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Drogenkonsum: Kiffer landen immer öfter im Krankenhaus

Schwindel, Übelkeit, Halluzinationen – die Zahl der Behandlungen wegen Cannabis-Konsums hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. "Gefühlte Perspektivlosigkeit" und Leistungsdruck gelten als Ursachen.

Immer mehr Berliner Kiffer landen im Krankenhaus. Nach Informationen der Techniker-Krankenkasse stieg die Zahl der Klinikeinweisungen von 15- bis 25-jährigen Cannabiskonsumenten zwischen 2000 und 2005 um 160 Prozent auf 269 Fälle pro Jahr an. Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzt. Der Gesundheitsverwaltung ist das Problem bekannt. Experten vermuten, dass die Behandlungszahlen steigen, weil sowohl mehr junge Leute Cannabis nehmen, als auch größere Mengen konsumieren.

Eine Ursache für den massiven Haschisch- und Marihuanagebrauch unter Jugendlichen sei zunehmender Leistungsdruck und eine „gefühlte Perspektivlosigkeit“, sagt Kerstin Jüngling von der Fachstelle für Suchtprävention. Viele Jugendliche würden die Droge nicht mehr nur zum Feiern konsumieren, sondern ihren Alltag damit gestalten. Wenn Haschisch aber nicht mehr nur aus Spaß genommen werde, sondern um sich den alltäglichen Herausforderungen zu stellen, sei dies gefährlich. Krankenhausaufenthalte könnten die Folge sein, wenn hohe Dosen Schwindel, Übelkeit und Erbrechen hervorrufen.

"Gedämpfter Dauerzustand"

Häufiger würden Jugendliche aber wegen psychischer Folgen wie Halluzinationen in eine Klinik gebracht, sagt Oliver Bilke, Jugendpsychiater bei Vivantes. Dort werde entschieden, ob der Patient psychologische Behandlung brauche.

Haschisch und Marihuana werden aus der Cannabispflanze gewonnen. Das Rauschmittel zählt zu den sogenannten weichen Drogen und hat häufig eine beruhigende Wirkung. Es wird zumeist mit Tabak gemischt in einem sogenannten Joint geraucht. Schätzungsweise nimmt bundesweit jeder vierte Jugendliche regelmäßig Cannabis zu sich, in Berlin sollen es sogar mehr als 30 Prozent sein.

Wenn ein abhängiger Kiffer auf Konsum verzichten muss, könne es auch zu aggressiven Entzugserscheinungen kommen. „Ist nichts mehr zum Rauchen da, können einige durchdrehen“, sagt Bilke. Selbstmordphantasien gebe es gerade bei jungen Männern ebenso wie Verfahrlosungserscheinungen. „Stück für Stück verliert man eigene Interessen und damit Kontrolle über das eigene Leben.“ Da Cannabis entspannend wirkt, wachen Dauerkonsumenten ohne die Droge oft aus einem „gedämpften Dauerzustand“ auf.

Zahl der Alkoholvergiftungen um 50 Prozent gestiegen

Während Drogen wie Heroin seit Jahren eine abnehmende Rolle spielen, beobachten einige Experten eine Zunahme des Konsums nicht nur bei Cannabis. Chemische Drogen wie Kokain, Speed und Ecstasy werden heute früher konsumiert. Das Einstiegsalter liegt laut einer Studie des Landes Berlin bei derzeit 17 Jahren. „Der Bedarf an Entzugstherapien nimmt ganz klar zu“, heißt es aus Therapiezentren. Häufig kämen auch Eltern wegen des Drogenkonsums ihrer Kinder.

Doch auch legale Rauschmittel spielen in Berlin nach wie vor eine große Rolle. Untersuchungen zufolge trinkt jeder vierte der 12- bis 17-jährigen Berliner regelmäßig Alkohol. Seit 2007 ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Alkoholvergiftungen um 50 Prozent gestiegen.

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