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Auftritt der Woche: Gefühltes Heimspiel für Depeche Mode

Auftritt der Woche: Am Sonnabend schon wieder zu Depeche Mode? Aber unbedingt! Ein Fan erzählt.

Wann lässt Dave Gahan während eines Songs lasziv seine Hüften kreisen oder an welcher Stelle zieht er sein Hemd aus? Ingo weiß es genau. Über 30 Konzerte von Depeche Mode hat der 40-Jährige in den letzten acht Jahren miterlebt. „Eigentlich ist es ja Schwachsinn. Aber zu Hause hocken, während DM in der Stadt sind, das könnte ich nicht“, sagt der Lichtenberger.

Und so geht er auch am kommenden Samstag in die 02-World, um sich vom Innenraum aus seine Lieblingsband auf ihrer „Tour of the Universe“ anzusehen. „Da werde ich bestimmt wieder den harten Kern der Fans und vom ,Exciter‘ treffen“, ist sich Ingo sicher. Exciter heißt das größte deutsche Fanforum (www.depechemode-forum.de). Der „harte Kern“ besteht aus weiblichen und männlichen Fans zwischen 30 und 50 Jahren, die sich zu den Konzerten gar nicht extra verabreden müssen, weil sie wissen: Die anderen sind sowieso da. „Das gehört einfach zum Ritual – so wie zwölf Stunden rumstehen für einen Platz in den vorderen Reihen. Oder Vorgruppen ertragen, die man nicht hören will“, sagt Ingo.

Erst im Juni waren Depeche Mode im Olympiastadion zu Gast, beim Echo stellte die Band ihren Hit „Wrong“ vor. Sie könnten noch viel öfter herkommen, die Konzerte wären trotzdem jedes Mal ausverkauft. Berlin ist eine Fanhochburg.

Ingos  Leidenschaft für die britische Synthiepopband begann Mitte der Achtziger, mit der Sendung „Electronics“ im DDR-Jugendradio DT64. „Wir nahmen jeden Song von Depeche Mode, den Moderator Olaf Zimmermann spielte, auf Kassette auf und tauschten untereinander“, erinnert sich der heutige Schweißer, der damals als 14-Jähriger in einem kleinen Dorf in Sachsen wohnte. Als nach der Wende plötzlich alles möglich wurde – der Besuch bundesweiter Plattenbörsen, das Bestellen bei teuren Katalogversendern und später der Internetkauf – gab er viel Geld aus, um endlich jede Single, jede Platte und CD zu besitzen. Heute stehen inklusive der DVDs an die 250 Veröffentlichungen der Band in seinem Plattenschrank, im Arbeitszimmer hängt ein Tourposter von 1994. Die Bandmitglieder hat er schon oft aus der Nähe gesehen. Früher stellte er sich schon mal vor ihr Hotel oder setzte sich mit einem teuren Bier in die Lobby des Four Seasons oder Hyatt, um Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher vorbeikommen zu sehen und einen kurzen Gruß mit ihnen auszutauschen. Vor einigen Jahren hat er Gore, der zwischen 1985 und 1987 in Charlottenburg lebte, in der Maria am Ostbahnhof getroffen. „Wir haben uns kurz unterhalten. Gefragt, wie es uns geht und so. Das war alles sehr entspannt.“

Nach wie vor mischt er sich gern unters Partyvolk. Auch bei den zahlreichen Depeche-Mode-Partys in Berlin, die unter anderem im K17, im Steinhaus oder in der Arena stattfinden, ist Ingo dabei. Nicht immer im üblichen schwarzen Dresscode, den viele DM-Fans für Pflicht halten. „Das finde ich affig. Ich gehe auch schon mal in Jeans und Rolling-Stones-T-Shirt“, sagt er. Nach dem Konzert am Sonnabend finden gleich zwei Aftershowpartys statt, auf denen er sich sehen lassen will. Da der Speicher an der Mühlenstraße und der Fritzclub im Postbahnhof nur wenige Schritte auseinander liegen, wird das auch nach zwölf Stunden Stehen für einen echten Fan kein großes Problem sein.

Das Konzert in der O2-World ist ausverkauft. Die Aftershowparty im Speicher, Mühlenstraße 78, beginnt um 22 Uhr, Eintritt fünf Euro. Das Fantreffen „Depeche Mode – Convention of the Universe“ am 8. (20 Uhr) und 9. Januar (23 Uhr) findet im Fritzclub im Postbahnhof statt, das Kombiticket kostet 15 Euro.

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