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Koch Thomas Kammeier serviert seine Gerichte im Spiegelzelt.

© Kai-Uwe Heinrich

Berlinale-Start: Gourmets im Kinosessel

Seit fünf Jahren gibt es bei der Berlinale auch kulinarisches Kino. In diesem Jahr werden im Gropius-Bau Filme übers Essen gezeigt, renommierte Köche servieren die Menüs dazu.

Für das Programm des Kulinarischen Kinos findet Berlinale-Chef Dieter Kosslick drastische Worte: „Geben wir der Nahrung die Chance, wieder Mittelpunkt des Lebens zu werden, und nicht dem als Lebensmittel getarnten Giftmüll.“

Der hochdekorierte Gourmet und Vegetarier erinnert daran, dass man bei der Berlinale bereits vor zehn Jahren angefangen habe, „qualitätsbewusst zu kochen und anständige Weine auszuschenken“. Vor fünf Jahren sei das Kulinarische Kino gegründet worden, um auf die Beziehungen zwischen Film, Kultur, Küche und Umwelt aufmerksam zu machen. „Nahrung verbindet Menschen miteinander und mit der Umwelt. Die Küche ist auch ein Gradmesser der Kultur eines Landes.“ Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte wirkt das Programm diesmal besonders aktuell.

Michael Hoffmann kocht eine Suppe mit Gemüse aus dem eigenen Garten.
Michael Hoffmann kocht eine Suppe mit Gemüse aus dem eigenen Garten.

© kai-uwe heinrich

Unter dem Motto „Give Food a Chance“ werden unter der Regie von Thomas Struck vom 10. bis 20. Februar im Kino des Martin-Gropius-Baus zwölf Filme über Nahrung und Umwelt gezeigt. Danach servieren renommierte Köche wie Sonja Frühsammer, Michael Hoffmann, Thomas Kammeier, Michael Kempf und Tim Raue im Spiegelzelt jeweils ein Menü, das zum gezeigten Film passt.

In dem südkoreanischen Film „Dwen-Jang“ etwa geht es um die Suche eines Fernsehjournalisten nach dem Rezept einer verführerischen Sojabohnensuppe. Am Ende seiner Odyssee erkennt er, dass nicht nur erstklassige Zutaten zum Rezept gehören, sondern auch der Einklang mit Natur und Traditionen, außerdem auch Schmerz und Liebe. Michael Hoffmann, Avantgardist des vegetarischen Feinschmeckermenüs, kocht dazu Suppe mit Gemüse aus seinem eigenen Garten, der für eine große Artenvielfalt berühmt ist.

Tim Raue kocht ein Menü zu einem amerikanisch-japanischen Film über den berühmten Sushi-Meister Jiro Ono. Er war begeistert von einem Besuch in dessen Restaurant in einer U-Bahn-Station in Tokio. Das Lokal hat nur zehn Plätze, aber drei Michelin-Sterne. „Der Weg des Weins“ heißt ein Film über einen Star- Sommelier, der seine persönliche Katastrophe erlebt, als er Geschmacks- und Geruchssinn verliert.

Um soziale und ökologische Themen geht es in den Spätvorstellungen um 22 Uhr, zum Beispiel um den Kampf irischer Fischer gegen die Verlegung einer Pipeline. „Unser Garten Eden“ zeigt einen Schweizer Schrebergarten als multikulturelles Reservat. Die Beziehungen zwischen Schlachtern und Schweinen werden thematisiert in „Ehrfurcht vor dem Leben“ und „The Divine Pig“.

Beim Youth Food Cinema am 18. Februar um 9.30 Uhr stehen diesmal Lebensmittelabfälle im Mittelpunkt. Gezeigt wird „Taste the Waste“, anschließend gibt es eine Diskussion von Schülern mit Mitarbeitern der Berliner Tafel und von Slow Food über das Mindesthaltbarkeitsdatum. Sternekoch Michael Hoffmann bereitet mit den Schüler ein Menü zu mit Lebensmitteln, die von den Läden ausrangiert wurden.

Jeweils um 17 Uhr gibt es im Spiegelzelt eine „Tea Time“ mit Lesungen und Präsentationen, unter anderem von Karen Duve, die ihren Besteller „Anständig Essen“ mitbringt, und Slow-Food- Gründer Carlo Petrini, zu dessen neues Buch „Terra Madre“ Dieter Kosslick das Vorwort geschrieben hat. Auch das „globale Thema Wasser“ soll dabei eine Rolle spielen. Elisabeth Binder

Karten für die Vorstellungen um 19.30 Uhr kosten 59 Euro. Es gibt sie unter www.berlinale.de, an den Vorverkaufsstellen in den Arkaden am Potsdamer Platz und an Eventim-Theaterkassen. Frühzeitige Reservierung wird empfohlen. Zwischen 23.30 und zwei Uhr morgens ist das Restaurant „Gropius Mirror“, Niederkirchner Straße 7 , Ecke Stresemannstraße 110 für alle Festivalgäste geöffnet.

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