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Stadtleben: Das hat Berlin fein gemacht

Die Fashion Week ist vorbei: Welche Bilanz der Modewoche ziehen die Kreativen?

Modeopfer sind ein gutes Zeichen für eine Fashion Week. Wer sich morgens früh schick macht, um sich Mode in einem großen weißen Zelt anzusehen, meint es ernst. Nicht nur in der Disziplin des Aufbrezelns ist Berlin professioneller geworden: Die dritte Fashion Week weckt Hoffnungen, dass sich die Stadt doch noch zur wichtigsten Modeplattform für Deutschland entwickelt.

Nach vier Tagen mit fast 30 Modenschauen, und mehr als 1000 Kollektionen, die auf Modemessen, Showrooms und Galerien in der ganzen Stadt einem Fachpublikum gezeigt wurden, ist klar: Mode in Berlin ist nicht mehr nur unterhaltsames Chichi, sie ist harte Arbeit mit der sich Geld verdienen lässt.

Und wenn Wirtschaftssenator Harald Wolf gestern Abend sich lieber einen Platz bei Vivienne Westwood freihalten ließ statt beim Gelöbnis der Bundeswehr-Rekruten, so unterstreicht das nur die Bedeutung, die der Mode inzwischen beigemessen wird. Immerhin ist es die Wolfs Aufgabe, sich um neue Wirtschaftszweige zu kümmern.

Die Organisatoren von der Eventagentur IMG sind jedenfalls sehr zufrieden mit ihrer Fashion Week. Für die nächste viertägige Veranstaltung im Januar planen sie einen zweiten Laufsteg. „Da können noch mehr junge Berliner Designer zeigen“, sagt Zach Eichman von IMG.

Das heißt noch weniger Zeit für die Modemessen. Die Macher der Messe Premium gaben sich gestern trotzdem entspannt. „ Jeder Händler, der etwas neues anbieten will, muss nach Berlin kommen. Auf der Premium stellen 60 Marken aus, die vorher noch nie in Europa waren“, sagt Norbert Tillmann. Diese Labels sind vor allem deshalb dabei, um neue deutsche Kunden zu gewinnen. Wie Norbert Reipert von der schwedischen Marke Filippa K: „Wer glaubt, hier japanische Händler zu finden, der spinnt.“ Aber für den deutschen Markt sei Berlin wichtig. „Hier gibt es viele tolle Läden.“

Auch Christoph Deckner, Manager von Joop!Jeans denkt gerade über einen eigenen Laden in Mitte nach. Kontakte habe er auf der Messe geknüpft. Mit der kontroversen Resonanz auf seine Schau am Donnerstag ist er zufrieden. „Das war aggressiv und progressiv — damit haben wir hier in Berlin ein Zeichen gesetzt.“

Sein Kreativdirektor Dirk Schönberger ist mit dem Verlauf der letzten vier Tage noch nicht so richtig zufrieden: „Die Fashion Week kickt immer noch nicht.“ Die Qualität müsse deutlich gesteigert werden – und zwar in dem alle deutschen Marken an einem Strang ziehen und in Berlin ihre Kollektionen präsentieren. So wünscht es sich Schönberger, der die Modewoche als Gemeinschaftsprojekt deutscher Marken sieht: „Je mehr Labels hierherkommen, um so höher ist das Niveau der Fashion Week und umso größer ist die Aufmerksamkeit.“

Voll sollte es dann noch mal bei der Schau von Vivienne Westwood werden. Die, wenn auch überzeugte Londonerin, durch ihre Professur an der Universität der Künste längst zu einer Ehrenbürgerin der Stadt geworden ist.

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