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Mann mit Hopfen und Malz. Braumeister Thorsten Schoppe betreibt in Neukölln eine kleine Brauerei mit angeschlossener Kneipe.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berliner Brauereien: Immer der Nase nach

Ab heute kann man beim Internationalen Bierfestival exotische Getränke probieren. Aber auch abseits der Meile kann man alles über Hopfen und Malz erfahren – in den kleinen Brauereien.

Es riecht herb und würzig. Aber wonach eigentlich genau? „Nach Brot“, findet Thorsten Schoppe. „Schließlich wird gerade Malz gekocht. Und Malz ist Getreide, das erst eingeweicht und dann getrocknet wurde.“ Schoppe weiß so etwas – und noch viel mehr über Bier: Denn er ist Braumeister im Brauhaus Südstern an der Hasenheide in Neukölln. Dort ist er der Herr über drei „Braupfannen“ aus Edelstahl, in denen er die Biere „Heller Stern“, „Dunkler Stern“ und „Stern Weisse“ herstellt.

An diesem Wochenende findet zum 14. Mal das Internationale Berliner Bierfestival statt. Die Karl-Marx-Allee zwischen Strausberger Platz und Frankfurter Tor wird wie jedes Jahr zur Biermeile, auf der 300 Brauereien aus 86 Ländern 2000 Bier anbieten. „Saigon Export“ aus Vietnam, Kräuterbier aus dem Erzgebirge, „Eburni“ stammt von der Elfenbeinküste und „Serengeti Lager“ aus Tansania. All das gibt es zu probieren.

Aber eigentlich muss man dem Gaumen nicht immer das Exotischste zumuten. Auch in Berlin wird besondere Braukunst geboten. Und das kann man nicht nur an drei Tagen im August probieren. Ein Dutzend kleine Brauereien gibt es in der Stadt und in den meisten wird das frisch gebraute Bier auch serviert. „Der Unterschied zwischen frisch gebrautem Bier und Flaschenbier ist in etwa wie bei Frischmilch und H-Milch“, sagt Diplombraueringenieur Schoppe.

Oft lassen sich Schoppe und die anderen Brauer sogar bei der Arbeit über die Schulter schauen. Martin Eschenbrenner etwa, der in einem Keller in Wedding sein „Eschenbräu“ nach Geheimrezept herstellt. Alle sechs Wochen sticht er ein „Spezialbier“ an: am heutigen Freitag das „Weizenbock“. Bei Thorsten Schoppe am Südstern hingegen können die Gäste sogar selbst Hand anlegen: Sie schroten Malz und maischen. Schoppe bietet neben Führungen auch Braukurse an. „Da lernt man, mit einfachen Mitteln, zu Hause ein simples Bier herzustellen“, sagt der durchtrainierte Braumeister, der selbst gar kein Bierbäuchlein hat, obwohl er jeden Tag mindestens einen halben Liter von seinem Selbstgebrauten trinkt. Alles, was man fürs einfache Brauen brauche, finde man in einer normalen Küche: Kochtöpfe, Herd, Sieb, Rührlöffel und Plastikeimer. Ja, schmeckt so ein selbst gebasteltes Bier denn überhaupt? „Wenn man gut aufgepasst hat beim Kurs“, sagt Schoppe grinsend.

Grinsen muss er auch, wenn man ihn fragt, ob Berlin ein Bierstadt sei. Nein, findet er. Vor allem wegen der Berliner Weiße. Die sei nämlich eigentlich ein Bier, dass durch zu viel Milchsäure ungenießbar geworden sei, so dass man es nur mit Sirup gesüßt überhaupt hinunterbekomme. Nicht jedermanns Sache, auch nicht in Berlin. „Die meisten Leute wollen einfach ein normales Bier“, sagt Schoppe. Deshalb hat er auch mit seinen „Experimenten“ aufgehört: Mit Teebeuteln, Kaffeebohnen, Tannennadeln und rohen Eiern hat er herumprobiert. Aber das war den Gästen zu exotisch.

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