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Moskau

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Clubszene: Moskau unter Strom

Eine Immobilie zum Verlieben: Die Betreiber des E-Werks zieht es an die Karl-Marx-Allee. Sie übernehmen dort ein ganz besonderes Haus.

Sakko musste schon sein. Und in der Nachtbar ein Schlips. Ohne diese Accessoires war ein Abend im Café Moskau nicht denkbar, damals in der DDR. In den letzten Jahren bestimmten hingegen leicht bekleidete Jungmänner das Bild, wenn Partyveranstalter Bob Young zum allsonntäglichen Tanzvergnügen „GMF“ einlud. In Zukunft könnte wieder Krawatte und das kleine Schwarze dazugehören, wenn man sich im Café Moskau trifft. Denn der neue Eigentümer Nicolas Berggruen und seine Mieter – Silke Friedrich und Ralf Regitz vom E-Werk – wollen das Haus für ebenso große wie glamouröse Partys, Modenschauen und Firmenpräsentationen fit machen und im Keller einen neuen Club etablieren.

Zunächst aber hört der bisherige Betreiber Robert Echtermeyer im Frühjahr des kommenden Jahres auf. Er war jahrelang Generalmieter des Gebäudes und hat es für Partys und Events untervermietet. Echtermeyer wechselt als Spürnase für Kunstereignisse zur Berggruen-Holding. Dann kommen die Bauleute. Berggruen, der das Haus im Sommer übernommen hat, will in den Kauf und die Sanierung insgesamt zehn Millionen Euro stecken. Viel Geld für ein Haus, das gerade einmal 4000 Quadratmeter misst.

„Für uns zählte weniger die ökonomisch sinnvollste Idee, sondern das überzeugendste Konzept“, sagt Samuel Czarny, Geschäftsführer der Nicolas Berggruen Holdings-GmbH. Deshalb habe man Pläne für ein Wellness-Bad oder ein Kasino aufgegeben und stattdessen den ehemaligen Love-Parade-Organisators Regitz und seine Geschäftspartnerin Friedrich an Bord geholt.

Die beiden haben einen langjährigen Mietvertrag unterschrieben und sind geradezu euphorisch, was die Zukunft des Moskau angeht. „Die Nachfrage nach attraktiven Veranstaltungsorten ist enorm groß“, weiß Friedrich. Rund 100 Veranstaltungen – von der Firmenparty bis zur Filmpremiere – habe es in diesem Jahr bereits im E-Werk gegeben, „wir mussten viele Anfragen aus Kapazitätsgründen absagen“. Ob der künftige Club im Keller, den schon das WMF und eben auch Bob Young nutzen, auch von den beiden selbst betrieben wird, lässt Ralf Regitz offen: „Darüber sind wir uns noch nicht im Klaren“, sagt er, fest stehe nur: „Der Club wird deutlich erwachsener als bisher.“

Damit die beiden möglichst viele und gegebenenfalls auch parallel laufende Veranstaltungen machen können, erhält der denkmalgeschützte Bau einen zweiten Eingang. „Wir planen an der Ostseite, zum Strausberger Platz, ein zusätzliches Entree“, erklärt Harald Schindele vom Architekturbüro Hoyer, Schindele, Hirschmüller. Sie wollen den 60er-Jahre- Charme des denkmalgeschützten Gebäudes aufpolieren und die Gebäudetechnik modernisieren. Auffällige Anbauten oder Veränderungen im Innern werde es aber nicht geben. „Möglich wäre eine Überdachung des Atriums, die aber nicht dauerhaft ist, sondern nur bei einzelnen Veranstaltungen eingezogen werden kann“, so Schindele.

Für Nicolas Berggruen, den Sohn des im Frühjahr verstorbenen Ehrenbürgers Heinz Berggruen, sei das Café Moskau eine besondere Immobilie, erklärt sein Geschäftsführer Czarny: „Er hat sich sofort verliebt.“ Mehr als 200 Millionen Euro seines Privatvermögens hat Berggruen in den vorigen beiden Jahren in Berliner Immobilien gesteckt. Weitere Investitionen sind geplant – wie für eine Galerie seiner Privatsammlung. „Wir glauben an die Zukunft Berlins“, sagt Czarny, „und daran, dass die Entwicklung vor allem in der Innenstadt losgeht.“ Unter anderem im Café Moskau. Das soll im April 2009 frisch saniert wieder öffnen.

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