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Stadtleben: Dumm gesprüht

An der East Side Gallery wurde ein Sprayer erwischt Er ist der Ex-Freund von US-Popstar Katy Perry

In den USA steht er in den Charts, in Deutschland vielleicht bald vor Gericht. Rapper Travie McCoy, Ex-Freund von Popstar Katy Perry, ist in der Nacht zu Donnerstag beim Graffiti-Sprühen an der East Side Gallery erwischt worden. Gleich mehrfach verewigte er sich mit blauer Farbe auf dem Mauerstück in Friedrichshain, übersprühte André Sécrits Bild „Du hast gelernt, was Freiheit heißt“ sowie Ditmar Reiters „oT“. Dann entdeckte ihn die Polizei. Sie nahm den 29-Jährigen und seinen Begleiter, der Schmiere stand, fest.

McCoy war in Berlin, um im Magnet Club aufzutreten. Über den Nachrichtendienst Twitter hatte er in der Nacht angekündigt, er werde die Berliner Mauer „definitiv besteigen, bevor wir heute Nacht die Stadt verlassen“. Eine Stunde später veröffentlichte er ein Beweisfoto, auf dem allerdings nur wenig zu erkennen ist, und twitterte stolz: „Ich musste es tun, der Teufel ist Schuld, jeder macht es!“

Das war bisher auch der letzte Eintrag, denn die Polizei war von der Kunstfertigkeit weniger begeistert, stellte die Sprühdosen sicher und nahm McCoy und seinen 28-jährigen Begleiter vorläufig fest. Beide mussten ein sogenanntes Sicherungsgeld in Höhe von 1200 Euro bezahlen, das sie offenbar gerade so zusammenkratzen konnten. Die Zahlung soll bei Personen ohne Wohnsitz in Deutschland verhindern, dass die Beschuldigten sich einfach absetzen. Wenn das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist, bekommen sie das Geld zurück. Sollten sie einfach verschwinden, wird das Geld für den möglichen Schaden und Verwaltungskosten aufgewendet, wie die Polizei mitteilte. Das bedeutet allerdings nicht, dass die beiden Erwischten im Land bleiben müssen. Gut für McCoy, denn bereits Donnerstagabend sollte er in Amsterdam auftreten. Ob er und sein Begleiter für das Verfahren wieder nach Deutschland zurückkehren müssen, würde dann ein Gericht festlegen, erklärte der Polizeisprecher.

Fast täglich beschmieren Touristen die East Side Gallery. Sie kritzeln Liebesbotschaften und Beweise ihrer Klassenfahrt nach Berlin auf die Mauer oder teilen der Welt mit, dass „noch mehr Mauern fallen“ müssen. Erst im November 2009 wurde die Gallery wiedereröffnet, zuvor war sie für zwei Millionen Euro saniert worden. Dafür malten die meisten der rund 100 Mauer-Künstler von 1990 ihre Bilder neu. Kani Alavi, Vorsitzender der Künstlerinitiative East Side Gallery, ist sauer. „Wenn einer anfängt, schmieren die anderen auch drauf rum“, ärgert er sich und fordert den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf, die Mauerteile besser zu überwachen und monatlich zu reinigen.

Wegen zu geringer Mittel für die Grünflächenerhaltung des Bezirks waren Reinigungen in diesem Jahr nicht finanzierbar. Vor sechs Wochen hatten Bezirk und Landesdenkmalamt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2500 Euro monatlich für die Reinigung beantragt, was zunächst abgewiesen wurde, sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz dem Tagesspiegel. Dennoch ist er zuversichtlich, noch in diesem Jahr die Gelder zugesprochen zu bekommen. Janina Guthke/

Christoph Spangenberg

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