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Eröffnung in Berlin: Wowereit: Moschee steht für Toleranz

Die Ahmadiyya-Gemeinde eröffnet ihr umstrittenes Gotteshaus in Pankow. Neben dem Regierenden Bürgermeister warb auch Bundestagsvizepräsident Thierse für den Dialog.

Begleitet von viel Zuspruch, aber auch einzelnen Protesten hat die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde am Donnerstagabend im Pankower Ortsteil Heinersdorf die erste repräsentative Moschee in Ostdeutschland eröffnet. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beglückwünschte die Gemeinde zum Bau und zur Einweihung der Khadija-Moschee.

Sie "steht für religiöse und kulturelle Toleranz in unserer Stadt". Angesichts des seit zweieinhalb Jahren andauernden Konflikts um die Moschee appellierte Wowereit an die in Berlin etwa 200 Mitglieder zählende Gemeinde, auch weiterhin ihren Beitrag dazu zu leisten, "dass Menschen unterschiedlicher Religionen und Herkunft im Dialog miteinander sich besser kennenlernen und Vorurteile abbauen". An dem abendlichen Festakt nahm Wowereit allerdings wegen eines Treffens zur Finanzkrise im Bundeskanzleramt nicht teil.

Rund 200 geladene Politiker, Vertretern aller großen Religionsgemeinschaften, Unterstützer und Nachbarn der Moschee feierten die Eröffnung im mit Koranversen geschmückten Kuppelsaal des Gotteshauses, verfolgt von Dutzenden Journalisten und Kamerateams aus aller Welt. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) begrüßte den Bau als Ausdruck der Religionsfreiheit in Deutschland und appellierte an Nachbarn und Gegner der Moschee, aber auch an die Ahmadiyya-Gemeinde, sich mehr um gegenseitiges Verständnis zu bemühen.

Das weltweite Oberhaupt der Gemeinschaft, der aus London angereiste Kalif Mirza Masroor Ahmad, dankte den Gästen und den Politikern, die die Moscheepläne gegen die Proteste der vergangenen zweieinhalb Jahre verteidigt haben. Er betonte die Loyalität seiner Gemeindemitglieder gegenüber Deutschland und kündigte an, dass man auch für die Moscheegegner beten werde: "Mögen sie die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde als echte deutsche Mitbürger akzeptieren lernen." Die Gemeinde hat nach eigenen Angaben in Deutschland 30.000 Mitglieder.

Manche Nachbarn und organisierte Gegner der Moschee in der Tiniusstraße machten auch am Eröffnungstag aus ihrer Ablehnung keinen Hehl. Am Abend demonstrierte die Bürgerinitiative Ipahb (Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger) gegen die Moschee. Einige hundert Menschen versammelten sich hinter Transparenten mit Parolen wie "Gegen Missbrauch der Religionsfreiheit". Darunter war auch der frühere CDU-Kreisvorsitzende René Stadtkewitz, außerdem nach Polizeiangaben 20 bis 30 Anhänger der rechtsextremen Szene. Der jetzige Pankower CDU-Vorsitzende Peter Kurth hatte allerdings den Aufruf für eine gegen die Antimoschee-Kampagne der NPD gerichtete Veranstaltung mitunterzeichnet, die auf der anderen Seite der Tiniusstraße stattfand. An dieser Kundgebung für Toleranz nahmen laut Polizeiangaben rund 50 Menschen teil. Die Polizei war mit 500 Beamten im Einsatz, bis zum späten Abend blieb alles friedlich. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bezeichnete die gegen die Moschee protestierende Ipahb als "Bündnis ängstlicher Bürger", die keine Ansammlung von rechtsextremistisch denkenden Menschen sei. Auch wenn die Ausrichtung der Ahmadiyya-Gemeinde Körting selbst "zu orthodox" sei, gehe von ihr allerdings "keine Gefahr" aus.

Am heutigen Freitag ist in der 1,7 Millionen Euro teuren Moschee, die den Namen der Ehefrau des Propheten Muhammad, Khadija, trägt, das erste Freitagsgebet mit 500 Gästen vorgesehen.

André Görke

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