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Autohändler: Ende der Blechsträhne

Der Bezirk will die Anwohner in Tempelhof vor den Belästigungen der wilden Autohändler schützen.

Keine Belästigungen mehr durch lärmende Autotransporter, kein Ärger mehr über zugeparkte Wohnstraßen, in denen alte Fahrzeuge ohne Kennzeichen abgestellt sind: Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg will „gegen die Zumutungen durch wilde Autohändler“ auf den umstrittenen Autohöfen für Gebrauchtwagen entschieden vorgehen. „Auflagen wurden schon erteilt“, sagt Baustadtrat Bernd Krömer (CDU). So erhält der größte Autohof am Tempelhofer Weg eine breite Zufahrt. Außerdem müssen Entladestationen auf dem Gelände geschaffen werden. An der Ordensmeister- und Komturstraße ließ der Bezirk zwei Plätze mit sechzig Händlern räumen. Und in Lichtenrade wurde Anfang März ein geplanter Autohof mit Verweis auf drohende Belästigungen für die Nachbarn untersagt.

Dieser Platz auf dem ehemaligen Gelände der Büroartikel-Firma Leitz sollte mit rund 28 000 Quadratmetern Fläche noch größer werden als die Areale auf Gewerbegebieten am Teltowkanal. Das Ausmaß des Projektes macht deutlich, wie vielversprechend die Geschäfte mit Altautos offenbar sind. Berlin ist die europäische Drehscheibe der Branche. Die Fahrzeuge werden zu tausenden meist aus Italien und Dänemark hierher gebracht und dann nach Osteuropa verschoben.

Das erledigen die zahlreichen Zwischenhändler meist arabischer Herkunft auf den Autohöfen. Dort hat jeder in der Regel eine umzäunte Parzelle samt Bürocontainer, die er vom Hauptpächter des Geländes mietet. Für die bestellten Autos und die Transporter ist dort allerdings kein Platz – sie werden deshalb in Nachbarstraßen abgestellt. Streifen der Ordnungsämter helfen wenig, Bußgelder würden „lächelnd aus der Portokasse“ bezahlt, sagen die Kontrolleure. Beschweren sich Anwohner, sehen sie sich von „kräftigen Kerlen“ eingeschüchtert.

Da die meisten Autohöfe vom Bezirk vor etlichen Jahren genehmigt wurden, ist es nicht möglich, sie wieder zu schließen. Das gelang Ordnungsstadtrat Oliver Schworck (SPD) nur Mitte März an der Ordensmeister- und Komturstraße, weil diese Plätze seit dem Frühjahr 2007 ohne Genehmigung betrieben wurden. Als das Bezirksamt dies feststellte, setzte es gegen die Räumung durch. Auf dem größten Autohof am Tempelhofer Weg will der Bezirk hingegen durch Auflagen die Situation verbessern. Die Be- und Entladung darf nur noch auf dem Gelände erfolgen. Zusätzlich muss dort mehr Abstellfläche für die Autos geschaffen werden. Und die schmale, stauanfällige Einfahrt wird verbreitert.

Anlieger sind allerdings skeptisch, ob der wilde Autohandel damit in geordnete Bahnen gebracht werden kann. „Am besten ist es, man weist die Gefahr gleich ab“, hatten sich deshalb Lichtenrader Anwohner gesagt, als sie von den Autohof-Plänen an der Blohmstraße erfuhren. Sie gründeten eine Bürgerinitiative und rannten beim Bezirksamt offene Türen ein. Denn auch die Stadträte wollten sich „keinen weiteren Problemfall“ aufbürden. Sie konnten den Bauantrag rechtzeitig juristisch haltbar abweisen.

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