zum Hauptinhalt

Berlin-Monopoly: Gehe nicht über Schwanenwerder

8000 Reichsmark kostete die Insel beim ersten Berlin-Monopoly. Das gab Ärger. Nun wurde das Gesellschaftsspiel 75 Jahre alt, gefeiert wurde am Alexanderplatz.

Schwanenwerder war Spitze. 8000 Reichsmark hatte ein Spieler für das Grundstück hinzublättern, eine Riesensumme für 1936, dem Jahr, als Monopoly nach Deutschland kam. Nur unwesentlich günstiger war „Grunewald“ mit 7000 Reichsmark, während „Turm Straße“ und „Hutten Straße“ in Moabit schon damals keine exklusive Gegend war: Für je 1200 Reichsmark hatte man sie in der Tasche.

1935 hatte in den USA der Siegeslauf des Spiels begonnen. Im selben Jahr wurde das Patent für Deutschland beantragt und erteilt, im Folgejahr kam die deutsche Ausgabe in den Handel – Anlass für den Spielwarenhersteller Hasbro, seit 1991 Rechteinhaber, das Jubiläum mit einer neuen Spielvariante und einer Art Geburtstagsfeier auf dem Alexanderplatz zu begehen – der als Monopoly-Bahnhof einst für 4000 Reichsmark zu haben war.

Eine aufgeblasene Geburtstagstorte war auf dem Platz aufgebaut, darum ringelte sich am frühen Nachmittag eine Schlange von einigen hundert Menschen, in den Taschen 60 Euro Monopoly-Geld, um in knapp begrenzter Zeit das neue Spiel „Monopoly – Revolution“ zu erwerben. Im Handel kostet sie das etwa den gleichen Betrag – in echtem Geld.

Die Revolution ist übrigens rund und keiner bestimmten Stadt zuzuordnen, sondern mit den Straßennamen der klassischen deutschen Ausgabe versehen. Wie bei „Monopoly Banking“ erfolgt die Bezahlung mit Bankkarten und Kartenleser, dazu gibt es Soundeffekte, zu den Zonen sogar passende Songs, von „These boots are made for walking“ bis „Rocket Man“.

Dass die klassische Ausgabe in (West-)Deutschland, seit1953 im Angebot, im Gegensatz zu denen anderer Länder nicht die Straßen der Hauptstadt nennt, liegt wahrscheinlich daran, dass damals nicht recht klar war, welche Stadt dafür in Frage käme. Berlin nicht mehr so richtig, Bonn aber galt auch nur als Provisorium, so bastelte man sich eben eine Fantasiestadt zusammen. Die Ausgabe von 1936 hatte sich noch klar zu Berlin bekannt, neben Unter den Linden, Friedrichstraße und Alt-Moabit fanden sich auch heute untergegangene Namen wie Belle-Alliance-Straße (Mehringdamm) und Neue Königstraße (Otto-BraunStraße). Die Reihenfolge der Straßen orientierte sich sogar am Stadtplan, das vom Berliner Verlag Schmidt Spiele angebotene Vergnügen blieb aber nur kurz im Katalog. Möglich, dass dies an Schwanenwerder lag. Propagandaminister Joseph Goebbels hatte dort 1936 und1938 Grundstücke erworben, auch von einem emigrierten jüdischen Bankier, der einen weit unter Marktwert liegenden Preis akzeptieren musste. „Als Goebbels ,Schwanenwerder’ mit Wuchermieten auf den Monopoly-Spielplan übertragen fand, ließ er das Spiel angeblich kurzerhand verbieten“, rekapituliert Hasbro die Geschichte. „Offiziell wurde der ,jüdisch-spekulative Charakter’ des Spiels als Grund für den Verkaufsstopp herangezogen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false