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Galerie

© Thilo Rückeis

Ausstellung: Fenster zur Stadt

Die Kommunale Galerie Berlin zeigt zur Wiedereröffnung den Westen Berlins im Wandel.

Zwei Hochhäuser auf einem Bild, schwarz auf weiß. Auf dem niedrigeren, linken Haus prangt als Werbelogo das große „T“ eines deutschen Telekommunikationsunternehmens. Langsam verändert sich das Bild, wird überlagert von einem anderen. Beide gleichen sich: Wieder sind die beiden Hochhäuser zu sehen, doch das „T“ ist vom linken auf das rechte Haus gewandert. Und leuchtet jetzt bunt.

Die erste Hochhausansicht liefert ein Archivfoto von 1998. Die zweite stammt aus diesem Winter. Beide sind Teil der Videoinstallation „9 Fenster“, die ab Sonntag zu sehen ist. Mit dieser und zwei weiteren Ausstellungen wird die Kommunale Galerie Berlin nach achtmonatigem Umbau wiedereröffnet. „Wir wollen den Wandel von West-Berlin zur City-West von 1989 bis 2009 zeigen“, sagt Kuratorin Christine Kisorsy, die die Ausstellung „9 Fenster“ mit den Künstlern Johannes Braun und Toby Cornish realisierte.

Zunächst suchten sie neun symbolträchtige Orte im heutigen Charlottenburg-Wilmersdorf aus, etwa das Café Kranzler, die Avus oder eben den Ernst-Reuter-Platz mit den zwei Hochhäusern. „Dann begann die Archivwühlarbeit“, sagt Kisorsy, die Suche nach Panoramafotos dieser Orte aus den letzten 20 Jahren. Schließlich ist sie selbst losgezogen, um die gleichen Motive heute abzulichten. Mancherorts sei das schwierig gewesen. „Am Teufelsberg hat ein Schuttberg die Originalperspektive verdeckt.“

„9 Fenster“ zeigt die Stadtpanoramen in einer Videoinstallation: Neun Leinwände hängen von der Decke herab. Auf sie werden die Fotografien projiziert, abwechselnd alt und neu, in Endlosschleife. Die Großaufnahmen betonen Details: ein einzelnes Gesicht in einer Menschenmasse, eine Laterne, ein Straßenschild. So wird sichtbar, was sich dem flüchtigen Blick entziehen würde: dass etwa die Parkbänke auf dem Mierendorff-Platz verschwunden sind, der Ort nicht mehr zum Verweilen einlädt. „Auch in West-Berlin gab es einen Wandel“, sagt Johannes Braun. Auch wenn der sich manchmal nur im Detail zeige, ergänzt Toby Cornish. „Manche Veränderungen haben sich schleichend, andere wie im Zeitraffer vollzogen.“ So variieren auch die Blenden zwischen Archivbild und modernem Pendant, sind mal gemächlich, mal nur ein flackernder Augenblick.

Der ebenerdige Ausstellungsraum bietet ein zehntes, reales Panorama: neun Fenster zum Hohenzollerndamm. Auf Augenhöhe brausen Autos vorbei. Besucher sollen einen Blick darauf haben, wie die City heute aussieht, so Kisorsy. „Wenn es dunkel wird, können Passanten in die Vergangenheit sehen und vergleichen: Was ist aus den Hoffnungen nach der Wiedervereinigung geworden?“ Anna Corves

Die Kommunale Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, in Wilmersdorf feiert am Sonntag ab 12 Uhr ihre Wiedereröffnung. „9 Fenster“ ist bis zum 22. Februar zu sehen: Di–Fr von 10–17 Uhr, Mi 10–19 Uhr, So 11–17 Uhr, der Eintritt ist frei.

Anna Corves

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