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Auf ein GLAS mit: Gregor Gysi

An dieser Stelle zeigt uns jeden Monat ein interessanter Berliner sein Lieblingslokal. Heute: Gregor Gysi, 59, Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag.

Von Sabine Beikler

An dieser Stelle zeigt uns jeden Monat ein interessanter Berliner sein Lieblingslokal. Heute: Gregor Gysi, 59, Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag.

In der marxistischen Dialektik müssen Ort, Zeit und Bedingung zusammen passen, damit aus einer Idee eine richtig linke Sache wird. Und ohne das „Gasthaus Majakowski“ in Pankow wäre es wohl auch nichts geworden mit der Vereinigung von PDS und Wahlalternative. Mehrfach musste Alt-Genosse Lothar Bisky mit seinem Parteifreund Gregor Gysi in dessen Lieblingslokal Majakowski essen, trinken und viel diskutieren, bis sich der sozialistische Freigeist Gysi überreden ließ, 2005 als damaliger PDS-Spitzenkandidat bei den Bundestagswahlen wieder in die Politik zurückzukehren. „Beim dritten Treffen hatte er mich dann soweit“, erinnert sich Gysi. Der Rest ist Geschichte: Gemeinsam mit Oskar Lafontaine schmiedete er das gesamtdeutsche Linksbündnis.

Im „Majakowski“ ist Gysi ein normaler Gast unter vielen. Wenn er am Eingang zum Biergarten steht, registriert er zwar sehr wohl ein paar Blicke. Angesprochen wird er aber in der Regel nur von Freunden und Bekannten. „Man wird hier nicht belästigt“, erzählt er, während er in die Karte schaut. „Ich mag gutes und qualitativ hochwertiges Essen. Und das gibt es hier.“ Gysi wählt ein Dreierlei vom Bio-Müritz-Lamm (Rücken, Nüsschen, Schmorschulter) mit buntem Bohnen- Kartoffel-Salat und Thymiansoße aus. Dazu bestellt er sich ein Pils. Eigentlich ist Gysi passionierter Weintrinker, ab und zu aber will er ein „normales Bier“.

Vor fünf Jahren hat Wirt Andreas Herrmann, heute 46, das Gasthaus am Majakowskiring eröffnet. Er baute das Restaurant in das Erdgeschoss des ehemaligen Gästehauses der DDR-Regierung ein. Braun getäfelt, weiße Tischdecken, silbernes Besteck: Der Innenraum strahlt gehobenen Standard aus, gemütlich, ansprechend und ohne den kalten Schick vieler Edelrestaurants. Draußen im Biergarten sitzen an wärmeren Tagen Mütter und Väter, trinken Kaffee, während die Kinder herumtoben können. „Hier nimmt man nie was übel. Das geht alles locker und familiär zu, ein bisschen chaotisch manchmal“, sagt Gregor Gysi. Ihm gefällt die kinderfreundliche Atmosphäre im Majakowski, wo er gern mit seiner Tochter hingeht. Nur manchmal hat Anna andere Essenswünsche. „Sie will dann lieber zum Chinesen. Na, dann gehe ich natürlich auch mit“, sagt Gysi, während er vom zarten Lammfleisch auf seinem Teller schwärmt.

Die Angebote auf der Karte wechseln wöchentlich. Die Köche orientieren sich an der französischen Küche und bieten vor allem regionale Produkte in experimentellen Kreationen an. Fleisch- oder Fischgerichte – Gregor Gysi hat da keine Vorlieben. „In diesem Sinn bin ich ein Allesfresser. Ich bin kein Grüner, auch nicht beim Essen“, lacht er. Und dann fällt ihm auf, dass er ausgerechnet mit einem wichtigen Genossen im Majakowski noch nicht war: „Mit Oskar muss ich hier unbedingt mal hingehen.“ Zu was er Lafontaine vielleicht überreden will, verrät Gregor Gysi nicht. Sabine Beikler

Gasthaus Majakowski, Am Majakowskiring 63, Pankow, Tel. 49 91 82 50, Di. bis Sa. 11 bis 24 Uhr, So. schon ab 10 Uhr

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