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Fanmeile: Vor dem Tor geht’s rund

Am Dienstag beginnt die große Fußballparty auf der Fanmeile - mit viel Musik und mehr Platz als geplant. Denn nun können sich 500.000 Besucher vor den Videoleinwänden tummeln, um am Mittwoch Deutschland gegen Türkei zu sehen.

Ein Ameisenhaufen ist eine ziemlich verschnarchte Angelegenheit gegen das, was sich am Montag auf der Westseite des Brandenburger Tores abspielte: Stapler stapeln, Gerüststangen klappern, Videowandteile schwingen an Stahlseilen im Wind, Polizisten schleppen Absperrgitter, Toilettenhäuschen stehen Spalier und Getränkekästen türmen sich bis auf Wurstbudendachhöhe. Es wird Fanmeile auf der Straße des 17. Juni – jeden Tag ein bisschen mehr.

Nachdem die Behörden das Fanfest erst ganz vereitelt haben, sind sie jetzt umso großzügiger: Am Montagmorgen ist den Veranstaltern auch der Abschnitt von der Yitzhak-Rabin-Straße bis zum Kleinen Stern für die Party zur Verfügung gestellt worden. Damit verdoppeln sich Länge und Kapazität der Meile: 500 000 Menschen passen nun darauf. Wenn die Sponsoren es wünschen und bezahlen, könnte am Wochenende sogar noch angebaut werden bis zum Großen Stern. Der ist zwar am Sonnabend für den Christopher Street Day reserviert, aber zum Finale am Sonntag wäre dann Platz für maximal eine Million Besucher.

Der Pressemann des Hauptsponsors Coca Cola verbreitete gestern zumindest krawattentechnisch schwarz-rot-goldenen Optimismus. Außerdem elektrisierte er die Journalisten mit einer Videobotschaft von Teammanager Oliver Bierhoff, die mit den Worten endete: „… und dann sehen wir uns in Berlin wieder“. Die Mannschaft sei herzlich eingeladen. Wenn sie komme, dann wohl am Montag, hieß es. Das Weitere dürfte vom Resultat des Spiels am Mittwoch abhängen.

Veranstalter Willy Kausch gab sich gestern überzeugt, dass es auch bei dieser potenziell heiklen Begegnung auf der Fanmeile keine Randale geben werde. Feuerwerkskörper und Glasflaschen sind verboten und sollen bei den Einlasskontrollen aussortiert werden. 450 Ordner und eine enge Zusammenarbeit mit der Polizei sollen die Party sicher machen – auch in Krisenfällen, etwa bei allzu großem Andrang oder nach zu Unrecht gegebenen Elfmetern. Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening hält die Sorge vor Sicherheitsproblemen beim Halbfinalspiel ohnehin für unangebracht. Und die Polizei gibt sich angesichts der bisher friedlich verlaufenen EM-Parties in der Stadt ebenfalls gelassen.

Heute Nachmittag dürfen Besucher schon zu einer Art Generalprobe auf die Fanmeile kommen, wobei außer eher unbekannten Bands und Radio-DJs zunächst nicht allzu viel geboten wird. Ab Mittwoch ist dann von 10 bis 24 Uhr geöffnet. Die Spiele werden auf drei Leinwänden (die mit 80 Quadratmetern größte steht auf Höhe des russischen Panzers) übertragen, und an den spielfreien Tagen treten viele Künstler auf. Zugesagt haben beispielsweise schon Rednex („Cotton Eye Joe“), Emilia, Hot Banditoz, Die Fraktion, Muhabbet, Massiv, Cosmonautix und Artisten des Chamäleon-Varietés. Mit weiteren Künstlern und Promis sei man im Gespräch – auch mit türkischen.

Wie schon bei der WM 2006 ist der Eintritt frei, das Austreten dagegen kostenpflichtig. Die Toilettengebühr beziehungsweise deren Vermeidung hatte den Tiergartengewächsen vor zwei Jahren einen schweren Urinschock versetzt, aber die Veranstalter sagen: ohne Gebühr kein Service; verdreckte Gratistoiletten seien nicht besser als saubere mit Gebühr.

Ordnung muss sein, und gewarnt wird, wie überall üblich, auch. Diesmal wird die Fachstelle für Suchtprävention ihr Zelt zwischen den Getränkeständen aufschlagen und vor dem übermäßigen Genuss alkoholischer Getränke sowie vor dem Rauchen warnen. Und die Lottogesellschaft warnt vor Spielsucht.

Nicht gewarnt werden muss dagegen vor dem Wetter. Am Mittwochabend sind nach Auskunft von MC-Wetter zwar Schauer möglich, aber ab Donnerstag soll es bei steigenden Temperaturen trocken bleiben und am Wochenende zwar schwülwarm werden, aber alles in allem, sagen wir: sommermärchenhaft.

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