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Warum ticken die Amis so anders als wir? Christoph von Marschall, USA-Korrespondent des Tagesspiegels, sucht in seinem Buch "Was ist mit den Amis los?" nach Antworten.

© Herder Verlag

Christoph von Marschall im Tagesspiegel-Salon: Sie spinnen nicht, die Amis

Warum die Amerikaner an Barack Obama hassen, was wir lieben: In seinem neuen Buch erklärt Tagesspiegel-Korrespondent Christoph von Marschall den Deutschen die Amerikaner.

Seit sieben Jahren beobachtet Christoph von Marschall das Geschehen in den USA für den Tagesspiegel, und noch immer wundert er sich über manche Eigenheiten seiner Gastgeber: etwa dass ein Pressevertreter aus Deutschland dort zunächst keine Kreditkarte bekommt und seinen Wohnsitz nachweisen muss, indem er einen abgestempelten Brief seines Stromanbieters vorweist. Aber mit der Zeit ist von Marschalls Verständnis für die Amerikaner gewachsen. In seinem neuesten Buch „Was ist mit den Amis los? Warum sie an Barack Obama hassen, was wir lieben“ (Herder Verlag) erklärt er, warum sie so anders ticken als die Deutschen - und bei seiner Lesung im ausverkauften Tagesspiegel-Salon hörten 130 Interessierte gespannt zu.

„Wer war schon mal in New York oder San Francisco?“, fragte von Marschall zu Beginn, und fast alle hoben den Finger. „Und wer war schon mal in Montana oder Idaho?“ Kein Finger weit und breit. „Die meisten Deutschen kennen nur einen kleinen Ausschnitt der USA, die Ost- und Westküste. Aber die Menschen, die Republikaner wählen, leben in anderen Staaten“, sagte von Marschall. Montana zum Beispiel ist so groß wie die Bundesrepublik, hat aber nur 900 000 Einwohner. „Wenn Sie in so einem Land leben, haben Sie nicht das Gefühl, dass die Natur endlich ist!“ Entsprechend anders sind die Auffassungen zum Umweltschutz oder zum Waffenbesitz.

Unterschiedlich sind auch die Auffassungen von Amerikanern und Deutschen zu Barack Obamas Leistung als Regierungschef, sagte von Marschall, der bereits Biographien von Barack und Michelle Obama veröffentlicht hat. „Die Deutschen nehmen ihn als außenpolitischen Präsidenten wahr, der zu wenig von dem getan hat, was er versprochen hat. Die Amerikaner dagegen sehen ihn als innen- und wirtschaftspolitischen Präsidenten und finden, er hat zu viel Falsches gemacht.“ Zuerst hätte er die drängenden Probleme wie die Arbeitslosigkeit lösen sollen. „Sind Obamas Tage gezählt?“, fragte Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff, der den Abend moderierte. Das wollte Christoph von Marschall nicht bejahen, aber er sieht den Ausgang des Wahljahrs als „völlig offen“. Dem republikanischen Kandidaten Mitt Romney sprechen viele eine größere Kompetenz in der Wirtschaft, beim Schuldenabbau und der Schaffung von Arbeitsplätzen zu, jedoch gilt er, der Sohn eines Millionärs, als abgehoben. Obama wirkt sympathischer, und seine – im Herbst 2011 noch sehr schlechten - Umfragewerte  steigen. Ginge es nach dem Publikum im Tagesspiegel-Salon, würde Obama wieder gewählt: Auf Christoph von Marschalls Frage, wer denn einen amerikanischen Freund habe, der Republikaner wählt, meldete sich niemand.   

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