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© dpa

Bushido-Film: Faust auf Faust

Vom Gangster zum Geschäftsmann: Der Rapper Bushido lud zur Premiere seiner Filmbiografie ins Kino am Potsdamer Platz.

Normalerweise gibt Bushido gerne den bösen Buben, doch am Mittwochabend zeigte sich der Skandalrapper ausnahmsweise von der soften Seite, er konnte nicht anders, so aufgeregt war er. Der Grund: die Premiere von „Zeiten ändern dich“, der Verfilmung seines Lebens, die von Bernd Eichinger und Christian Becker produziert, von Regisseur Uli Edel inszeniert wurde. In der Hauptrolle: Bushido.

Die Nacht zuvor habe er nur knapp über drei Stunden schlafen können, den ganzen Tag über nur einen halben Schokoriegel runter bekommen, sagte Bushido. Mehr als eine Stunde lang posierte er auf dem roten Teppich vorm Cinestar am Potsdamer Platz und gab Interviews, während drinnen im Warmen die wichtigste Frau seines Lebens wartete: seine Mutter Maria-Luise Sek. Sie hatte sich mit langem Rock und violetter Stola extra schick gemacht. „Ich hätte nie gedacht, dass er mal Filmstar wird. Ich bin sehr stolz auf ihn“, sagte sie. Sie wohnt mit ihrem Sohn in einer Villa in Lichterfelde, kocht und wäscht für ihn. Ob sie für ihn auch den Anzug rauslegte, verriet sie allerdings nicht.

Seine Mama war aber nicht die einzige Unterstützung, die Bushido mitgebracht hatte. Auch Karel Gott, mit dem er einst Duett sang, war da, dazu seine Gang um Kay One, Fler und Nyze. Die Drei spielen ebenfalls im Film mit und wirkten in ihren Anzügen und Sakkos eher wie Konfirmanden als Chaoten, trotzdem warnte Fler: „Bei Bushido ist man entweder 100 Prozent Feind oder 100 Prozent Freund.“

Die Crew musste sich aber nicht fürchten, sie schwärmte von den guten Manieren des Rappers. Hannelore Elsner, im Film Bushidos Mutter, lobte seinen höflichen Umgang, Kollegin Katja Flint sagte sogar: „Bushido ist ein Gentleman.“ Sie sieht Bushido als Beispiel dafür, dass man es trotz eines harten Starts im Leben weit bringen kann. Denn obwohl er erst 31 Jahre alt ist, bietet Bushidos Biografie genügend Stoff für einen Film: Er wächst als Sohn eines Tunesiers und einer Deutschen auf, sein Vater ist Alkoholiker, der seine Mutter vor seinen Augen blutig schlägt und eines Tages verschwindet. Die Straßen von Berlin werden für Bushido zum zweiten Zuhause, er bricht die Schule ab, startet mit von seiner Mutter geliehenem Geld eine Karriere als Drogendealer, wird vorbestraft, fängt an zu rappen und ist mit seinen Songs über Sex, Gewalt und Drogen bald Schrecken der Eltern und Star der Jugendlichen.

Die Texte des Rappers, in denen oft verachtend über Frauen und Homosexuelle gesungen wird, sieht Flint kritisch. „Aber vielleicht ist der Film ja ein Anlass für Eltern, mit ihren Kindern darüber zu diskutieren“, sagte Flint. Im Hip-Hop dürfe es ruhig ein wenig rauer zugehen, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der jedoch zugab, sich noch nicht explizit mit Bushidos Songs auseinandergesetzt zu haben. Auch Anna-Maria Mühe und Hannah Herzsprung hören keinen Rap, waren aber gespannt auf die Verfilmung. Nora Tschirner outete sich dagegen als Fan von Bushido, sie habe mehrere seiner Songs auf ihrem MP3-Player. „Ich habe zwar ein Problem mit Schwulenhassern und Frauenverachtern, aber ich bin nicht sicher, ob alles so heiß gegessen wie gekocht wird“, sagte Tschirner. Auch Moritz Bleibtreu, der im Film den Manager von Bushido spielt, verteidigte den Rapper: „Alle Kritiker sollten sich die Texte erstmal genau anhören, bevor sie etwas dazu sagen“, sagte er. Zumindest die Jugendschützer haben genau hingehört, einige Songs von Bushido sind auf dem Index gelandet. Aber gerade das Verbotene macht den Sänger gerade so interessant für seine Fans. Viele harrten am Mittwoch in der Kälte aus, um ein Autogramm zu erhaschen. Während des Drehs, so erzählten die Filmmemacher, habe zusätzlich Sicherheitspersonal angefordert werden müssen, um die weiblichen Fans fern vom Set zu halten. Auch am roten Teppich stand Polizei bereit, um im Notfall eingreifen zu können. Zwar gab es viele Bushido-Look-Alikes, die einen möglichst bösen Gesichtsausdruck aufsetzten, aber zu Battles kam es nicht. Angst, dass Bushido jetzt seine Musikkarriere ab den Nagel hängt, mussten sie nicht haben. „Das war nur ein kurzer Ausflug auf die Leinwand“, sagte Bushido, „aber Musik ist und bleibt meine Liebe.“

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