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© AFP

Auftritt der Woche: Paul McCartney: Ein Sir lässt es krachen

Am Donnerstag spielt Paul McCartney in Berlin – zum ersten Mal seit 16 Jahren. Damals, im September 1993 in der Waldbühne, hatte noch seine erste Ehefrau Linda neben ihm gestanden und die Keyboards bedient. Die Sonne schien. Das Glück und die Musik waren überwältigend.

„Good Evening New York City“, rief Paul McCartney noch im Juli dieses Jahres seinen amerikanischen Fans zu, bevor er im Citi-Field-Stadion loslegte mit „Drive My Car“, einer rasanten Version des alten Beatles-Songs aus dem Jahr 1966. „Good Evening Berlin“ wird es am Donnerstag heißen, wenn der Ex-Beatle mit seiner hervorragenden Band „Drive My Car“ in die O2-World donnert. „Beep-Beep-n- Beepbeep-Yeah!“ Was einen in der Arena in Friedrichshain erwartet, kann man ahnen beim Hören und Betrachten der gerade erschienenen CD/DVD „Good Evening New York City“, auf der ein komplettes Konzert der US-Tournee vom Sommer 2009 dokumentiert ist: ein umfangreiches Programm von ungefähr zweieinhalb Stunden Länge mit drei Dutzend Songs aus allen Schaffensphasen McCartneys. Von den frühen Sechzigern bis hin zu seiner jüngsten Veröffentlichung, dem unter dem Pseudonym „The Fireman“ erschienenen Album „Electric Arguments“ aus dem vorigen Jahr. Unter anderem spielt er Hits aus den Siebzigern, der Zeit seiner Post-Beatles-Band „Wings“. Und natürlich jede Menge Stücke aus dem unverwüstlichen Repertoire der Fab Four.

„Good Evening New York City“ zeigt einen bestens aufgelegten 67-jährigen McCartney, der sich und niemandem mehr etwas beweisen muss, und dem man anmerkt, dass es ihm – dem unbestritten erfolgreichsten Musiker und Komponisten der Popmusik – heute um nichts anderes mehr geht als um sein ungebrochenes Vergnügen an der Musik. Dem Spaß am Singen und seinem lässigen Bass-, Gitarren- und Klavierspiel. Seiner Freude, auf der Bühne zu stehen und die Fans zu beglücken. Und vielleicht auch noch mal den Shouter zu geben mit dem wilden Lennon/McCartney-Rocker „I’m Down“.

16 Jahre ist es her, dass McCartney zuletzt seine Berliner Fans mit einem stürmisch gefeierten Konzert begeisterte. Damals, im September 1993 in der Waldbühne, hatte noch seine erste Ehefrau Linda neben ihm gestanden und die Keyboards bedient. Die Sonne schien. Das Glück und die Musik waren überwältigend. Im April 1998 starb Linda McCartney an Krebs. Das spätere Glück mit der zweiten Ehefrau Heather Mills endete unerquicklich, die Musik jedoch blieb gut und beständig. McCartneys Lust am Ausprobieren unterschiedlicher Stile führte auch dazu, dass er sich an klassischer Musik und Ambient Sounds versuchte.

1997, im selben Jahr, als er mit „Flaming Pie“ erneut seinen Sinn für hübsche Pop-Melodien und komplexe Akkordwechsel bewies, wurde er von der englischen Königin zum Ritter geschlagen. Was Sir Paul nicht daran hinderte, zwei Jahre später wieder den rauen Rocker zu geben und mit „Run Devil Run“ an die Zeiten zu erinnern, als er 1960 in dunklen Kellerspelunken in Hamburg seine phänomenale Karriere mit den Beatles begann. Vom talentierten Liverpooler Working-Class-Boy zum Weltstar.

Zwischen den Veröffentlichungen „Driving Rain“ (2000) und dem vorzüglichen „Chaos and Creation in the Backyard“ (2005) tauchte „Macca“, wie er von seinen Fans genannt wird, kurz in Berlin auf zu einer Pressekonferenz und Autogrammstunde am Potsdamer Platz. Während seiner Europa-Tour 2003/2004 ließ er Berlin allerdings links liegen, wie schon die Beatles während ihrer einzigen Deutschlandtournee 1966 Berlin ausgelassen hatten. Umso größer jetzt die Freude bei denjenigen, für die Paul McCartney seit Beatles-Zeiten zum Soundtrack ihres Lebens gehört, wenn es für sie am Donnerstagabend heißt: „Beep-Beep-n-Beepbeep-Yeah!“

Do. 03.12, O2-World, 20 Uhr. Es gibt noch Restkarten für 161 Euro und im Premiumbereich für 181 Euro.

H.P. Daniels

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