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Auf ein GLAS mit: Andreas Schmidt

In der halb leeren Cappucinotasse trocknet der Milchschaum vor sich hin. Andreas Schmidt hat den Kaffee wohl vergessen, er blickt konzentriert auf den Schirm seines Laptops.

In der halb leeren Cappucinotasse trocknet der Milchschaum vor sich hin. Andreas Schmidt hat den Kaffee wohl vergessen, er blickt konzentriert auf den Schirm seines Laptops. Im Café Dressler am Ku’damm ist es morgens um halb zehn sehr ruhig, nur eine Handvoll Gäste sitzt auf den Lederbänken und Bistrostühlen. „Ich habe gerade noch am Fahrplan für Licht und Ton gearbeitet“, sagt Schmidt und verstaut das Notebook in einer Tasche. Der Regisseur und Schauspieler, den viele aus dem Film „Sommer vorm Balkon“ kennen, hat im Moment etwas, dass er „ein Luxusproblem“ nennt: zu viel Arbeit, zu wenig Zeit. Gerade inszeniert er das Theaterstück „Und abends Gäste“, gleich nebenan in der Komödie am Kurfürstendamm. Es handelt von einer Freundschaft zwischen zwei Paaren und ist nach dem Erfolg „Männerhort“ sein viertes an den Ku’damm-Bühnen. Am 25. Februar ist Premiere.

Außerdem spielt Schmidt bei einem „Tatort“ in Frankfurt mit und schreibt ein Drehbuch. Und dann steht noch jeden Tag Windelnwechseln auf dem Programm – der 44-Jährige ist vor kurzem Vater geworden. Gleich, wenn er seinen Cappucino ausgetrunken hat, wird er zur Theaterprobe eilen. Praktisch, dass es vom Marmortisch des Cafés bis zur Bühne nur ein paar Meter sind. Zurzeit ist das Café Dressler deshalb sozusagen seine Stammkneipe. Er mag die „nicht unfeine“ deutsche Küche, sagt er, aber auch die entspannte Atmosphäre. Klassisch-kühl wirkt der hohe Raum mit den verspiegelten Säulen und dem dunklen Tresen. Art-Déco-Glaslampen, manche in Kugelform, manche mit spitzen Zacken, verbreiten ein milchiges Licht. Kubistische und expressionistische Gemälde an den Wänden erinnern an den Beginn des 20. Jahrhunderts: Frauen mit Wasserwellen, Männer mit eleganten Hüten. Auch Schmidt ist passenderweise mit Hut gekommen. „Ich mag den Kontrast zu Kreuzberger Cafés und Bars“, sagt er. Die kennt er gut, vor allem jene in der Nähe der Oranienstraße. Denn dort, ein paar Schritte von seiner Wohnung entfernt, arbeitet er gern vormittags an seinem Drehbuch, wenn er gerade nicht am Ku’damm probt.

Bald ist Schmidt wieder im Kino zu sehen. In der Verfilmung des Buches „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk spielt er einen abgehalfterten Musiker, der mit seinen Kollegen oft in üblen Eckkneipen trinkt. Schmidt kennt solche Orte vor allem aus dem Märkischen Viertel, wo er aufgewachsen ist. Lange nachdem er weggezogen war, wollte er dort in einer Kneipe mit dem vielversprechenden Namen „Hopfeninsel“ noch mal etwas trinken – „Bier jibt et nich,“ antwortete ihm der Wirt. Schmidt passte dort nicht mehr ins Bild. Dass er kein Bier bekam, hat ihn wenig gestört, er trinkt sowieso am liebsten Kaffee. „Ganz selten mal einen guten Wein. Die Lust am Betrinken ist der Lust an geistiger Klarheit gewichen“, sagt er lachend. Und wann ist er zu dieser Erkenntnis gelangt? „Schon vor Ewigkeiten: letzte Woche Dienstag.“ Daniela Martens

Café Dressler , Kurfürstendamm 207, Tel. 883 3530, täglich 8-0 Uhr geöffnet

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