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''Alpenköniginnen'': Schnackseln, bis der Berggeist kommt

Die Schwestern Susi und Tanja Raith sind als kernige „Alpenköniginnen“ ab Dienstag im Tipi zu sehen.

Groß sind sie, 1,80 jede. Und schön, rosig und rund, besonders im Ausschnitt. Und laut, scheppernde Lache, rollendes Bayerisch. Die Raith-Schwestern, das sind Susi, schwarze Zöpfe, und Tanja, rote Flechten, zwei Oberpfälzerinnen aus der Nähe von Regensburg. Vom kommenden Dienstag an gastieren sie mit ihrer Musiktheatershow „Die Alpenköniginnen“ im Tipi am Kanzleramt.

Die Persiflage auf landesweit beliebte Bayernklischees wie Saufen und Schnackseln, Alpenpornos und Heimatfilme hatte im vergangenen November im Deutschen Theater in München Premiere und schlug trotz schlimm geknickter bayerischer Egos ein wie eine Lawine.

„Jodical“ nennen die Schwestern ihre schrille Rocky Horror Picture Show auf Jagertee, an der sie drei Jahre gebastelt haben. Und weil die familiär vorbelasteten Sängerinnen sowohl mit traditioneller Volksmusik, den Kunstjodelplatten eines Franzl Lang, Heimatschnulzen, Komödienstadl und Dirndl-Sexfilmchen wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“ aufgewachsen sind, ist daraus ein recht eigenartiges alpines Kraut gewachsen.

Wir haben „an kracherten Humor“, sagt Tanja Raith, mehr so wie Männer eben. Dazu passt, dass die Story im Gasthaus entstanden ist, wo die Schwestern mit ihrem vorherigen Programm aus traditionellen Wirtshausliedern eh zu Hause sind. Da pflegen die beiden in lustiger Runde auch ihren Hang zu deftigen Zoten. „Die Alpenköniginnen“ ist nämlich eine stark versaute Bergsaga, die den Uraltspruch „Auf der Alm da gibt’s koa Sünd’“ gründlich widerlegt.

Begleitet von ihrer Dampfkapelle „Die Niedergeschnackselten“ kämpfen die Raith-Schwestern als sündige Sennerinnen mit dem Bann eines prüden Berggeistes und ihrer unmäßigen Triebhaftigkeit. Die entzündet sich an drei feschen Wanderern, die sich in ihr Revier auf dem Berg Rumpskachel verirren. Logisch, dass die Burschen prüfen, wie es um das Holz vor der Hütten der brünftigen Madeln steht.

Einer davon ist ein dusseliger Berliner, ein saudepperter Preiß, denn dieses Stereotyp gehört schon seit den Fünfzigern in jeden Bergkitschfilm. Gespielt wird er von Raphael Dwinger. Und den schönen Hansi, abgepaust von H. Hinterseer, den spielt Florian Simbeck, der früher mal die eine Hälfte von Erkan & Stefan war.

Die quietschbunten Dirndl, die die punkigen Wiedergängerinnen von Maria und Margot Hellwig einschnüren, sind nicht die normale Berufskleidung von Susi und Tanja: „Mir san sehr burschikose Weiber und tragen Lederhosen.“ Außerhalb der „Alpenköniginnen“ sind sie wegen ihrer ernsthaften musikalischen Brauchtumspflege Kult in Bayern, wo junge, szenige Leute gerne wieder Volkslieder in der Öffentlichkeit mitsingen.

Das passiert selbst in Berlin-Kreuzberg, wo die Schwestern zur Eröffnung des von einer Regensburgerin geführten Café Obermaier sangen. Ein Abend, der bei den Raith-Schwestern die Erkenntnis festsetzte, dass Berliner viel freundlicher sind als die grantigen Münchener.

Nur weil das Bühnenbild der trashigen „Alpenköniginnen“-Show Bergmassiv, Almhütte und Plumpsklo zeigt und Handlung und Liedertexte ein rechter Schmarren sind, handelt es sich musikalisch keinesfalls um ein Fiasko. Die Kapelle aus Akkordeon, Geige, Gitarre, Klarinette und diversen Blasmusikern spielt ebenso virtuos wie die Sängerinnen jodeln. Funk, Samba, Reggae ergänzen die alpenländische High-Speed-Folklore.

Gefällig sei sie gerade nicht, die Show mit Gesang und Spielszenen aber ohne Musicalchoreografie, warnen die Raiths. Das könnte Volksmusikfreunde schrecken. Zum Musikantenstadl möchten sie nämlich doch gern mal eingeladen werden. „Die kommen eines Tages nicht mehr an uns vorbei“, hofft Susi. Doch Tanja zweifelt, ob der Auftritt gut ginge. Ihr Männerhumor, der sei okay, aber Musikantenstadlhumor, den wollen sie lieber nicht haben.

Tipi am Kanzleramt, 23. bis 28. Februar, Karten ab 19,50 Euro, Tel. 0180 327 93 58

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