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Bad mit Geschichte. Das Bad an der Finckensteinallee war einst das größte Europas.

© Uwe Steinert

Bad an der Finckensteinallee: Schwimmen in XXL

Jahrelang war das Bad an der Finckensteinallee dicht. Jetzt wird die denkmalgeschützte Halle saniert – und soll 2012 wieder öffnen.

Die heroischen Sandsteinschwimmer werden bleiben. Der bis aufs Schwert entblößte Mann, die nackte Frau mit Badetuch. Die überlebensgroßen Plastiken begrüßten schon die Soldaten der SS-Leibstandarte Adolf Hitler, wenn sie sich zum Wehrsport in die Schwimmhalle an der Finckensteinallee in Lichterfelde begaben. 70 Jahre später wird das Bad, seiner Zeit das größte und modernste Europas, zum ersten Mal komplett saniert.

Die Schwimmhalle auf dem Gelände der ehemals preußischen Kadettenanstalt ist der größte Brocken im Sanierungsprogramm der Berliner Bäderbetriebe. Zehn Millionen Euro sind veranschlagt, das meiste Geld kommt vom Land. In zwei Jahren soll das Bad mit 50 mal 25 Meter großem XXL-Becken – wie vor der Schließung 2006 – für Vereine und Schulen zur Verfügung stehen, aber erstmals auch der breiten Öffentlichkeit.

„Zehn Millionen Euro sind für ein Bad dieser Größe sehr knapp“, sagt der Architekt der Bäderbetriebe, Stefan Möhring. Deshalb wird es keine Glasdecke geben, wie ursprünglich, und auch keine fahrbaren Fensterfronten an der Fassade. Für Hitlers Leibstandarte wurden die unteren Fenstersegmente damals in den Keller abgesenkt, damit die Soldaten im Sommer direkt auf die Liegewiese marschieren konnten. Unklar ist noch, ob der Original-Zehnmeterturm erhalten bleibt. Denn künftig wird es keinen Sprungbereich mehr geben. Um Wasser- und Energiekosten zu sparen, wird das alte, bis zu sechs Meter tiefe Becken durch ein zwei Meter tiefes ersetzt. Dann ist die Unterhaltung nicht mehr so teuer.

Die im Jahr 1938 eröffnete Halle gleicht besonders im Kellergeschoss einem Technikmuseum. Die riesigen Anlagen zur Luft- und Wasserfilterung sind komplett erhalten, mit in altdeutschen Lettern gehaltenen Bezeichnungen wie „Luft-Vorwärmeraum“. Am Beckenrand haben später die Alliierten bis 1994 ihre Inschriften hinterlassen: „No Running“, „No Smoking“. Das alles konnten Besucher schon betrachten, zwischen 1994 und 1997, als das Bezirksamt die Öffentlichkeit schon mal schwimmen ließ.

Um jetzt dem Denkmalschutz zu genügen, werden stilistische Elemente wie der Mosaikboden in den Duschen, die Marmorverkleidung an den Wänden und auch die lanzenartigen Fahnenträger an den Wänden erhalten. Die alten Lichtschalen an der Innenfassade sind dagegen verschollen. Genau wie die kompletten Bauunterlagen aus der NS-Zeit.

Genutzt wurde das Bad auch von den Alliierten, gebaut zur Nazizeit. Die Statuen bleiben.
Genutzt wurde das Bad auch von den Alliierten, gebaut zur Nazizeit. Die Statuen bleiben.

© Uwe Steinert

Ähnlich liegen die Dinge beim Hallenbad am Hüttenweg in Zehlendorf, das die US-Streitkräfte Anfang der 70er Jahre gebaut haben. Auch hier sind die Bauunterlagen verschollen, die englischen Hinweisschilder aber gut erhalten. Die Sanierung dieses kleineren 25-Meter-Beckens plus Nichtschwimmerbereich ist mit drei Millionen Euro erheblich günstiger. Pünktlich zur Wintersaison soll das Baden wieder möglich sein, allerdings vornehmlich für Schulen und Vereine.

Das neue, wärmegedämmte Dach ist schon fertig, jetzt beginnt der Einbau von Duschen und Umkleidekabinen. Das Becken selbst wurde schon in den 80er Jahren saniert; da setzte man über die maroden Fliesen einfach eine Edelstahlwanne. Die hält bis heute dicht. Gut erhalten sind auch die türkisfarbenen Wandfliesen. Nur durch die Bullaugen im Keller kann man weiterhin nicht gucken. Früher konnten die Amerikaner ihre Turmspringer auch unter Wasser beobachten. Doch seit der Beckensanierung versperrt die Edelstahlwanne die Sicht. Die Sanierung wurde nicht von der US-Armee bezahlt, sondern fiel unter „Besatzungskosten“. Dafür kamen die Steuerzahler auf.

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