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Groß geworden. Die Band Juli war mal das Sprachrohr einer Generation, die keine Lust aufs Erwachsenwerden hatte.

© Sven Sindt/Promo

Auftritt der Woche: Juli: Entspannte Zeit

Älter, härter, elektronischer – Juli sind nach vier Jahren Verschnaufpause wieder live zu sehen. Mittwoch stellen sie im Astra Kulturhaus ihr neues Album "In Love" vor. Vier Juli-Mitglieder wohnen in Berlin.

Nach vier Jahren war es so weit: Juli waren endlich wieder bereit, sich der Musik zu widmen. Genug der Erholung und des Müßiggangs. Es kribbelte wieder, es fühlte sich richtig an, ins Studio zu gehen und neue Stücke aufzunehmen. Ein „Elektrisches Gefühl“ gewissermaßen. Und so heißt dann auch die erste Singleauskopplung aus ihrem neuen Album „In Love“, das die fünf Musiker diesen Mittwoch im Astra Kulturhaus vorstellen.

Von einer Comebackplatte wollen Juli trotz der langen Pause nicht sprechen. „Für uns fühlt es sich nicht so an, weil wir uns nie von der Musik entfernt haben“, sagt Gitarrist Simon Triebel. Mit seinen Bandkollegen sitzt er in einem Konferenzraum seiner Plattenfirma. Draußen plätschert die Spree an der Oberbaumbrücke vorbei, drinnen geben die Musiker Interviews im 30-Minuten-Takt und wirken dabei ganz entspannt. Das Interesse an der Band scheinen sie zu genießen.

Vor vier Jahren war das noch anders. Juli waren gerade auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, feierten Erfolge mit Hits wie „Perfekte Welle“, „Geile Zeit“ und „Dieses Leben“. Zu ihren Liedern tanzten Schüler und Studenten. Menschen, die eigentlich erwachsen werden sollten, aber darauf keine Lust hatten. Die Band wurde zum Sprachrohr einer orientierungslosen Generation. Das Debütalbum „Es ist Juli“ und der Nachfolger „Ein neuer Tag“ verkauften sich hunderttausendfach. Das Quintett gewann bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest, wurde mit dem Bambi ausgezeichnet und füllte große Konzerthallen. Wo die Musiker auch auftauchten – das Blitzlicht war ihnen sicher.

Für manche Künstler ist das ein erstrebenswerter Zustand. Für manche nicht. Die Band habe ganz bewusst einen Break in der öffentlichen Wahrnehmung machen wollen, erzählt Sängerin Eva Briegel: „Weil wir es persönlich etwas unangenehm finden, stets präsent zu sein. Wir wollten nicht, dass die Leute sagen, sie können unsere Fressen nicht mehr sehen.“ Deshalb zogen sich Juli zurück. Widmeten sich ihrem Privatleben, machten Urlaub und genossen den Alltag jenseits von Bühne und Rampenlicht.

Vor drei Jahren verließ sie ihre Heimatstadt Gießen und kam nach Berlin. Es folgten ihr alle bis auf Simon, den zog es nach Hamburg. Der Kontakt zwischen den Bandmitgliedern riss in der Zwischenzeit aber nicht ab. Sie gingen gelegentlich zusammen weg und telefonierten. Irgendwann fingen sie an, per Mail Songideen rumzuschicken. Kleine Schnipsel und Skizzen, die am Computer zusammengesetzt und im Laufe der Zeit zu kompletten Liedern wurden. Für Juli war dieser Entstehungsprozess ein völlig neuer – zuvor hatten sie ihre Stücke im Proberaum erarbeitet. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich „In Love“ von den Vorgängeralben unterscheidet: Es klingt elektronischer, härter. Manche sagen: erwachsener. Eva Briegel sagt: „Mit dem Computer hat man viel mehr Möglichkeiten. Davor ging es nur um Akkordfolgen oder Riffs, und das war bei uns ein bisschen abgefrühstückt.“

Mit der Platte sind Juli derzeit auf Tour. Sie haben sich bewusst für einen kleineren Rahmen entschieden. Große Hallen – das habe was von DVD-gucken, sagt Gitarrist Jonas Pfetzing. Außerdem könne man so besser erkennen, wer im Publikum steht, sagt Eva Briegel. „Bei zehn Meter Graben geht das nicht.“ Für sie ist diese Tour eine ganz besondere. Im Frühjahr bekam sie ihr erstes Kind, Vater ist Andy Penn, Gitarrist von Mia. Beim Auftritt in Berlin passt er hinter der Bühne auf Tochter Yoko auf.

Astra Kulturhaus, Mittwoch, 20 Uhr, Ticket 35 Euro

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