermüdliche Kraft, mit der Annekatrin Hendel ihre Filmproduktionsfirma „It Works!“ betreibt, ohne die beiden Söhne mit einem Altersunterschied von 19 Jahren zu vernachlässigen.

Die Foto-Tableaus sollen die Betrachter dazu anregen, „sich mit der Frage nach dem Glück zu befassen, damit, was ich vom Leben erwarte“, sagt Beate Nelken. Schon immer hätten sie Momentaufnahmen vom „wahren Leben“ fasziniert. Sie fotografierte auch Werbefilmregisseurin Mona el Mansouri, die Marken wie Lux, Langnese oder Coca Cola mit Handy am Ohr und Mini-Computer auf dem Schoß in Szene setzt. Sie lebt auf Mallorca, kümmert sich um drei Pferde und zwei Hunde – und bittet Sohn Liam schon mal, in der Badewanne kurz Ruhe zu geben, damit sie sich schnell die Zähne putzen kann. „Mein Sohn erdet mich. Ich liebe meinen Sohn, und ich liebe meinen Job“, schreibt die Regisseurin im Begleittext zu den Bildern.

„Ich wollte zeigen, an wen diese Frauen ihre Energie abgeben und woher sie sie nehmen“, sagt Nelken. „Ich bin in die Knie gegangen vor Ehrfurcht, als ich miterlebte, wie Isa Kittler ihren Schülern Selbstbewusstsein vermittelt.“ Die Lehrerin arbeitet im Hauptschulprojekt „Produktives Lernen“ und bringt dabei frühere Erfahrungen aus der Zeit in einem katholischen Gymnasium in Kenia ein. Am Wochenende legt Kittler als DJ Isotschka „Zigeuner-Musik“ in Clubs auf. Nelken hat sich auch ein Bild gemacht vom Alltag der Grünen-Sprecherin Ekin Deligöz, der Modedesignerin Sabine von Oettingen, der Autorin Jenni Zylka, der Malerin Tanja Selzer. Die Regisseurin Aelrun Goette beobachtete sie beim Symposium „Schuld und Sühne“ im Vatikan.

Die Fotofeatures entstanden unabhängig von der Mütter-Debatte um Eva Herman und Ursula von der Leyen, sagt Nelken. Eine weitere Prominente hätte sie gern ins Visier genommen. Doch Sandra Maischberger bat, „bitte bitte bitte kurz und schmerzlos“ absagen zu dürfen. Das Schreiben hängt in der Schau neben einer weißen Fläche. Die kann man mit eigenen Bildern füllen, die man zum Thema Glück in sich trägt.

Fotoschau bis 6. 1. 2008 im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, Mitte (3 erm. 1,50 Euro). 10. 11., 16 Uhr: Rundgang mit Beate Nelken, Film „Made in GdR“ von Olaf Kaiser. 11. 11., 11 Uhr: Lesung „Wir Muttis schaffen das“. 18. 11., 11 Uhr, Film „Die Kinder sind tot“ und 25. 11., 11 Uhr, „Unter dem Eis“ von und mit Aelrun Goette. Internet: www.48-stunden-sind-ein-tag.de

Annette Kögel

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