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Wieder in Berlin. Zum ersten Mal besuchte Denzel Washington 1990 die Stadt – für den Berlinale-Film „Glory“. Daran erinnert er sich mit gemischten Gefühlen.

© AFP

Denzel Washington: Der Überlebenstrick beim Waterboarding

Denzel Washington stellte im Adlon den neuen CIA-Thriller „Safe House“ vor. Seine Figur darin, der CIA-Verräter Tobin Frost, ist ein „Soziopath“, einer, der alle Welt manipulieren möchte.

Reden wir vom Waterboarding. Wie ist es denn so? „Nun, nicht angenehm.“ Denzel Washington spricht aus Erfahrung, er hat es selbst erlebt, wenn auch nur kurz und vor der Kamera, in einer Folterszene des neuen CIA-Thrillers „Safe House“. In der Crew waren sie über seinen Mut besorgt, aber für ihn war es selbstverständlich, sich nicht doubeln zu lassen: „Ich bin schließlich der Schauspieler in diesem Film.“ Er hätte jederzeit „Stop“ sagen können und habe es ja auch problemlos überstanden. „Ich bin ein sehr guter Schwimmer. Ich wusste, dass man entspannt sein muss. Wenn du dabei panisch atmest, hast du Probleme.“ Wie lange es gedauert hat? „Nun, lange...“ Denzel Washington lacht wieder laut und mit breitem Grinsen, sichtbar guter Laune. Der Besuch in Berlin, mit Regisseur Daniel Espinosa, dient ja auch nicht nur seinem Film, denn während er noch am Samstagnachmittag in der Interviewrunde im Adlon sitzt, wartet schon die „Goldene Kamera“ auf ihn für die Verleihung am Abend.

Was er selbst von dieser Methode halte? „Nun, ich glaube, die United States haben auf Waterboarding kein Monopol.“ Aber er sieht ein Dilemma. „Nehmen wir an, dein Vater wurde von bin Laden getötet, und nun haben wir den Typen gefangen, der genau weiß, wo bin Laden steckt, aber er sagt nichts, lacht nur. Würdest du sagen: ,Nein, bloß kein Waterboarding!’? Das ist die Frage. Wir alle wollen nicht die Schmutzarbeit machen, aber wir alle wollen sicher leben.“

Die Dinge hätten sich eben geändert in Amerika. „Als ich zum ersten Mal nach Europa kam, war ich erstaunt über Soldaten mit Maschinengewehren auf den Flughäfen. Das gab es bei uns nie, das kam erst nach 9/11.“ Und er höre nicht viele Amerikaner, die sich über die Taktiken beklagten, mit denen man erfahren wolle, wer die Tausenden Unschuldiger getötet hat. Er höre nur die Presse, die daraus eine Geschichte mache. „Glaube ich, das man alles mit jedem tun darf, um zu bekommen, was man will? Nein. Glaube ich an Waterboarding? Nein. Aber diese Leute müssen schwere Entscheidungen fällen, wir müssen das nicht. Wir sitzen nur da und reden darüber, was korrekt ist und was nicht.“ Selbstverständlich sei der Film keine Einladung zum Waterboarding, aber er beschreibe eben dieses Dilemma.

Seine Figur, der CIA-Verräter Tobin Frost, sei ein „Soziopath“, einer, der alle Welt manipulieren möchte, auch den unerfahrenen Agenten Matt Weston (Ryan Reynolds), der ein „Safe House“ des CIA in Kapstadt betreut, plötzlich die Verantwortung für den Gefangenen Frost hat, gemeinsam mit ihm ein Massaker überlebt und flieht. Aber Frost ist ein Soziopath, der eine Entwicklung durchmacht. „Auf Seite 8 des Drehbuchs will er diesen unschuldigen Jungen töten, auf Seite 40 sagt er: ,Ich töte nur Profis’ und verschont ihn, aber auf Seite 100 kommt er zurück, um ihm zu helfen. Und er sagt: ,Werde nicht so wie ich.’ Ich denke, das ist der Bogen, den dieser Charakter beschreibt. Das ist der Film, den ich gemacht habe.“

Wie das Drehen in den Townships gewesen sei? „Ich fühle mich immer wohl bei meinen Leuten.“ Für die Kinder hatte man für einen ganzen Tag einen Icecream- Truck gemietet, sie standen Schlange, viele hatten wohl noch nie Eis gegessen, Hände und Gesichter nun völlig verklebt – ein Riesenspaß für alle. Und bei den Dreharbeiten zu einer nächtlichen Schießerei schauten 2000 Leute zu, als seien sie im Kino, gespannt und still, doch als der Regisseur „Cut!“ rief, gab es Applaus. Schon früher hatte Washington in Townships gedreht, 1986 in Zimbabwe für „Cry Freedom“. Besonders an einen Mann erinnert er sich noch gut, der jammerte, dass sein Urururahn den Sklavenhändlern entkommen sei. Wäre der nach Amerika verschleppt worden, würde er selbst jetzt dort Cadillac fahren.

Washington war oft in Berlin, erstmals zur Berlinale 1990, als er, Morgan Freeman und Regisseur Edward Zwick „Glory“ vorstellten, einen voller Pathos gedrehten Film über eine schwarze US-Einheit im amerikanischen Bürgerkrieg. Washington denkt an den Besuch mit gemischten Gefühlen zurück. Man habe den Film auch in Ost-Berlin gezeigt, die Straßen seien so dunkel gewesen, die Läden leer, aber er erinnere sich auch an „den Geist der Menschen“. Die Reaktion auf den Film war dort ganz anders als im Westen. „Dort gab es Proteste, man sagte, ,Glory’ sei Propaganda für die amerikanische Militärmaschine, etwas wie ,Top Gun’. Aber die Geschichte spielte doch vor 150 Jahren – lächerlich.“

„Safe House“ kommt am 23. Februar in die Kinos. Mehr zur Gala der „Goldenen Kamera“ auf Seite 32.

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