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Auftritt der Woche: Hélène Grimaud in der Waldbühne

Beethoven und Kuhglocken: Am Sonnabend spielt Pianistin Hélène Grimaud „Unter Sternen“ in der Waldbühne.

Er gilt als Mann, der Musik wie eine spontane Empfindung klingen lassen kann, pathosfrei und doch beseelt. Selbst wenn diese Musik wie Wagners „Lohengrin” oder Beethovens 5. Klavierkonzert schon zahllose Male von vielen verschiedenen Orchestern interpretiert wurde. So hat sich der lettische Star-Dirigent Andris Nelsons einen großen Namen gemacht: Als junger und mutiger Orchesterleiter, der keine falsche Scheu vor der Tradition kennt. Am Sonnabend leitet der 31-Jährige zusammen mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra das Klassikkonzert „Unter Sternen“ in der Waldbühne.

Mit „Lohengrin” hatte Nelsons erst Ende Juli bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele debütiert. Ohne statische Kraftakte, dafür mit viel Leichtigkeit und Sinn für die fragilen Momente des Werkes. In der Waldbühne präsentiert er die Ouvertüre der 1850 komponierten Choroper als passende Einstimmung in den Sommerabend unter freiem Himmel. Denn über dieses Vorspiel sagte Nietzsche einst, seine Musik sei „blau, von opiatischer, narkotischer Wirkung“. Auch die französische Star-Pianistin Hélène Grimaud ist Synästhetikerin und gehört damit zu den Menschen, die beim Hören Farben wahrnehmen. Schon oft hat die vielfach ausgezeichnete 40-Jährige in Berlin gespielt, häufig auch an der Seite von Claudio Abbado und Daniel Barenboim. In der Waldbühne ist sie Solistin bei Beethovens 5. Klavierkonzert. Das 1809 komponierte, majestätisch-dynamische Werk mit seinem heiter-liedhaften Finale richtet sich gegen den Heroismus Napoleons und ist Beethovens großem Förderer, dem österreichischen Erzherzog Rudolph gewidmet. Es bietet Grimaud in den langen Klavierpassagen viel Freiraum zur künstlerischen Entfaltung. Denn enge musikalische Korsetts sind nichts für die den undomestizierten Wölfen sehr zugetane Musikerin, ihr technisch hervorragendes Spiel braucht stets Freiheit, um zu leuchten.

Die beiden weiteren Stücke des Abends sind „Frozen in Time“ des israelischen Komponisten Avner Dorman und zum Abschluss Antonín Dvoráks von optimistischem Pioniergeist getragene Sinfonie „Aus der Neuen Welt“. Deren ohrwurmartiges, energisches Hauptthema wird so mancher Zuschauer am Ende mit nach Hause nehmen – im Idealfall unter Sternen. Bei „Frozen in Time“ („Eingefroren in der Zeit“) steht der österreichische Multiperkussionist Martin Grubinger auf der Bühne, der auch an der Entstehung des 2007 uraufgeführten, multikulturellen Werkes mitgearbeitet hat. Dem 27-Jährigen dürfte, sollten auch die Temperaturen an diesem Abend nicht ganz so hoch sein, dabei trotz des Titels kaum kalt werden: Die schweißtreibenden Rhythmen produziert er unter anderem auf afrikanischen Handtrommeln, orientalischen Crotales und auf seiner speziellen Erfindung: einer Mischung aus Kuhglocken und Marimba.

Sonnabend, 19 Uhr, Waldbühne. Karten 12-41, Familienticket 81 Euro. Freie Platzwahl. Karten und Infos u.a. auf www.hekticket.de.

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