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Fashion Week

© Doris Spiekermann-Klaas

Fashion Week: Runter vom Laufsteg

Mit der Schau der besten Berliner Nachwuchsdesigner schloss die erste internationale Fashion Week in Berlin. Das Label Kaviar Gauche gewann den „New Generation Award“ und wird eine Kollektion für Karstadt entwerfen.

Die Plattform funktioniert – jetzt muss sie nur noch genutzt werden. Und ein Laufsteg durch das Brandenburger Tor macht halt noch keine richtige Modewoche. Es müssen auch die richtigen Designer ihre Kollektionen zeigen.

Wo die Stärke des Standorts liegen könnte, zeigte erst die letzte Schau der Modewoche am Sonntagmorgen: Endlich sahen die Gäste Mode von Berliner Designern. Lala Berlin, Macqua, Talkingsmeanstrouble und Kaviar Gauche waren die Finalisten des New Generation Awards, der von Karstadt ausgeschrieben worden war. „Hey Fashionistas! Schon mal die Turnschuhe angeschnallt und diesmal bei Karstadt Schlange stehen!“, forderte Moderatorin Susan Atwell die Gäste auf, denn der Gewinner des Nachwuchswettbewerbs darf eine Kollektion für den Warenhauskonzern entwerfen. Die Jury aus Modefachleuten entschied sich für Kaviar Gauche. Doch man hat schon glücklichere Gewinner gesehen als die beiden Designerinnen, die „sich der großen Verantwortung bewusst“ sind, den dieser Preis mit sich bringt, sagte Johanna Kühl.

Der Preis wurde als große Ehre verkauft, dabei sind alle vier Labels, die ins Finale kamen, keine unbekannten Anfänger mehr, sondern werden international in angesehenen Geschäften verkauft. Es hätte der Modewoche gut getan, wenn die Organisatoren sie in den ganzen normalen Schaukalender integriert hätten. Modisch gesehen wäre es eine Bereicherung gewesen. Eigentlich hätte auch C.Neeon zu den Finalisten des New Generation Awards gehört, doch das Designerduo hatte sich kurzfristig zu einer Art Gegenveranstaltung im Jugendzentrum Casiopeia entschieden, „weil die Rahmenbedingungen für die Teilnahme einfach nicht stimmten“. In Friedrichshain zeigten sie neben Kletterwand und Würstchengrill die graphisch und farblich aufregendste Mode der vergangenen Tage.

Kurz danach hielt der neue Berliner Modekönig und Ex-Chefdesigner von Adidas Michael Michalsky am Brandenburger Tor Hof. Dass er Geld verdienen will, sah man seiner hochprofessionellen, aber nicht gerade spannenden Kollektion an. Im Herbst wird er den Realitätstest bestehen müssen, wenn seine erste Kollektion in die Läden kommt.

Neben den Schauen am Brandenburger Tor nutzen viele Besucher die Gelegenheit, sich in den Ateliers und Showrooms der Berliner Designer umzuschauen. Bei „Von Wedel & Tiedeken“ in Mitte mussten die Models nicht in Reih und Glied über den Laufsteg marschieren. Es gab Bier aus einer mit Eiswürfeln gefüllten Tonne, die Models mischten sich unter die Gäste und beantworteten Fragen zu den Stücken, die sie präsentierten. Fünf Outfits zeigten die Designerinnen – allesamt tragbare, hochwertig verarbeitete Stücke. Die Schmuckdesignerin Sabrina Dehoff zeigte gleichzeitig in einem Hinterhof in Mitte einen Film zu ihrer Schmuckkollektion „Epigenetics versus Atomists“, den Nicolette Krebitz und Jonas Weber Herrera für sie gedreht hatten. Im Hof tobten Kinder und als eine der Vitrinen zu Bruch ging, wurde sie mit einem Fußball abgestützt – ganz unkompliziert.

Auch die Avantgardemesse Ideal im Café Moskau lud am Sonnabend zu einer Präsentation mit internationaler Besetzung in die Bützow-Brauerei in Prenzlauer Berg. Die Schwedin Sandra Backlund zeigte komplizierte Makramees aus fingerdicker Wolle und der Franzose Eric Lebon ein Cape aus einem knallblauen Fallschirm.

Im Laufstegtrubel ging das Messegeschäft ein wenig unter: „Es ist sehr ruhig hier", sagte Nora Abrahamczyk von der Marke „Whyred“, einem von 700 Labels auf der Premium. Obwohl die Messe die geeignete Plattform sei, ist sich auch Claudia Schneider vom italienischen Label Patrizia Pepe nicht sicher, ob sie wiederkommt.

Auch die sieben Berliner Modeschulen wollten Teil der Fashion Week sein und präsentierten die Abschlussarbeiten ihrer Studenten. Doch da viele Veranstaltungen sich überschnitten, schafften es nur wenige Fachleute auch noch zu den Schauen der Modeschulen. Eine vertane Chance, denn gebündelt an einem Abend und Ort hätte die Mode des Berliner Nachwuchses zu einem weiteren Höhepunkt der Fashion Week werden können.

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