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Nur Fliegen ist schöner. Rodeoreiter gab es auf dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest in Dahlem wiederholt zu sehen. Foto: pa/doa

© picture-alliance / dpa

Deutsch-Amerikanisches Volksfest: Die Truman Show

Das Deutsch-Amerikanische Volksfest kehrt noch einmal auf das alte Gelände in Dahlem zurück. Dabei sollte am Hüttenweg längst gebaut werden.

Hunderttausende Rummelbesucher können sich freuen: Auf das Deutsch-Französische Volksfest, das seit Freitag auf dem Zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm läuft, folgt vom 23. Juli bis 15. August wieder das Deutsch-Amerikanische Volksfest am Hüttenweg in Zehlendorf. Die ersten Schausteller-Lkw parken schon in der Umgebung. Zuletzt hatte das Fest jährlich etwa 450 000 bis 500 000 Besucher angelockt.

Eigentlich sollten auf der „Truman Plaza“, dem einstigen Einkaufszentrum der US-Armee, in diesem Frühjahr die Bagger für eine „familienfreundliche Siedlung“ mit rund 60 Townhouses an einem künstlichen See rollen. Doch das Projekt verzögerte sich, und nun bahnt sich zusätzlich ein Streit um die Randbebauung mit Gewerbeflächen an.

Für Veranstalter Richard Simmons hat das diesjährige Deutsch-Amerikanische Volksfest eine besondere Bedeutung, denn es findet zum 50. Mal statt. Thematisch geht es deshalb nicht mehr nur um einen der US-Bundesstaaten, sondern um alle: „50 States – 50 Volksfeste“ heißt das Motto. Eine große Ausstellung soll die Regionen und die Historie des Festes präsentieren. Auch das nahe gelegene Alliiertenmuseum beteiligt sich. Bis zum Alliiertenabzug hatten sich viele in Berlin stationierte US-Soldaten bei dem Fest engagiert, sie verkauften zum Beispiel Spezialitäten oder betreuten Glücksspielsalons. Die US-Botschaft ist bis heute Schirmherr.

Steglitz-Zehlendorf will das Fest im Südwesten halten, das Bezirksamt sucht seit langem ein Ersatzgelände. Laut Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) gibt es aber noch keine Lösung. Simmons würde auch gerne auf den Flughafen Tempelhof umziehen. Doch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (beide SPD) lehnten ab.

Mit dem Bauprojekt zwischen Hüttenweg, Clayallee und Argentinischer Allee will sich am 6. Juli der BVV-Stadtplanungsausschusss in einer Sondersitzung befassen. Nach Tagesspiegel-Informationen sind Bezirkspolitiker entsetzt über die Architektur der geplanten Randbebauung mit 13 000 Quadratmetern Fläche für Gewerbe. Einziehen sollen vor allem ein Fitnessstudio und ein Supermarkt. Die Entwürfe sind dem Stadtplanungsamt, manchen Bezirksverordneten und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Karl-Georg Wellmann aus Steglitz-Zehlendorf bekannt. Öffentlich vorgestellt wurden sie noch nicht. Hinter den Kulissen hagelte es Kritik, dem Vernehmen nach hat das Architektenbüro Grüntuch Ernst den Entwurf soeben überarbeitet.

Bauherr ist die Firma Stofanel – sie gehört dem Immobilienunternehmer Ludwig Maximilian Stoffel und seiner Frau, der Designerin Giovanna Stefanel-Stoffel. Das Unternehmen äußert sich derzeit nicht zum Stand der Dinge und weist nur auf das laufende Planungsverfahren hin.

Der Bundestagsabgeordnete Wellmann sagt, die CDU werde die triste Randbebauung nicht akzeptieren, „es fehlt das Bewusstsein für den Ortsteil Dahlem“. Rundum hätten berühmte Architekten gebaut, darunter Bruno Taut oder Alfred Grenander, der den U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim gestaltete. „Uns darf nicht noch einmal eine ,Zehlendorfer Welle’ passieren“, sagt Wellmann. Damit spielt er auf den weithin ungeliebten Neubau an, den andere Investoren im Herbst 2008 an der Stelle des Stadtbads Zehlendorf in der Clayallee eröffnet hatten.

Wellmann betont, er kritisiere nicht Stofanels Architekten, sondern Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD). Das Stadtplanungsamt habe „den Investor eineinhalb Jahre lang in Sicherheit gewiegt“. Stäglin kann auf den Vorwurf zurzeit nicht antworten, da er verreist ist. Sollte sich das Projekt weiter verzögern, gäbe es zumindest einen Nutznießer: Richard Simmons hofft, dass er sein Fest auch 2011 an alter Stelle feiern kann.

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