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Bundespresseball

© dpa

Bundespresseball: Riesenstimmung statt Krisenstimmung

Beim zehnten Bundespresseball in Berlin feierten am Freitagabend 2800 Gäste im Hotel Interconti. Die Kanzlerin war wieder nicht dabei.

Dürfen Spitzenpolitiker in Krisenzeiten ausgelassen feiern? Oder müssen sie es sogar – der dringend benötigten Entspannung wegen? Die schlüssigste Antwort auf diese Frage wusste Freitagabend Hubertus Heil, der SPD-Generalsekretär: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“ Der Spruch ist zwar im Original von Wilhelm Busch, passt aber auch 100 Jahre nach dessen Tod.

2800 Gäste feierten beim 57. Bundespresseball im Hotel Interconti, darunter Bundespräsident Horst Köhler, mehrere Bundesminister und viele Wirtschafts- und Medienvertreter. Es war der zehnte Ball in Berlin, eigentlich hätte man also Bilanz ziehen können und Berlin bejubeln oder Bonn nachtrauern oder sich zumindest einige Anekdötchen der letzten Jahre erzählen können. Aber der Pulk der Fernsehteams und Zeitungsreporter, der am Eingang auf die prominenten Gäste wartete, wollte vor allem Fragen zur Finanzkrise stellen. Wobei der Fluss der eintreffenden Politiker zunächst so dürftig war, dass zwischenzeitlich sogar Maren Gilzer – Qualifikation: Ex-Glücksradbuchstabenumdreherin – zur Lage der Nation befragt wurde. „Ich bin schon ganz heiser vom vielen Quatschen“, gab sie zu Protokoll.

Aber dann kamen sie doch noch: die Zypries, der Jung, die von der Leyen. Letztere Hand in Hand mit Ehemann Heiko, beide standen nie weiter als einen halben Meter voneinander entfernt. Einig waren sich die Spitzenpolitiker vor allem in einem: der Hoffnung, dass es nächstes Jahr nicht so schlimm werde, wie manche befürchten.

Das Motto des Balls: "Metropoly"

Die Finanzen kamen diesmal schon im Motto des Abends vor: „Metropoly“. Wobei das schon lange vor den Börsencrashs feststand, sagen die Veranstalter. Und Finanzminister Peer Steinbrück hatte seine eigene, stimmige Assoziation zum Motto: „Metropolis war ein erstklassiger Stummfilm aus den 20er Jahren. Der wurde sogar in Berlin gedreht.“

Als Farben des Balls hatten sich die Veranstalter Gold und Lila ausgesucht. Das erkannte man zum Beispiel daran, dass der Teppich im Eingangsbereich nicht wie gewohnt rot, sondern lila war. Viele Frauen hatten ihre Abendgarderobe darauf abgestimmt, was allerdings nicht in allen Fällen glückte: Schließlich gibt es Lila in vielen verschiedenen Nuancen: Aubergine, Flieder, Pastell, Milka. Wer einen Ton gewählt hatte, der sich mit dem Lila des Empfangsteppichs nicht vertrug, sah zu, dass er in den Ballsaal kam.

Mit Spannung wurde das Kleid von Minu Barati-Fischer erwartet. Die war Anfang November bei der Berliner Bond-Premiere mit Deko-Pistole als Accessoire am Gürtel erschienen. Diesmal kam sie im Goldkleid. Noch spektakulärer fiel das Meeresfrüchte-Büfett aus: Das war mit riesigen Eisblöcken dekoriert, in die zuvor Krabben, Sushistücke und ausgewachsene Lachse eingefroren wurden. Das sah aus wie bei Damien Hirst.

Angela Merkel blieb fern - trotz vieler Komplimente

Nicht dabei war Angela Merkel. Die Kanzlerin blieb auch dem vierten Ball ihrer Amtszeit fern. Und dass, obwohl Rick Parfitt, der Sänger des diesjährigen Showacts Status Quo, die Politikerin vorab mit Komplimenten überhäuft hatte, sie nicht nur für ihr Agieren in der Finanzkrise gelobt, sondern auch eine „sehr attraktive Dame“ genannt hatte. Die ersten Takte Musik spielte gestern die Staatskapelle Berlin, Köhler tanzte den Eröffnungswalzer mit Ursula Gößling, der Frau des Vorsitzenden der ausrichtenden Bundespressekonferenz.

Und was ist nun mit dem Jubiläum? Der Ball ist jedenfalls angekommen in Berlin. An Bonner Zeiten erinnerte gestern nichts mehr. Außer den Häppchen, die im Foyer serviert wurden: Rheinischer Sauerbraten vom Rinderrücken. An getrüffelter Chicoreetarte. Hmm.

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