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Stadtleben: Ein Bauwerk des Kalten Krieges

Hugh Stubbins und seine Kongresshalle

Als die Kongresshalle 1987 ein zweites Mal eröffnet wurde, beklagte der damalige Landeskonservator Hartmut Engel, dass ihre baugeschichtliche Bedeutung noch nicht wissenschaftlich untersucht sei. Diese Lücke ist nun geschlossen. Der Architekt Steffen de Rudder von der Bauhaus-Universität Weimar hat sich nach Harvard begeben, um dort das Archiv des Urhebers Hugh Stubbins auszuwerten, und hat eine kompakte Arbeit abgeliefert. In einem biografischen Kapitel charakterisiert er den Architekten, der als Assistent von Walter Gropius in Harvard den Prozess der Modernisierung der amerikanischen Architektur miterlebte und später zu einem der namhaftesten US-Architekten wurde. De Rudder ging es nicht nur um den Bau selbst und die Geschichte seiner von Anbeginn umstrittenen Konstruktion. Die Kongresshalle, Geschenk der USA zur Interbau 1957, ist ein Kind des Kalten Krieges und war bewusst als Symbol der freien westlichen Welt initiiert worden. Der Autor berichtet deshalb auch, zuweilen anekdotenhaft, wie es zu der Bauentscheidung kam, die im Wesentlichen von Eleonor Dulles, der Berlinbeauftragten der US-Regierung, forciert worden war.

Das Buch, entgegen dem missverständlichen Titel Quintessenz einer Doktorarbeit über die Kongresshalle, ist ein Stück Baugeschichte im besten Sinn, weil wichtiges Kapitel der Berliner Nachkriegsgeschichte, angenehm, lesbar und gut bebildert und sollte im Berlinregal nicht fehlen. Falk Jaeger

— Steffen de Rudder: Der Architekt Hugh Stubbins – Amerikanische Moderne der fünfziger Jahre in Berlin. Jovis Verlag, Berlin. 190 Seiten, 220 Abbildungen, 32 Euro

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