zum Hauptinhalt

Stadtleben: Der Anzug, der aus dem Dunkeln kam

Im Olympiastadion zeigte Joop seine Herrenkollektion – und auch sonst glänzten die Männer auf der Fashion Week

Da hat sich Dirk Schönberger, Kreativchef von Joop den richtigen Ort für die erste Präsentation seiner Herrenmode ausgesucht: Die Tiefgarage des Berliner Olympiastadions. Damit verbindet er zwei der wichtigsten Hobbys seiner männlichen Zielgruppe – Autos und Fußball. Und da das Ambiente des Stadions eher monumental denn lieblich daherkommt, passte der Ort auch noch zu der gezeigten Kleidung. Die war nämlich kein großer Spaß, aber düster gekonnt: Eckige Schultern, Anzüge mit streng geometrisch ausgerichteten Nähten, lange Flanellcapes und kantige Zweireiher. Die einzige Farbe, die aus dem Dunkel des nur mit einzelnen Scheinwerfern erhellten Raumes herausschimmerte, war ein graustichiges Bordeauxrot. Ansonsten ist, wie schon bei der Hugo-Schau am Sonntag, bei Dirk Schönberger Blau das neue Schwarz. Der mehr als freundliche Schlussapplaus sollte anzeigen: Hier wurde die gelungene Wiederbelebung einer Marke gezeigt, die gutes Design für einen Massenmarkt anbieten will.

Wem die Schau, in der junge Männer mit stoischer Mine zu Klängen zwischen Kraftwerk und Marschmusik durch die Garage staksten, zu düster war, konnte sich danach beim Anblick auf den frischen grünen Rasen beruhigen. Gerade männliche Gäste standen mit verklärtem Blick und kaltem Getränk in der Hand auf der Tribüne der Ehrenhalle, wo die Aftershowparty gefeiert wurde, und schauten in das illuminierte Stadion hinunter.

Schon ein paar Stunden zuvor hatte die Männermode einen kleinen Triumph gefeiert. Beim „New Generation Award“ für Berliner Designer entschied sich die Jury für die Herrenkollektion von q.e.d. Einen passenderen Namen kann sich ein Label kaum aussuchen, das sich einem solchen Wettbewerb stellt: das Lateinische „quod erat demonstrandum“ bedeutet „was zu beweisen war“. Die drei Absolventinnen der Modeschule Esmod waren ganz aus dem Häuschen, dass sie nun für Karstadt entwerfen dürfen. Die Mode, die die Konkurrenten Pulver und Miroïke zeigten, war da fast schon etwas zu routiniert, das Label Mongrels in Common versuchte mit wehenden Abendkleidern Glamour zu verbreiten – dabei kamen ihre klug konstruierten Jeans und Hemden etwas zu kurz.

Berliner Mode stand auch gestern weiter im Mittelpunkt: Erst zeigten Absolventen und Studenten der Kunsthochschule Weißensee, wie sie sich die Zukunft vorstellen, dann folgten mit Sinemus und Macqua zwei ausgesprochen weiblich, elegante Kollektionen, die das Klischee der für Berlin typischen Hinterhofbastelei langsam verblassen lassen. Den Tag beendete Michael Michalsky mit seiner Schau in der Gemäldegalerie im Kulturforum und anschließender Party in Berlins neuestem Club, der Puro Lounge.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false