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Stadtleben: Das wird ein Heimspiel

Egal, wer am Mittwoch siegt: Türkische Berliner freuen sich schon aufs Finale am Sonntag

Die Studentin Hatice Sözen ist immer noch ganz aufgeregt vom Sieg der türkischen Mannschaft am Vortag. „Bei uns als Migranten gibt es keine Verlierer“, sagt sie in Hinblick auf das Spiel der Türkei gegen Deutschland am nächsten Mittwoch. „Die Türkei ist zwar meine Heimat, aber ich bin hier geboren und aufgewachsen.“ Für sie ist daher gar nicht so wichtig, wer gewinnt. „Ich würde mich für beide Mannschaften freuen und hoffe auf eine Art Freundschaftsspiel.“

Akin Azik am Kottbusser Tor verdient ganz gut an den Spielen der türkischen Elf. „Am Freitag habe ich 1000 türkische Fahnen und 300 T-Shirts verkauft und vor dem Spiel gegen Deutschland werden es doppelt so viel sein“, sagt er. Azik ist schon ganz aufgeregt. „Das Spiel gegen Deutschland wird bombastisch. Davon haben wir schon immer geträumt.“ Er ist sich so sicher, dass die türkische Mannschaft triumphieren wird, dass er ab Mittwoch die deutschen Fahnen verschenken will. „Wenn Deutschland raus ist, kauft die doch keiner mehr. Aber falls die Türkei verliert, sind wir im Finale wieder für Deutschland – wie bisher.“

Ein paar Meter weiter sitzt Serif Balikli mit seinem Bruder Recep vor der Sportbar in der Kottbusser Straße. „Die Türkei gewinnt natürlich 3:1“, tippt er. „Deutschland hatte bisher nur Glück.“ Und sein Bekannter Selim Önal, der das Spiel gegen Kroatien hier verfolgt hat, fügt hinzu: „Das Spiel gegen Deutschland hätte das Endspiel sein sollen.“ Egal ob die Türkei oder Deutschland gewinnt, feiern werden sie am Mittwoch auf jeden Fall. Wie am Freitag, als hier die Deutschen und Türken gemeinsam auf der Straße getanzt haben. Natürlich flattern an seinem Auto auch zwei Fähnchen: eine türkische und eine deutsche.

„Wir haben ja schon erreicht, was wir wollten“, sagt der Stuttgarter Hüseyin Öztürk über die bisherigen EM-Spiele der Türken. Er hat seinen Urlaub in seiner Geburtsstadt Berlin mit jedem Sieg der türkischen Mannschaft verlängert, um die Stimmung genießen zu können. „Selbst wenn die Türkei nur auf den dritten oder vierten Platz käme, wäre das für uns ein Riesenerfolg. Die Türkei hat überraschend gut gespielt. Das waren spannende Spiele mit viel Adrenalin.“ Falls die Türkei verliert, setzt er auf Deutschland, „ist ja unsere zweite Heimat“.

Die Männer, die vor dem türkischen Fußballverein Türkiyemspor in der Admiralstraße sitzen, können das Weiterkommen ihrer Mannschaft immer noch nicht ganz glauben. Während des Spiels gegen Kroatien war hier die ganze Straße voller Menschen, erzählen sie. „Wir hoffen gegen Deutschland vor allem auf ein freundliches und faires Spiel“, sagt Hakan Candemir. Auch für Turgut Kücüküköner ist eher unwichtig, wer gewinnt. „Hauptsache es wird ein schönes Spsiel und alles bleibt friedlich.“ Für Eyyüb Keskin ist klar, dass es auf jeden Fall am Mittwoch Grund zum Jubeln gibt: „Schließlich ist einer von uns im Finale.“ swa

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