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Stadtleben: Brillante Stimme

Maria Callas’ Bühnenjuwelen im Konzerthaus

Ihre Gefühle waren echt, ihre Brillanten nicht. Maria Callas gab auf der Bühne ihr Innerstes preis. Und sie glänzte, wo immer sie auftrat – auch dank der Diademe, Ohrgehänge, Ketten und Schmuckgürtel, die sie sich beim Mailänder Atelier Marangoni fertigen ließ. Bei ihrem internationalen Durchbruch 1947 in der Arena di Verona hatte sie in Ponchiellis Oper „La Gioconda“ eine Krone von Marangoni getragen und war davon überzeugt, den Triumph auch diesem prachtvollen Kopfputz zu verdanken. Von da an bestand die Sängerin darauf, als Glücksbringer stets Kristallklunker der Mailänder Manufaktur zu tragen.

In Zeiten, da auf der Opernbühne bevorzugt Outfits getragen werden, die aussehen wie frisch aus dem Secondhandladen, bestaunt man die Geschmeide der Callas mit offenem Mund: Ein wagenradgroßes „Traviata“-Collier, die Tiara aus Giordanos „Fedora“, drapierte Perlenschnüre für Donizettis „Lucia di Lammermoor“, einen goldenen Lorbeerkranz für Bellinis „Norma“. Bei einer Fernsehaufzeichnung der „Tosca“ entfaltete ihr Schmuck im Scheinwerferlicht ein derartiges Brillantfeuerwerk, dass sie gebeten wurde, im zweiten Akt nur noch Ohrringe zu tragen – damit die Zuschauer hinterher auf dem Bildschirm auch ihr Gesicht erkennen könnten.

Dass die Talmi-Träume jetzt in einer eleganten Ausstellung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu sehen sind, ist der Firma Swarovski zu verdanken. 1999 hat der seit einigen Jahren mächtig angesagte Modeschmuckproduzent mit weltweit 22 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 2,56 Milliarden das traditionsreiche Atelier Marangoni gekauft. Zum Wohl des eigenen glitzernden Images schickt Swarovski die Bühnenjuwelen um die Welt, vier Millionen Menschen habe die guten Stücke schon gesehen, zuletzt in Barcelona und Tokio.

Bei der glamourösen Vernissage am Montag schwebte Topmodel Nadja Auermann in einer Wolke aus goldgelbem Stoff in den Werner-Otto-Saal des Konzerthauses, als wäre sie eine Wiedergeburt der Diva. Das Singen überließ sie dann allerdings den Sopranistinnen Christine Schäfer und Nadja Michael. Anschließend konnte man sich beim Smalltalk mit reichlich Champagner und einem exquisiten Flying Buffet an ein altes Sprichwort halten, das gleichermaßen für Maria Callas’ hochdramatisches Leben wie für ihren kristallenen Bühnenschmuck gilt: Glück und Glas, wie leicht bricht das. Frederik Hanssen

Die Bühnenjuwelen der Callas sind bis zum 13. April täglich von 10 bis 16 Uhr im Konzerthaus zu sehen, Eintritt 8 €.

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