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Fotoausstellung: Jenseits des Glücks

In der Urania, ein paar Schritte nur von der Tauentzienstraße, sind eindrucksvolle Bilder zu sehen: Fotos von Brennpunkten der Welt, wo Menschen Hilfe brauchen.

Mit Kühle und Nebel wächst der Wunsch nach Heimeligkeit und einer guten Tasse Tee in einem gemütlichen Café. Die Ersten bereiten sich auf die Adventstage vor, mancher beginnt sogar mit Weihnachtseinkäufen. Wir könnten die Welt um uns vergessen. Doch in Berlin können wir uns – fast nebenbei – auch an die erinnern, die weit weg von all dem sind, manchmal aber nicht mal geografisch.

In der Urania, ein paar Schritte nur von der Tauentzienstraße, sind eindrucksvolle Bilder zu sehen: Fotos von Brennpunkten der Welt, wo Menschen Hilfe brauchen. Die Organisation Ärzte der Welt und der Vorsitzende der deutschen Sektion, der Berliner Medizinprofessor Heinz-Jochen Zenker, haben die Bilder nach Berlin gebracht. Es sind ausgewählte Fotos des jährlichen Wettbewerbs zu Ehren des Fotografen Luis Valtueña, der 1997 bei einem Einsatz für die Hilfsorganisation in Ruanda ums Leben kam, und weiterer gestorbener Kollegen. In der ersten Etage der Urania sind sie zu sehen: die misstrauisch in die Kamera des Iren Andrew McConnell blickenden Flüchtlinge im Ost-Kongo, die seit Jahren keine Ruhe vor marodierenden Milizen und Soldaten finden. Der scheue nackte Junge mitten auf der Straße in der Dominikanischen Republik, Opfer des Hurrikans Dean, den der Chilene Orlando Barria Maichil fotografieren konnte, bevor seine Kamera vor der Nässe kapitulierte. Oder das an den Armen verstümmelte kenianische Mädchen Nai, das im Alter von nur drei Monaten in eine offene Feuerstelle gefallen war – fotografiert von Lyle Owerko aus den USA.

Aber so weit weg sind manche Fotos gar nicht entstanden. Auch die auf Lampedusa auf ihr Glück hoffenden Menschen sind zu sehen. Bilder von Menschen, die Hilfe brauchen, von denen wir aber meist nichts erfahren. Eine halbe Stunde zwischen den Einkäufen bringt jeden Besucher in eine andere Welt. Zum Nachdenken. Das kann man in Ruhe anschließend auch in der Cafeteria beim Tee oder Latte. Ingrid Müller

„Vergessene Krisen im Fokus“, bis 31. Oktober in der Urania, Mo – Fr 14.30 bis 20.15 Uhr, Sa/So 15 bis 20 Uhr.

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