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Berliner Designer: Die Stadt zieht an

Berliner Designer sind bei Preisverleihungen derzeit besonders erfolgreich.

Mit den Berliner Designern ist es wie mit dem Hasen und dem Igel: Wo man auch hinkommt, sie sind schon da. Im Moment wird kein Modepreis in Deutschland verliehen, bei dem Berliner nicht zumindest im Finale stehen. Gestern trafen sich gleich vier Designerinnen in der Berliner Landesvertretung Mecklenburg- Vorpommerns – sie gehören zu den zehn Finalisten des Baltic Fashion Award. Eine von ihnen ist die Weißensee-Absolventin Helena Ruff. Im Oktober wird sie auf Usedom Kleider zeigen, die sie erst noch entwerfen muss. Für die Designer ist die Aussicht, im Herbst für die beste Kollektion 7500 Euro gewinnen zu können, Motivation genug, sich an die Arbeit zu machen.

Die letzte Preisverleihung liegt für Helena Ruff erst drei Wochen zurück: In Neuss war sie eine von drei nominierten Modemacherinnen für den mit 50.000 Euro dotierten Innovationspreis des deutschen Mode- und Textilverbands. Auch eine ihrer Mitkonkurrentinnen, Anna Kleihues, kommt aus Berlin.

Wie Helena Ruff starten viele in ihr Berufsleben: Sie suchte nach Geldquellen, um ihre ersten Kollektionen finanzieren zu können. Da kommen all die Preise gerade recht, die immer dann entstehen, wenn ein Unternehmen, ein Verband oder ein Ministerium Geld übrig hat und etwas machen will, das für Öffentlichkeit sorgt.

Wie im Fall des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern. Das nordöstlichste Bundesland hat mit Mode nicht viel zu tun – außer der Berliner Tradition, aktuelle Kollektionen in den Sommermonaten nicht über den Kurfürstendamm, sondern über die Promenade in Heringsdorf spazieren zu führen. Das ist zwar mehr als 60 Jahre her: „Aber daran wollen wir anknüpfen“, sagt einer der Initiatoren.

Um die Zukunft des deutschen Designs geht es beim New Generation Award, den Karstadt im Rahmen der Berlin Fashion Week verleiht. Bisher mussten die Bewerber in Berlin leben – jetzt wurde der Preis national ausgeschrieben. Aber auf die Berliner Qualität ist Verlass: Die Finalisten Esther Perbandt und das Duo Boessert & Schorn gehören seit Jahren zur hiesigen Designszene.

Karen Scholz und Joan Tarragó von der Kunsthochschule Weißensee sind dagegen gerade erst ins Geschäft eingestiegen. Aber seit sie am letzten Aprilwochenende in der thüringischen Kleinstadt Apolda den Apolda European Design Award gewannen und damit 12 000 Euro, muss man sich um die beiden wohl keine Sorgen mehr machen. Auf den dritten Platz kam Tina Luther – ebenfalls aus Berlin.

Sogar bis nach China reicht der Ruf der Berliner. Dort gewannen gleich zwei Schüler der privaten Modeschule Esmod den Hempel Award, eine der wichtigsten Auszeichnungen der chinesischen Modeindustrie. Genügend Nachwuchs wird ja an den acht Berliner Modeschulen produziert. Und unter den etwa 80 Absolventen gibt es jedes Jahr eine Handvoll, die nicht nur den Wunsch verspüren, sich selbstständig zu machen, sondern auch das Zeug dazu haben.Grit Thönnissen

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