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Lecca

© dpa

Der Fotograf: König des Catwalks

In rasantem Tempo erklomm der Fotograf Dan Lecca die Karriere- und Ruhmesleiter – und machte sich damit nicht nur Freunde. Ausgehungerte Körper, gerade bei ganz jungen Models, findet er furchtbar.

Wenn Dan Lecca sich zu Beginn einer Modenschau dem Laufsteg nähert, teilt sich angeblich die Menge der Fotografen wie einst das Meer vor Moses. Zum zweiten Mal ist der Hausfotograf von Designern wie Gucci, Calvin Klein und Marc Jacobs bei der Fashion Week dabei und fotografiert nahezu alle Shows. Der 62-Jährige ist bekannt dafür, die Intensität eines Gesichtsausdrucks und die Klarheit einer Silhouette perfekt einzufangen – und ohne dass am Ende Fuß, Hand oder Kopf auf dem Bild fehlen. „Wenn die Show beginnt, startet meine Konzentration. Das ist wie ein Reflex“, sagt er. Vor allem das Licht spiele eine große Rolle: „Es gibt einen Moment, wo ich das Licht fast spüren, fast berühren kann. Dann entstehen die besten Bilder.“

Mit Anfang 20 ging Lecca mit seiner Frau Corinna, heute ebenfalls erfolgreiche Modefotografin, und den einjährigen Zwillingen aus Rumänien nach New York. Zunächst ohne ein Wort Englisch, arbeitete er erst als Koch, dann als einfache Hilfskraft in einem Atelier. 1976 begann er, professionell zu fotografieren, und wurde von den „Dallas Morning News“ bald zu den ersten Schauen nach Mailand, Paris und London geschickt. Die Aufträge und die Zahl seiner Kunden unter den Designern und bei Magazinen und Zeitungen wie der New York Times nahmen schnell zu.

In rasantem Tempo erklomm Lecca die Karriere- und Ruhmesleiter – und machte sich damit nicht nur Freunde. Kollegen und Bekannte aus der Modeszene bezeichneten ihn in Interviews als rücksichtslos und reizbar, dem Online-Magazin „lookonline“ gegenüber äußerte Fotograf Randy Brooke: „Dan schüchtert mich nicht ein – aber da bin ich wohl nur einer von ganz wenigen.“ Lecca selbst reagiert gelassen auf solche Urteile: „Wenn man ganz oben ist, ist es sehr schwierig, keine Feinde zu haben.“ Und oben möchte er bis auf Weiteres bleiben, ans Aufhören denkt Lecca nicht. Vor langer Zeit hatte er sich vorgenommen, mit 55 Jahren in den Ruhestand zu treten. „Ich hielt das für eine gute Zahl“, lacht er.

Während der letzten Fashion Week war Lecca zum ersten Mal in Deutschland und sehr beeindruckt von der „Offenheit und Energie der Stadt“. Eigentlich habe er während der Fashion Week einige Berliner Restaurants besuchen wollen, aber dazu fehlt ihm voraussichtlich auch dieses Mal wieder die Zeit.

Einem guten Essen gegenüber ist Lecca nie abgeneigt, und auch bei den Models bevorzugt er die normalgewichtigen, sportlichen Typen. „Diese ausgehungerten Körper, gerade bei den ganz jungen Models, finde ich furchtbar“, sagt er. Es gebe überhaupt viel zu viele junge Models, beinah noch Kinder, die einen kurzen Hype erlebten, um dann schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden. Macht es denn an sich einen Unterschied, Frauen oder Männer auf dem Catwalk zu fotografieren? „Allerdings.“ Frauen bewegten sich einfach anmutiger, allein wegen der hohen Absätze. „Männliche Models zeigen auf dem Laufsteg viel zu oft ihre Schuhsohlen. Die will aber keiner sehen!“ Eva Kalwa

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