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Eröffnungsfeier: US-Botschaft: Neu entflammte Freundschaft

Lebensfreude, Mitgefühl und Pathos: Mit der feurigen Beschwörung amerikanischer Tugenden startet die US-Botschaft in die Zukunft.

Von Gänsehaut-Gefühlen verstehen die Amerikaner mehr als alle anderen. Als zum Abschluss des Festakts zur Eröffnung der US-Botschaft am späten Freitagabend das Feuerwerk gezündet wird, kommen diejenigen VIPs, die nicht zu einem besonderen kleinen Empfang auf dem Dach geladen sind, aus der Botschaft wieder hinaus auf den Pariser Platz und schauen nach Westen. Dort, hinter dem Tor, steigen Feuerblumen in den Himmel. Genau da hatte der an diesem Abend von allen Rednern zitierte Ronald Reagan gestanden und „Open this Gate“ gesagt, an einem sonnigen Junitag vor 21 Jahren.

Und genau diese Worte hallen, unterlegt mit Musik, immer wieder über den Platz, abwechselnd mit Martin Luther Kings „I Have a Dream.“ Der amerikanische Traum, dass mit großen Visionen Großes erreicht werden kann, ist an dieser Stelle aufgegangen. Und die Feuerwerksshow am Ende des großen Regens macht, dass man es jetzt auch fühlt.

Dass viel von der Kritik an dem Gebäude eben auch aus Sorge um den amerikanischen Traum von Freiheit und Offenheit kommt, wird bei den Gesprächen im großen Saal, in dem man schon das Richtfest gefeiert hatte, ganz deutlich. Der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) spricht überraschend nachdrücklich von seiner Hoffnung, dass dies „eine offene Botschaft für die Bürger“ werde. „Ich glaube nicht, dass der Himmel weint, sondern die Fruchtbarkeit der transatlantischen Beziehungen signalisiert“, fügt er mit Blick aufs Wetter hinzu. Die Chefin der Senatskanzlei, Barbara Kisseler, bedauert, dass die Botschaft „architektonisch nicht die Offenheit ausdrückt, für die Amerika glaubt zu stehen.“ Dem Chef der American Academy, Gary Smith, gefällt seine Botschaft: „Bescheiden. Repräsentativ. Respektvoll.“ Der italienische Botschafter Antonio Puri Purini urteilt milde, angesichts der 3000 Jahre Kulturgeschichte, die sich, wie er unterstreicht, in seiner eigenen Botschaft spiegeln. Ihm gefalle die Botschaft, „weil sie ein Land zeigt, das zu Europa steht“.

Die Gastgeber des Amerikafestes, Botschafter William Timken und seine Frau Sue, haben sich auch auf unkonventionelle Art bemüht, die transatlantischen Beziehungen mit jungem Leben zu füllen, zum Beispiel mit „Dancing to Connect“, einer Show, die im Rahmen der am Sonnabend fortgesetzten Eröffnungsfeiern zwei international renommierte New Yorker Tanzgruppen und 100 Berliner Schüler mit teils schwierigem sozialen Hintergrund zusammen geführt hat. Lebensfreude, Mitgefühl und Pathos sind amerikanische Tugenden, die sich unterschiedlich ausdrücken. Auch in der viel gelobten Rede des früheren US-Präsidenten Bush, der wiederholt die Parole der Luftbrückenflieger zitierte, nach der sie ohne Rücksicht auf das Wetter ihre Flüge unter allen Umständen durchzogen.

Nun müssen sich die neuen Nachbarn am Pariser Platz zusammenrütteln. Ilka Hartmann von der Commerzbank hofft, dass es jetzt etwas ruhiger wird auf dem Pariser Platz und „nicht jeder mehr alles machen kann“. Der britische Botschafter Sir Michael Arthur deutet an, dass ein gemeinsames Dinner im Adlon geplant sei. Die Franzosen haben nicht, wie die anderen Nachbarn, ein „Welcome“-Banner ausgehängt, sondern selbstbewusst eines, auf dem „Bienvenue“ steht.

Keines der Häuser stünde dort freilich ohne die am Eröffnungsabend von William Timken, George Bush sen. und Angela Merkel beschworenen Meilensteine der deutsch-amerikanischen Freundschaft und jener amerikanischen Werte, die mit der Feuerwerks-Show repräsentieren werden sollen. Sie stehen auf Kärtchen, die jeder Gast an einem blauen Sternenband um den Hals trägt: „Leidenschaft, Integration, Treue, Tradition, Liebe, Freiheit, Vertrauen, Gleichheit, Unabhängigkeit.“

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