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Hier baut der Chef noch selbst. Jan Köster und Isa Beuster öffnen am heutigen Sonnabend die „Bücherbox!“ in Prenzlauer Berg. Foto: Uwe Steinert

© uwe steinert

Der Kiez liest mit: Wie junge Berliner das Geschäft mit Büchern wiederbeleben

Gegen den Trend: Seit Herbst 2005 haben Jan Köster und David Mesche bereits die vierte Kiez-Buchhandlung in Berlin eröffnet.

Die Wände sind hell- und dunkelgrün gestreift, fröhliche Monster tummeln sich darauf und auf einem der großen Fenster hüpft Pippi Langstrumpf und sagt: „Ich zieh hier ein“. Dabei ist das Geschäft mit der großen Spielecke und den vielen Büchern gar nicht die Villa Kunterbunt, sondern die neue „Buchbox!“, die heute an der Ecke Greifswalder Straße und Hufelandstraße eröffnet.

Seit Herbst 2005 ist es bereits die vierte Kiez-Buchhandlung, die Jan Köster und David Mesche in Berlin eröffnen – ganz entgegen dem bundesweiten Trend, dass immer mehr kleine Buchhandlungen in ihrer Existenz bedroht sind oder bereits schließen mussten. Dabei fing für Köster und Mesche sogar alles noch viel kleiner an: „Im Frühjahr 2005 hatten David und ich bloß einen kleinen Stand für gebrauchte Bücher auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz“, erzählt Köster. Das gefiel dem Wirtschaftsjuristen und dem ausgebildeten Buchhändler so gut, dass sie ein halbes Jahr später eine günstige Gelegenheit ergreifen und den ersten Laden in der Nähe des Boxi eröffnen. Im Dezember 2006 kommt schon der zweite Standort in der Danziger Straße dazu, der dritte in der Kastanienallee eröffnet im Mai 2008. „Uns überrascht am meisten, wie schnell alles gegangen ist“, sagt Köster. Weiter expandieren wolle man nun erst mal nicht.

Den großen Erfolg der kleinen Kette mit ihren insgesamt 14 Mitarbeitern sieht der 30-Jährige vor allem in ihrer Ortsgebundenheit begründet. „Wir schauen uns den umliegenden Kiez genau an und stimmen dann unser Sortiment darauf ab“, sagt Köster. Für die in jedem Reiseführer aufgeführte Kastanienallee bedeutet das, viele Bücher über Berlin und jede Menge internationaler Literatur anzubieten. Und die neue Buchhandlung im Bötzowviertel führt besonders viele Kinderbücher. Schließlich sei dies einer der Kieze mit der höchsten Geburtenrate in Berlin, sagt Köster.

Noch ein Aspekt kommt hinzu: Köster und Mesche begreifen ihre Buchhandlungen zugleich als „Kiez-Kultur-Zone“, in der auch viele Lesungen stattfinden. Und es kommen nicht gerade unbekannte Autoren: Daniel Brühl war schon da genauso wie Tom Tykwer, und Wir sind Helden gaben 2008 bei einer „Buchbox!”-Veranstaltung im Kino Babylon ihr Lesedebüt. Am neuen Ort liest als Auftakt am 8. September Sarah Kuttner und drei Wochen später einer der bekanntesten europäischen Pädagogen, der Däne Jesper Juul. „Wir haben uns einfach langsam hochgearbeitet“, erklärt Köster die vielen positiven Rückmeldungen. Eine erhielten sie sogar aus Guatemala, wo der Schweizer Autor Martin Suter lebt. 2007 hatten sie ihm mit der Bitte um eine Lesung einfach an seinen Wohnsitz in Mittelamerika geschrieben. Und Suter kam bald darauf tatsächlich und las.

Auf positiven Zuspruch hofft Köster im Bötzowviertel auch bei seinen Kunden und bietet ihnen dafür neben dem belletristischen und einem größeren pädagogischen und esoterischen Angebot eine gemütliche Sitzecke sowie Geschenkpapier und viele Karten. Für Kinder soll es bald noch ein großes Abenteuerspielschiff mit Rutsche geben.

Und dann haben Köster und Mesche auch noch einen kleinen Trick, um ihre Kunden zum Wiederkommen zu bewegen: „Auf jedes als Geschenk verpackte Buch kleben wir anstelle einer Schleife einen Legostein“, erzählt Köster. Von denen brauche man schließlich viel mehr als bloß einen. Eva Kalwa

Greifswalder Straße 33, Prenzlauer Berg, Öffnungszeiten Mo-Sa 10-20 Uhr. Mehr Infos unter Tel. 42803245 oder auf www.buchboxberlin.de.

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