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Fundgrube der Post: "In Briefkästen landet alles mögliche"

Sie sind gelb und stehen überall: 2400 Briefkästen gibt es in Berlin. Doch nicht immer landen Kuverts und Karten im dünnen Schlitz. Manchmal werfen Kinder Spielzeug hinein, oft landen Schlüssel darin. Das alles wird fein aussortiert – und mit etwas Glück zurückgeschickt.

Ein dicker Umschlag lag im Briefkasten. Absender: Deutsche Post. Als die Adressatin das weiße Kuvert öffnete, traute sie ihren Augen nicht: Darin lag ihre schwarze Ausweistasche unter anderem mit Fahrzeugpapieren und dem Führerschein, dem Segel- und Surfschein. Die Unterlagen hat sie schon vermisst. Zu verdanken hatte die Frau aus Kreuzberg diese erfreuliche Postsache dem Servicecenter der Deutschen Post in Marburg. „Wenn Sie wüssten, was die Leute in einer Großstadt wie Berlin alles in die Briefkästen werfen“, sagte dort ein Mitarbeiter, „wir haben hier Fundsachen wie Ausweisetuis, aber auch jede Menge Schlüssel, Teddybären und MP3-Player.“ Das alles landet in den Postsäcken der Berliner Postmitarbeiter und wird in den vier Briefverteilzentren der Stadt ausgesiebt.

Rund 2400 gelbe Briefkästen stehen insgesamt in Berlin, sagt Postsprecherin Barbara Scheil. Während die Post ihre traditionellen Postämter schließt, will sie bei den Briefkästen zulegen: Vor allem in jenen Kiezen, in denen man älteren Menschen keine lange Wege zumuten will und in Gegenden, in denen viele Gewerbetreibende Briefe und Waren verschicken, sollen noch mehr Kästen aufgestellt werden. 3000 sollen insgesamt bald in der Stadt sein. In Berlin und Brandenburg beliefert die Post insgesamt 2,5 Millionen Haushalte – täglich rauschen 6,2 Millionen Briefsendungen durch die Sortiermaschinen. Doch dort fallen dann längst nicht allein Karten und Briefe an.

„In Briefkästen landet alles mögliche“, sagt Postsprecherin Scheil – das meiste versehentlich. Da werfen Berliner Post ein, und der Hausschlüssel rutscht mit durch den Schlitz. Weil sich im Marburger Servicecenter etliche Schlüsselbünde ansammeln, empfehlen die Mitarbeiter dort den Berlinern, die Nummern der Schlüssel zu notieren, um sie im Falle eines Verlustes ausfindig machen zu können. „Mitunter haben die Leute auch Unterlagen in der Hand, die gar nicht für die Post gedacht waren, die aber mit in den Kasten hineingleiten“, sagt die Postsprecherin. Und Kinder würden gern Spielzeug durch den Schlitz stecken.

Zudem komme es vor, dass Straftäter nach Diebstählen ausgeräumte Portemonnaies oder Ausweistaschen in Briefkästen entsorgen. Auch, weil sie wissen, dass der Rest den Besitzern zugänglich gemacht wird. Auch dann nehmen die Servicemitarbeiter der Post in Marburg die Mühe auf sich, die Besitzer ausfindig zu machen – und schicken die Fundsache gratis zu. Die meiste Zeit sind sie aber damit beschäftigt, bei falsch adressierten Briefen oder Sendungen mit leerem Adressfeld den Absender oder den Empfänger ausfindig zu machen. Darüber hinaus treten Probleme auf, wenn Berliner oder Brandenburger die Sendungen nicht zweckgemäß verpacken.

Wenn der Inhalt beispielsweise eine harte Konsistenz besitzt, das dünne Kuvert aber nicht gepolstert ist – die Leute also beispielsweise eine Krankenkassenkarte oder eine CD nur in einen weißen dünnen statt in einen wattierten Umschlag packen – dann können die Sortiermaschinen so etwas schon mal versehentlich aufreißen. Auch dieser Inhalt landet dann auf den Tischen der rund 200 Mitarbeiter in Marburg, sagt Postsprecher Thomas Kusch. Die beschäftigen sich täglich mit 16 000 fehlerhaften Sendungen – sowie 2000 Fundsachen wie Zahnspangen, teuren Stiften oder Kondompackungen. Das alles landet in den deutschlandweit 108 000 Briefkästen. Die werden manchmal eben unfreiwillig zu Fundbüros der Post.

Wer etwas vermisst und es bei der Post vermutet, kann sich bei folgenden Rufnummern erkundigen: 0180 225 255 0 oder 0180 2 3333. Im Internet: www.deutschepost.de

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