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Tempelhof

© Cinetext

Flughafen Tempelhof: Hollywood im Hangar

Der Flughafen Tempelhof könnte nach seiner Stilllegung als Filmstudio genutzt werden. Die Nachfrage ist da – wie viele Drehs der Vergangenheit beweisen. Auch internationale Filmprojekte wurden mit Hilfe des Flughafens bereits realisiert.

Die Hangars hatten es ihm angetan, noch im Jahr nach den Dreharbeiten schwärmte der Regisseur von Tempelhof: „Such a perfect location.“ Dabei war es für John Schlesinger im Sommer 1992 mit „fürchterlichen Schwierigkeiten“ verbunden gewesen, für den militärischen Teil des Flughafens die Genehmigung zu „… und der Himmel steht still“ zu bekommen. Anfangs hatten die Amerikaner Ja gesagt, dann aber, nach genauerem Studium des Drehbuchs, widerrufen.

Auch solche Turbulenzen gehören zur reichen cineastischen Vergangenheit Tempelhofs. Sie wurde in der Debatte um die Zukunft des Flughafens stets nur am Rande beachtet, hat sich aber plötzlich in den Vordergrund geschoben. Denn zu dem unlängst von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vorgestellten Nutzungskonzept gehört auch ein „Tempelhofer Forum“ für die Medien- und Kreativwirtschaft. Als erster potenzieller Nutzer hat die Studio Babelsberg AG den Finger gehoben, verhandelt auch bereits über den Hauptaktionär, die Filmbetriebe Berlin Brandenburg, mit der Senatskanzlei.

Als Drehort bewährt

Werden also die 300.000 Quadratmeter Hangarflächen künftig zu Filmstudios umgewidmet? Dies wäre in Tempelhof nichts Neues, als Handlungs-, Dreh- und Premierenort hat sich der Flughafen oft bewährt, für den ZDF-Zweiteiler über die „Wilhelm Gustloff“, den Stauffenberg-Film „Valkyrie“ wie dann doch auch für den Thriller John Schlesingers, dessen beharrlichem Drängen die Amerikaner schließlich nachgaben – der Imageschaden bei einem Drehverbot wäre wohl zu peinlich gewesen. Verständlich war ihr Zögern, stand doch im Mittelpunkt der fiktiven Geschichte der reale Bau des Spionagetunnels, den Amerikaner und Briten in den fünfziger Jahren von Rudow nach Altglienicke gebuddelt hatten, um sowjetische Telefonleitungen anzuzapfen. Wie auch immer, die nächtliche Abschiedsszene mit Isabella Rossellini, Anthony Hopkins und Campbell Scott wurde bei der US Air Force in Tempelhof gedreht, mit Blick auf die startbereite Maschine samt dramatisch kreisenden Propellern – wie in „Casablanca“.

Da hatte es Joseph Vilsmaier fünf Jahre später leichter: Keine Amerikaner mehr in Tempelhof, und die deutschen Behörden waren seinem Projekt „Comedian Harmonists“ von Anfang an gewogen. So konnte der Regisseur die sechs Hauptdarsteller ohne Probleme übers Vorfeld zu einer Ju 52 marschieren lassen, mit der sie zu einer Tournee aufbrechen sollten.

Im Frühjahr 2005 kehrte Amerika noch einmal zurück. Stapel von Kohlesäcken, Carepaketen und Holzkisten mit US-Air-Force-Aufschrift wurden in Hangar 1 entladen, auch drei echte Rosinenbomber gehörten zur Dekoration. Sat 1 hatte die Luftbrücke für sich entdeckt, drehte am Originalort einen Zweiteiler mit Ulrich Tukur als General Lucius D. Clay und Heino Ferch als fiktivem General Philipp Turner, der dem Organisator der Luftbrücke, William H. Tunner, nachempfunden war.

Hollywood feierte im Flughafen

Schon kurz nach ihrem Ende war die Luftbrücke von US-Regisseur George Seaton in Tempelhof verfilmt worden, 1949 in „The Big Lift“ mit Montgomery Clift als Protagonisten. In den übrigen Rollen spielten die Jungens von der US Air Force sich selbst, samt der Maschinen, die zuvor den Berlinern die Rosinen gebracht hatten. Szenen, die auf dem Rollfeld oder in der Abflughalle spielen, gibt es schließlich in Billy Wilders „Eine auswärtige Affäre“ und „Eins, zwei, drei“ – gedreht wurden sie aber in Amerika.

Auch in der Tempelhofer Eingangshalle haben sich schon Filmdramen abgespielt. 2004 huschte Matt Damon für „Die Bourne Verschwörung“ an den Abfertigungsschaltern vorbei. 41 Jahre vorher hatte Will Tremper in „Die endlose Nacht“ eine Gruppe Passagiere auf dem wegen Nebels geschlossenen Flughafen stranden lassen. Beim Deutschen Filmpreis regnete es Preise: dreimal Filmband in Gold, einmal in Silber.

Für die Gala zum Deutschen Filmpreis 1997 wurde ein Hangar als Ort der Preisverleihung genutzt, was so gut klappte, dass einige Monate später der Europäische Filmpreis folgte. Zur Berlinale 2007 wurde der schwul-lesbische Filmpreis in Tempelhof vergeben. Auch Hollywood hat dort schon gefeiert, 2001 zur Deutschlandpremiere von Michael Bays Blockbuster „Pearl Harbor“, mit Josh Hartnett und Kate Beckinsale im Hangar und einem B-25-Bomber auf dem Vorfeld. Solche Partydekoration ist nach Schließung des Flughafens ausgeschlossen.

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