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Stadtleben: Die Kurve zieht an

Joop präsentiert seine Mode im Olympiastadion – Im Sommer kommt dann Komiker Mario Barth

Die Kanzlerin hat den Trend als eine der ersten erkannt. Im August 2005, kurz vor der Bundestagswahl, stand sie für einen Wahlwerbespot vor der Kamera. Eine kleine, silberne Kugel rollte damals über einen edlen Arbeitstisch, riss alles um, wurde immer schneller – und schließlich gestoppt von ihr, der Kanzlerkandidatin. Hinter Merkel schimmerten beleuchtete Milchglaswände, die umrahmt waren von grauem Stahl, Sandsteinen und viel, ja, sehr viel Beton. Der Spot wurde im Keller des frisch sanierten Olympiastadions gedreht, oder besser: Im Parkhaus, vor der unterirdischen VIP-Zufahrt.

Wenn die Gerüchte in der Modebranche nun stimmen, wird genau dort, wo die Kandidatin einst um den Job als Kanzlerin bat, die Männermodeshow von „Joop“ stattfinden am Rande der „Fashion Week“ am 28. Januar in Berlin. Am Firmensitz von Joop hält man sich zurück, die Show soll eine Überraschung sein. Eine Sprecherin bestätigte nur den Termin im Stadion. Abends, um 20.30 Uhr, würden 400 geladene Gäste erwartet, darunter die Schauspieler Katharina Wackernagel, Franz Dinda, Ole Tillmann und auch Minh-Khai Phan-Thi , die ja quasi ein Heimspiel hat – sie ist Fan von Hertha BSC.

Von der Tiefgarage sind es nur wenige Schritte in den VIP-Bereich, wo die 400 Gäste bewirtet werden, auf vier Etagen mit Blick auf das gewaltige Stadion. Längst wird dort nicht nur Fußball gespielt, immer häufiger buchen Agenturen die Location, still und unbemerkt von der Öffentlichkeit. Eine große Bank hat etwa mit 2000 italienischen Mitarbeitern im Olympiastadion gefeiert – schließlich gewann Italien dort die WM 2006. Vor wenigen Wochen fand in der Arena die Brillenordermesse statt. „Es spricht sich herum, dass unser Stadion zu mieten ist für besondere Anlässe“, sagt Stadionmanager Peter von Löbbecke. Im vergangenen Jahr fanden 133 Firmenveranstaltungen statt, hinzu kommen viele Filmdrehs wie Krimis – etwa im Stadiongefängnis – oder auch Werbefilme. So hat einst Adidas kurz vor der WM tagelang das Stadion gemietet und auf dem Rasen die Nationalspieler die neuen Trikots anziehen lassen, ganz geheim und schwer bewacht.

Bei der kommenden Internationalen Tourismusbörse wollen die Stadionvermarkter sich gezielt in Szene setzen, schließlich kenne das Stadion seit der WM 2006 weltweit jeder. „Nehmen wir an, die Vereinigten Arabischen Emirate wollen zu einem exklusiven Abendessen laden, könnten wir doch Sand in den Innenraum schütten, Palmen aufbauen und Kamele herumlaufen lassen“, sagt von Löbbecke. Es geht im Stadion eben um mehr als nur Fußball: Im Sommer ist dort Europas größte Comedy-Show geplant. Mario Barth tritt am 12. Juli zu seinem großen Tourfinale an, das Motto heißt „Männer sind primitiv, aber glücklich“. Der Komiker hat das gesamte Stadion gemietet – und seit Monaten ist es ausverkauft. Damit in Zukunft aber auch kleinere, edlere Musikauftritte – etwa von Barbara Streisand – im Stadion stattfinden können vor 20 000 Leuten, wird ein neues Bühnenkonzept erstellt. Die Stars würden direkt vor der VIP-Tribüne spielen; die restlichen Blöcke wären dann abgedunkelt.

Doch egal ob Filmchen und Mode: Fußball gespielt wird im Olympiastadion weiterhin. „Wir werden in diesem Jahr noch ein Länderspiel bekommen“, sagt von Löbbecke. Er habe die Zusage des Deutschen Fußball-Bundes erhalten, der die Details am kommenden Freitag klären will. So lange bleibt der Gegner geheim – gefeiert wird ja eh im Stadion. Andre Görke

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