zum Hauptinhalt
Klaus Wowereit

© picture alliance / dpa

Buchvorstellung mit Herausgeber Wowereit: Aufsteiger mit Dickschädel

"Ich wär gern einer von uns" ist ein Sammelband mit Porträts Aufgestiegener. Klaus Wowereit gehört nicht zu den Porträtierten, er ist der Herausgeber.

Ein Sammelband über Ein- und Aufsteiger ist es geworden. Nicht ausschließlich, aber auch über Migranten, die hier Glück fanden oder wenigstens etwas teilhaben können in Deutschland. Der Türke Mesut Özgür etwa, der in Berlin einen Kiosk betreibt und heute nicht bloß kranken- und rentenversichert ist, sondern sich auch eine Rechtschutz- und Haftpflicht- und Glasbruchversicherung zugelegt hat und deshalb von sich sagt, er sei „schon ganz schön bisschen deutsch geworden“.

Geschmunzelt wird viel am Montagabend in der Neuköllner Oper, bei der Vorstellung von „Ich wär gern einer von uns“, einem Sammelband mit Porträts Aufgestiegener. Autoren wie Tanja Dückers oder Nicol Ljubic haben daran mitgeschrieben, ein prominenter Aufsteiger sitzt heute vorne im Stuhlkreis: Klaus Wowereit gehört nicht zu den Porträtierten, er ist der Herausgeber, doch die Moderatorin will trotzdem wissen, wo denn sein persönlicher Aufstiegswille herkam. Was ihn aufs Gymnasium führte und dann noch weiter. Richtige Antwort: das hilfreiche Vorbild, nämlich die Mutter mit ihrem „ostpreußischen Dickschädel“. Die, wenn ihr Wände im Weg standen, einfach dagegen lief – oder zumindest jemanden kannte, der die Wand für sie aus dem Weg räumte.

Es ist voll in der Oper, mehr als 200 Zuschauer sind gekommen, manche müssen sich aufs Parkett hocken. Eine echte Diskussionsveranstaltung ist das nicht, überzeugen muss Wowereit keinen, der Band entstand unter Mitwirkung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Es ist ein Ansporn- und wohl auch ein Wohlfühlbuch, angesichts der vielen Erfolgsgeschichten. Harte politische Agenda kommt nicht darin vor. Die muss Wowereit dann im Mai nachliefern, wenn er sein nächstes Werk veröffentlicht, diesmal als Autor. „Mut zur Integration“ heißt es. Und auch wenn sein Umfeld bittet, es bloß nicht als Sarrazin-Replik misszuverstehen: Inhaltlich wird es Kontra regnen. Immerhin gibt Wowereit in der Oper einen Vorgeschmack. Dass die Entscheidung über Asylanträge in Deutschland bis zu zehn Jahre dauern kann, nennt er „völlig inhuman“, die Konsequenzen „wahnsinnig“. Da müssen neue Regelungen her.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false